Eine Krone für Alexander (German Edition)
Der König und
seine Hetairen unterhielten sich und ihre Umgebung durch unmelodische Gesänge.
Eine Tänzerin führte unmittelbar vor Alexanders Nase einen besonders gewagten
Tanz auf und warf ihm dabei feurige Blicke zu. Er fühlte, wie er rot wurde, und
Parmenion und Antipatros verschluckten sich beinahe vor Lachen. Als sich auch
noch der bärbeißige Polyperchon zu einer Tanzeinlage inspiriert fühlte, ergriff
Alexander hastig die Flucht.
Am nächsten Morgen hatte er den ersten großen Kater seines
Lebens. Nach dem Aufstehen war ihm entsetzlich übel, und obwohl es im Laufe des
Tages allmählich besser wurde, blieben ihm die pochenden Kopfschmerzen
erhalten. Zu allem Überfluss peinigte seine Mutter ihn mit ausfallenden
Schimpftiraden.
„Die Tochter der Königin Eurydika! Als
ob Audata nur einen Deut respektabler wird, wenn sie den Namen der Mutter des
Königs usurpiert! Oder ihre liederliche Tochter, nachdem die halbe Armee ihre
nackten Beine gesehen hat! Aber der Herold musste es natürlich durch die ganze
Stadt posaunen! Traurig nur, dass sogar Parmenion darauf hereinfällt. Die Krone
der Unverschämtheit war jedoch, wie Philinna und Meda sich wieder einmal in den
Vordergrund gespielt haben. Das Ganze war natürlich als Affront gegen mich
gedacht.“
Kleopatra hatte heimlich
gehofft, bei der Hochzeit ihrer Halbschwester dabei sein zu dürfen. Sie war
gerade vierzehn geworden, und das Fest wäre der vorläufige Höhepunkt ihres Lebens
gewesen. Nun fühlte sie sich von ihrer Mutter um den ihr zustehenden Spaß
gebracht. Ihre Enttäuschung war so groß, dass sie es wagte, sich auf einen
lautstarken Streit mit ihr einzulassen, und ihrem vereinten Geschrei fühlte
Alexander sich mit seinem schmerzenden Kopf nicht mehr gewachsen.
Wie früher stapelten sich Schriftrollen, Karten und Schreibtafeln
auf dem Tisch. Offenbar war Eumenes bei seinen Bemühungen, Ordnung in die
Unterlagen des Königs zu bringen, kein dauerhafter Erfolg beschieden gewesen.
Oder aber, überlegte Alexander, sein Vater war inzwischen noch unordentlicher
geworden als früher, und ohne Eumenes wäre das Chaos weit schlimmer ausgefallen.
Der König saß mit Parmenion und Antipatros zusammen, als
Alexander eintrat. Alle drei machten einen entspannten Eindruck und
unterhielten sich im Plauderton über die politische Lage. Es dauerte nicht
lange, bis Philipp auf sein Lieblingsthema zu sprechen kam, die Machenschaften
von Demosthenes.
„Sicher habt ihr in Mieza mitbekommen, dass die Athener eine
Gesandtschaft zum Großkönig geschickt haben, um ihm ein Bündnis vorzuschlagen.
Inzwischen ist sie zurück.“
„Und?“, fragte Alexander gespannt.
„Und?“, wiederholte Philipp genüsslich. „Nicht dass
Artaxerxes die Gelegenheit, mir eins auszuwischen, nicht zu schätzen wüsste.
Aber es ist erst vier Jahre her, da hat er selbst den Athenern ein Bündnis
angeboten. Sie haben ihn abblitzen lassen, sehr zum Ärger von Demosthenes
übrigens, und ihre Antwort ist noch dazu ziemlich patzig ausgefallen. Als ihre
Gesandten nun angerannt kamen und ihrerseits von einem Bündnis schwafelten, hat
er ihnen natürlich was gehustet.“ Philipp lehnte sich in seinem Stuhl zurück,
faltete die Hände über den Bauch und grinste zufrieden. „Aber das heißt
natürlich nicht, dass er generell darauf verzichtet, mir Ärger zu machen. Seit
die Sache mit Hermeias damals aufgeflogen ist, weiß Artaxerxes, woran er mit
mir ist. Also hat er eine große Kiste mit Gold an Demosthenes und diesen
anderen Lumpen, Hypereides, geschickt.“
Das schockierte Alexander nun wirklich. „Demosthenes und
Hypereides lassen sich mit persischem Gold bezahlen?“
Nüchtern bemerkte Antipatros: „Und das wahrscheinlich nicht
zum ersten Mal! Demosthenes ist in den letzten Jahren weit in der
Weltgeschichte herumgereist und hat überall großzügig Geschenke verteilt, um
Stimmung gegen uns zu machen. Nur bei den Hyperboreern oben im Norden war er
noch nicht, glaube ich zumindest. Das hat alles viel Geld gekostet. Zurzeit
sind Gesandtschaften aus halb Griechenland in Athen und palavern über ein
Bündnis gegen uns. Ich schätze, da wird viel von dem persischen Gold den
Besitzer wechseln.“
Die drei Männer kicherten verächtlich, und Alexander sagte
irritiert: „Ihr scheint euch keine große Sorgen deswegen zu machen.“
„Wozu auch?“, meinte Parmenion. „Dabei kommt sowieso nichts
heraus. Die Spartaner machen grundsätzlich bei nichts mit, bei dem die Athener
mitmachen, und
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