Eine Krone für Alexander (German Edition)
ausgedrückt. Philinna nahm wieder Platz und
klopfte neben sich auf die Lehmbank. Nach kurzem Zögern setzte er sich zwanglos
neben sie.
„Ich möchte mit dir über meinen Sohn sprechen.“
„Arrhidaios? Warum?“ Alexander hatte schon vor Jahren aufgehört,
sich über ihn Gedanken zu machen.
„Ich möchte dich bitten, sein Leben zu verschonen“, sagte
sie ruhig.
„Wie kommst du darauf, dass ich es auf sein Leben abgesehen
habe?“, fragte er verblüfft.
Ihr Lachen war ohne Freude. „Du weißt, was ich meine. Bei
den Xanthika bist du dieses Jahr neben Philipp geritten, eben hat er dich als
Regenten eingesetzt. Wenn er eines Tages stirbt, wirst du ihm auf den Thron folgen.
Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr.“ Alexander erwiderte nichts, doch er konnte
das Gewicht des Rings an seiner Hand spüren. „Du wirst König sein. Und alle
wissen, was den Halbbrüdern von Königen zuzustoßen pflegt. Du jedenfalls weißt
es gut. Eurydika hat mir erzählt, dass du dich bei ihr genau erkundigt hast.
Also tu nicht so, als ob du mich nicht verstehst.“
„Falls es dich beruhigt: Ich betrachte Arrhidaios nicht als
Bedrohung.“
„Das ist er auch nicht“, versicherte sie. „Mein armer Junge
ist gar nicht in der Lage, eine Bedrohung für jemanden darzustellen, außer für
sich selbst.“ Philinnas Stimme klang bitter. „Aber wir wissen auch, dass das
nicht immer eine Rolle spielt, nicht wahr?“
„Nein“, sagte er langsam. „Es gibt immer Intriganten, die versuchen
könnten, über einen Strohmann zu regieren.“
„Eben. Und deshalb möchte ich dir ein Geschäft vorschlagen.“
Alexander beugte sich vor. Von Geschäften verstand er
inzwischen etwas. „Ich höre.“
Philinna faltete die Hände und legte sie in ihren Schoß. Sie
wirkte äußerlich entspannt, aber er wusste, dass sie es nicht war. „Arrhidaios
ist alles, was ich habe, und ich will nur das Beste für ihn, so wie Olympias
für dich. Ich habe mich seit Langem damit abgefunden, dass er niemals König
sein wird. Mir geht es nur noch um sein Leben. Bisher hat Philipp seine Hand
über ihn gehalten, doch wenn er tot ist, kann er das nicht mehr. Aber du kannst
es.“ Philinna, die bisher auf die Hände in ihrem Schoß hinuntergesehen hatte,
hob nun die Augen und blickte ihm direkt ins Gesicht. „Seine Erzieher haben Arrhidaios
stets abgeschirmt, damit sein … Zustand nicht so offenkundig wird. Ich kann
dafür sorgen, dass sich das ändert. So würde allen klar werden, dass die
Heeresversammlung ihn niemals als König akzeptieren würde, und niemand kann
sich Hoffnungen machen, ihn als Strohmann missbrauchen zu können.“
Alexander überlegte. „Das ist keine Garantie, dass es nicht
doch jemand versucht.“
Philinna zuckte mit den Achseln. „Absolute Sicherheit gibt
es im Leben nie, aber das ist alles, was ich bieten kann. Ein paar Auftritte
sollten genügen, je peinlicher, umso besser“, fügte sie zynisch hinzu.
„Natürlich werden sie Arrhidaios nach den ersten Vorfällen unter Verschluss
halten, aber bis dahin dürfte genügend Schaden angerichtet sein. Glaub nicht,
dass mir das leichtfällt – mit anzusehen, wie mein Sohn in aller Öffentlichkeit
dem Gespött preisgegeben wird. Aber um ihn zu retten, bin ich dazu bereit.“
„Was für eine Gegenleistung verlangst du?“
„Nur, dass du sein Leben verschonst.“
Als er nicht sofort antwortete, verkrampften sich ihre
Hände, und sie erhöhte hastig ihr Angebot. „Ich würde außerdem alles tun, um
dich und deinen Anspruch als Thronerbe zu unterstützen. Du denkst jetzt sicher,
dass das nicht viel sein kann. Ich bin nicht größenwahnsinnig, ich weiß, dass
ich in Makedonien über keine nennenswerte Anhängerschaft verfüge. Aber ich habe
immer noch gute Kontakte nach Thessalien. Und ich erfahre viel, vor allem
bekomme ich alles mit, was im Palast und in den Frauengemächern vor sich geht.“
„Darüber hält mich schon meine Mutter auf dem Laufenden.“ Sogar mehr, als mir lieb ist.
„Olympias hat ihre Informanten, ich habe meine. Ich verspreche
dir, dass ich alles an dich weitergeben werde, was für dich von Interesse sein
könnte. Das mag vorläufig nicht viel sein, aber wer kann wissen, wozu es einmal
gut sein wird?“
„Das sagen hier anscheinend alle.“ Er überlegte. „Ich kann
dir nur versprechen, dass ich Arrhidaios schonen werde, solange er für mich
keine Gefahr darstellt.“
„Und dass du ihn auch gegen andere schützen wirst, die ihn
bedrohen könnten. Du weißt,
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