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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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umgekehrt. Die Thebaner machen bei nichts mit, bei dem die
Athener oder die Spartaner dabei sind. Und was den traurigen Rest betrifft …“
Er knüllte ein imaginäres Stück Papyros zu einer ebenso imaginären Kugel und
tat, als werfe er sie über seine linke Schulter.
    Philipp ergriff wieder das Wort. „Mit den Thebanern bin ich
bisher gut ausgekommen. Du weißt ja, dass ich einmal als Geisel in Theben war,
und aus dieser Zeit verfüge ich dort noch über gute Kontakte. Aber was viel wichtiger
ist: Die Thebaner waren die Erzfeinde der Phoker und heilfroh, dass ich sie
ihnen vom Hals geschafft habe. Außerdem hassen sie die Athener zu sehr, um mit
ihnen gemeinsame Sache zu machen. Parmenion hat recht: Wenn die Spartaner und
die Thebaner nicht mit von der Partie sind, können wir den Rest vergessen und
uns interessanteren Themen zuwenden.“
    Er machte eine seiner beliebten Kunstpausen, und Alexander
dachte: Jetzt kommt’s.
    Philipp fuhr fort: „Sobald der Sommer da ist, geht es wieder
nach Thrakien. Wenn wir wirklich eines Tages rüber nach Asien wollen, brauchen
wir die Kontrolle über die Meerengen. Auf der thrakischen Chersonesos sitzen
noch immer die Athener, und solange wir mit ihnen einen Friedensvertrag haben,
müssen wir ihre Stützpunkte dort in Ruhe lassen. Stattdessen knöpfen wir uns
die Städte am Bosporos vor. Den Anfang macht Perinthos. Dazu brauchen wir die
Flotte, die ich in den letzten Jahren aufgebaut habe. Sie wird unsere Aktion
von See her unterstützen.“
    Alexander war entzückt von der Vorstellung, nach Thrakien
zurückzukehren, in das Land seiner ersten Ruhmestaten. „Und wir?“, fragte er
hoffnungsfroh. „Dürfen wir Königsjungen diesmal von Anfang an mit dabei sein?“
    Philipp Antwort erwischte ihn wie ein Schwall kaltes Wasser.
„Nein.“
    Alexander glaubte, sich verhört zu haben. „Nein?“, japste
er. „Heißt das, wir sollen in Mieza versauern?“
    Philipp musterte seine Fingernägel. „Ich hatte mir
vorgestellt, dass du in Pella bleibst und die Geschäfte führst.“
    „Welche Geschäfte?“, fragte Alexander naiv.
    Statt einer Antwort streifte Philipp den Ring von seinem Finger
und legte ihn vor sich auf den Tisch. Den königlichen Siegelring. Alexander musterte
ihn fasziniert.
    „Parmenion kommt mit nach Thrakien und hilft mir bei der
Arbeit“, sagte Philipp. „Du hältst inzwischen hier in Pella die Stellung – als
Regent. Antipatros wird dich in deine Aufgaben einweisen. Eumenes bleibt ebenfalls
hier, denn er ist der Einzige, der den Überblick über alle Unterlagen hat.“
Philipp grinste und legte den Kopf schief. „Was hältst du davon?“
    Nur mit Mühe schaffte es Alexander, seinen Blick von dem
Ring loszureißen. Sprachlos starrte er seinen Vater an. Doch dann bemerkte er,
wie Parmenion ihn aus zusammengekniffenen Augen musterte. Antipatros dagegen
saß unbewegt da, die Hände gefaltet, würdevoll wie ein Opferpriester vor dem
Einsatz, ein Anblick, der Alexander beunruhigte, ohne dass er sagen konnte,
warum. Plötzlich kam ihm die Erleuchtung: Antipatros erinnerte im Moment
verdächtig an Aristandros. Der Zeichendeuter wirkte ebenfalls immer so
würdevoll und abgeklärt, und doch war er ein ausgekochtes Schlitzohr. Fast
erwartete Alexander, dass Antipatros ihm zublinzelte.
    „Was ist?“, fragte Philipp. „Nimm ihn dir. Du bekommst ihn
an dem Morgen, an dem ich nach Thrakien aufbreche, aber du kannst ihn gerne
schon mal anprobieren.“
    „Es wird nicht zufällig so sein, dass ich nur der Form
halberRegent
bin und Antipatros die eigentliche Arbeit macht?“
    Philipp brach in Gelächter aus. „Wie misstrauisch der Bengel
ist! Sofort muss er nach dem Haken suchen! Also gut, ich gebe dir mein Wort: Du
ganz allein wirst das Sagen haben, und du wirst auch die Verantwortung tragen.
Antipatros steht dir zu Verfügung, falls du Fragen hast oder einen Rat willst.
Aber der Regent bist du.“
    Alexander streckte die Hand aus und nahm den Ring. Einen
Augenblick wog er ihn in der Hand, dann steckte er ihn sich an den Finger. Das
Metall fühlte sich kühl an und glatt, und sein Gewicht war überraschend schwer.
Alexander fühlte ein leichtes Prickeln. Er sah auf und lächelte.
    „Ein tolles Gefühl, nicht?“, sagte Philipp und grinste. „Und
jetzt gib ihn mir wieder zurück.“

16
    In diesem Jahr ritt Alexander bei den Xanthika zum ersten
Mal an der Seite seines Vaters, bei der uralten Zeremonie, bei der die Armee
zwischen den Hälften eines toten Hundes

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