Eine Krone für Alexander (German Edition)
beschlossen, Amyntas mit
Kynnana zu verheiraten. Die Hochzeit soll im Frühjahr sein.“
Ruckartig lehnte Alexander sich zurück und starrte sie an,
zu schockiert, um etwas sagen zu können. Zufriedenheit breitete sich auf ihrem
Gesicht aus, während sie seine Reaktion beobachtete. „Verstehst du, was das
bedeutet? Wenn die beiden Söhne haben sollten, kann Philipp Amyntas zu seinem
Erben machen und damit zugleich seinen eigenen Nachkommen den Thron sichern.“
Jetzt, wo es ihr gelungen war, ihn aus der Fassung zu
bringen, ließ sie die Pose der Gelassenheit von einem Augenblick zum anderen
fallen. Sie sprang auf und begann, hektisch auf und ab zu gehen. „Kynnana war
schon immer ehrgeizig! Seit deine Großmutter tot ist, nennt Audata sich
offiziell Eurydika, wusstest du das schon? Die beiden haben nur ein Ziel: dass
Kynnana eines Tages Königin wird.“
Sie blieb stehen und sah
triumphierend auf ihn herab. „Glaubst du mir endlich? Du kannst Philipp nicht
vertrauen! Ich bin die Einzige, auf die dich verlassen kannst. Der einzige
Mensch auf der Welt, der immer auf deiner Seite stehen wird!“
Obwohl es noch Winter war, tauchte überraschend der König
mit seinem Gefolge in Mieza auf. Er wollte die Fortschritte der Königsjungen
begutachten und die Gelegenheit zu einem Jagdausflug in die Umgebung nutzen.
Die Jahreszeit war dafür eher ungewöhnlich, doch das Wetter war annehmbar, zwar
kalt, aber trocken, und die beständig scheinende Sonne machte die niedrigen
Temperaturen erträglich. So ritt der König mit seinen Hetairen in den Bermion,
und die Königsjungen hatten die Ehre, sie begleiten zu dürfen. Zwei Tage lang
hallten die Hügel wider von den Rufen der Jäger und dem Gebell der Hunde,
während die Königsjungen hinter dem König herritten, die Netze für ihn
spannten, ihm die Beute zutrieben und die Gelegenheit nutzten, sich unter
seiner Nase durch weidmännische Glanzleistungen auszuzeichnen.
Am Morgen des dritten Tages unterhielten sie den König und
seine Gäste durch Schaukämpfe und Reiterspiele. Philipp lehnte zusammen mit
einem Trupp anderer stolzer Väter an der Absperrung des Reitplatzes und
verfolgte die Darbietung mit sichtlicher Zufriedenheit. Nach einiger Zeit
winkte einer der älteren Königsjungen Alexander heraus. Er sprang vom Pferd,
überließ dem Jungen die Zügel und ging zu seinem Vater hinüber. Eine Zeitlang
sahen sie Seite an Seite schweigend dem Spiel zu.
Dann sagte Philipp: „Ist das da nicht Amyntors Junge? Wie
war sein Name noch mal?“
„Hephaistion.“
„Ach ja, Hephaistion.“
Hephaistion beugte sich tief über die Kruppe seines Pferdes,
holte mit dem Schläger aus und beförderte den Ball mit einem gut gezielten
Schlag weit aus der Reichweite des Gegners.
„Ist groß geworden, der Junge“, sagte Philipp, und nach kurzer
Pause: „Und hübsch. Ist mir schon im Sommer aufgefallen.“ Sein Tonfall klang
beiläufig. Dann, wie aus dem Hinterhalt: „Schläfst du mit ihm?“
Alexander brauchte einen Augenblick, um seine Überraschung
in den Griff zu bekommen, dann erwiderte er frostig: „Ich bin sicher, du bist
über alles, was in Mieza vor sich geht, bestens informiert.“
„Worauf du dich verlassen kannst!“ Philipp warf ihm einen
Blick von der Seite zu und zwinkerte anzüglich mit seinem Auge. Dann lachte er
auf seine charakteristische, dröhnende Art. „Immerhin hast du einen guten Geschmack!“
„Das kann man nicht von allen hier behaupten“, bemerkte
Alexander spitz.
Philipps Grinsen war wie weggewischt. „Was soll das jetzt
wieder heißen? Ist das eine dumme Anspielung auf meine Hochzeit mit Meda?“
Alexander zuckte mit den Achseln. „Was erwartest du von
mir?“
„Ich erwarte von dir, dass du dich aus meinem Privatleben
heraushältst! Wen ich heirate, geht dich nichts an.“
„Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn du mich mit Rivalen
um den Thron eindeckst.“
„Noch ist es ja nicht so weit. Und außerdem: Konkurrenz belebt
das Geschäft, eine Binsenweisheit.“ Philipp schlug seine Handfläche auf den
Balken der Absperrung, und der Ring an seinem Finger blitzte auf. „Du willst
ihn haben? Dann streng dich an! Wenn ich dir den einen oder anderen Mitbewerber
beschere, musst du eben etwas mehr tun, um ihn zu ergattern. Dann hättest du
wenigstens die Gewissheit, dass du ihn dir selbst verdankst. Wäre das nicht ein
gutes Gefühl?“
„So, wie du es hattest, als du deine Halbbrüder umgebracht
hast?“
Der König schlug mit der Faust auf
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