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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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besten.“

15
    Wie in jedem Frühjahr feierte der Hof in Aigai die
Dionysien, mit feierlichen Opfern, Umzügen und ausgelassenen Feiern. In den
Nächten zogen die Frauen die waldigen Hänge des Pieros hinauf, um dem Gott auf
traditionelle Weise zu huldigen. Am letzten Tag gingen die Dionysien nahtlos in
die Hochzeitsfeierlichkeiten für Amyntas und Kynnana über. Am Morgen fanden die
obligatorischen Opfer statt, für Zeus, den Vater der Götter und Menschen, und
für seine Gemahlin Hera, die Schützerin der Ehe. Am Abend gab es ein
rauschendes Symposion im Haus des Brautvaters, also im Palast.
    Zum ersten Mal durfte Alexander an einem königlichen Symposion
teilnehmen. Mit einem Kranz aus violett blühendem Rittersporn auf dem Kopf nahm
er auf einer der Klinen in der Umgebung des Königs Platz. Amyntas, der
Bräutigam, war bereits da. Neben ihm lag der Brautführer, sein bester Freund,
der zufällig ebenfalls Amyntas hieß. Alexander grüßte die beiden höflich und
dankte im Stillen sämtlichen Göttern, dass es ihm bereits gelungen war, einen
Keiler und einen Feind zu töten, denn dadurch blieb es ihm erspart, sitzen zu
müssen, während alle anderen (insbesondere Amyntas) bequem auf ihren Klinen
lagen. So galt er zumindest formal als vollwertiger Mann, und alle konnten es
sehen.
    Neugierig sah er sich in dem hell erleuchteten Saal um,
dessen Wände mit Stuckfriesen und farbenprächtigen Malereien geschmückt waren.
Die Kassettendecke bestand aus geschnitztem Holz, den Fußboden bedeckte ein
kompliziertes Kieselmosaik. Die Klinen an den Wänden waren mit Schnitzereien
und Einlegearbeiten aus Elfenbein verziert und mit bunten Decken und Kissen
gepolstert, die Mitte des Saales blieb frei für die Auftritte der Musikanten
und Tänzer. Auf den Tischen stapelten sich Speisen und kostbares Geschirr.
Alexanders Trinkschale bestand aus massivem Gold; wenn er sie an seine Lippen
setzte, grinste ihn auf dem Grund das pausbackige Gesicht eines Silens an.
    „Wie ich gehört habe, hast du deinen ersten richtigen Kampf
hinter dich gebracht und auch schon ein paar Feinde erledigt“, sagte Parmenion
leutselig zu ihm. „Wie alt bist du jetzt? Sechzehn?“
    „Noch nicht ganz, erst im Sommer.“
    „Dann bist du in Thrakien also gerade erst fünfzehn geworden.
Jung für das erste Mal! Philotas war ganz grün vor Neid, als er davon erfahren
hat. Sein eigener Jahrgang war erst ein Jahr später so weit.“
    „Zu unserer Zeit war das nichts Besonderes“, bemerkte Antipatros.
Er und Parmenion waren gut zwanzig Jahre älter als der König und neigten dazu,
die alten Zeiten zu verklären. „Ich erinnere mich, dass wir sogar noch früher
rangenommen wurden. Von uns wurde noch verlangt, dass wir unserem toten Gegner
den Kopf abhackten und ihn als Beweis vorlegten.“
    Der einäugige Antigonos schwenkte seinen Becher, dass er überschwappte.
„Heutzutage reicht es oft schon, wenn einer ein kleines Scharmützel überstanden
hat, ohne vom Pferd zu fallen oder sich versehentlich selbst zu erstechen.“
    „Was mischst du dich denn ein?“, frotzelte Parmenion. „Ein
junger Hüpfer wie du hat doch gar keine Ahnung, wie es früher war!“
    Alle in der Nähe lachten über den Witz, denn Antigonos war
zwar jünger als Parmenion und Antipatros, aber immerhin noch beinahe so alt wie
der König selbst und somit ganz sicher kein junger Hüpfer mehr.
    Auf dem Höhepunkt des Festes erhob sich der Brautführer,
Amyntas’ gleichnamiger Freund, um die Braut zu holen. Nach und nach wurden die
Musik und die Stimmen der Gäste leiser. Die Türen sprangen auf. Der Brautführer
kündigte die Ankunft der Braut an, und die Gäste erhoben sich von ihren Klinen.
Im nächsten Moment stand die Brautmutter zwischen den weit geöffneten
Türflügeln, die Hochzeitsfackel hoch erhoben. Flöten stimmten das Hochzeitslied
an. Audata schritt in den Saal, und hinter ihr zogen in feierlicher Prozession
die weiblichen Verwandten und Freundinnen der Braut ein. Überrascht stellte Alexander
fest, dass auch Philinna und die Neuerwerbung Meda dabei waren. Von Olympias
oder Kleopatra dagegen keine Spur.
    Die Braut erschien als Letzte. Ihr roter, mit Goldstickerei
verzierter Chiton leuchtete im Schein der Lampen. Auf dem Kopf trug Kynnana einen
Kranz aus goldenen Blüten und Blättern, und ihr Schleier, ein hauchdünnes,
durchscheinendes Gespinst, wehte hinter ihr her, als sie in die Mitte der Halle
schritt. Die Flötenmusik brach ab. Erwartungsvolle Stille senkte sich

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