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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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hindurchzog, um sich rituell zu
reinigen. Danach brach der König nach Thrakien auf. Alexander nahm den
königlichen Siegelring in Empfang und blieb als Regent in Pella zurück. Seine
Freunde und Altersgenossen dagegen gingen mit nach Thrakien, auch Hephaistion.
Er und Alexander hatten sich vorgenommen, einander so oft wie möglich zu
schreiben.
    Als Stellvertreter des Königs hatte Alexander jeden Morgen
das Opfer für die Staatsgötter zu vollziehen, eine Aufgabe, der er sich mit
Stolz und Hingabe unterzog. Wie Philipp versprochen hatte, trug er tatsächlich
die Verantwortung als Regent. Antipatros erklärte ihm, was zu tun war, und
stand jederzeit für Rückfragen zur Verfügung, doch er mischte sich nur ein,
wenn Alexander ihn ausdrücklich um seinen Rat bat. Meistens saß er nur da, die
Hände über dem Bauch gefaltet, und gab kurze, aber instruktive Kommentare ab.
Antipatros hatte eine Glatze, buschige graue Augenbrauen sowie die Gabe, seine
Züge völlig ausdruckslos zu halten, was bei Verhandlungen und im diplomatischen
Verkehr vermutlich von unschätzbarem Wert war. Außerdem verfügte er über einen
trockenen Humor und eine Neigung zu ironischer Distanziertheit.
    Was Philipp jedoch zu erwähnen vergessen hatte, war der
Umstand, dass die Arbeit eines Regenten überwiegend aus Routine und
langweiligem Verwaltungskram bestand. Die Verbindung zur Armee in Thrakien
musste aufrechterhalten und der Nachschub gesichert werden. Außerdem mussten
die Steuereinnahmen, die Einkünfte aus der Gold- und Silberförderung in Thrakien
sowie die Tributzahlungen unterworfener Stämme überwacht werden. Das Gleiche
galt für die Lieferung von Holz und landwirtschaftlichen Gütern wie Vieh,
Getreide, Wein, Olivenöl und Wolle, die zwar wenig spektakulär waren, aber die
wirtschaftlichen Grundlagen des Staates bildeten. Zu seiner Erleichterung
musste Alexander sich dabei allerdings nicht um alle Einzelheiten selbst
kümmern, denn die Verwaltung, die der König aufgebaut hatte, funktionierte seit
fast zwanzig Jahren reibungslos. Die Aufgabe des Regenten bestand darin, den
Überblick über die einzelnen Abläufe zu behalten. Wie Eumenes umständlich
erläuterte, hatte Philipp darauf stets großen Wert gelegt, denn er liebte das
gute Gefühl, dass alles wie am Schnürchen lief.
    Eumenes war als Chef der königlichen Kanzlei für den gesamten
Schriftverkehr zuständig und legte Alexander alle benötigten Dokumente, Listen
und Unterlagen vor. Der Regent ließ sich alles genau erklären, stellte
gegebenenfalls Fragen, segnete die Routineangelegenheiten ab und traf hin und
wieder eine Entscheidung. Eumenes besaß den Überblick über alles und jedes.
Seine Ordnung war bewunderungswürdig, seine Arbeitsweise effizient und frei von
Pannen. Er war ein ausgesprochener Pedant, was für einen Kanzleichef sicherlich
von Vorteil war, doch entpuppte er sich in seiner persönlichen Lebensführung
als ebenso penibel. Sein Auftreten wirkte immer etwas geziert, das Äußere
peinlich gepflegt, die Redeweise gewählt. Alexander wunderte sich oft, wie sein
lebenslustiger, allem Schönen aufgeschlossener Vater es mit einem derart
pedantischen Menschen aushielt.
    Eumenes betreute auch das Geheimarchiv. Der König sammelte
Informationen über alles, was in Griechenland und im Perserreich vor sich ging
– und sogar im Westen, in Sizilien oder Italien, also in Ländern, mit denen er
nach menschlichem Ermessen wohl nie etwas zu tun haben würde. Warum? Weil man
nie weiß, wozu es gut ist, wie Philipp Eumenes zufolge zu sagen pflegte. In
seinem Archiv wurden nützliche Informationen über wichtige Persönlichkeiten
festgehalten, über ihre Schwächen und Laster, ihre sexuellen und sonstigen
Vorlieben. Wenn nichts Wichtiges anlag, schmökerte Alexander amüsiert in diesen
Dossiers. Das über Demosthenes stellte sich jedoch als enttäuschend langweilig
heraus. Es enthielt ein paar Einzelheiten, die ihm neu waren, aber nichts
wirklich Interessantes. Offenbar besaß der berühmte Redner keine geheimen
Laster.
    Verblüfft war Alexander auch über die geradezu pedantische
Genauigkeit, mit der über die Bestechungsgelder Buch geführt wurde, die Philipp
Politikern und anderen wichtigen Leuten in nahezu allen griechischen Staaten
zukommen ließ. Halb Griechenland schien auf seiner Gehaltsliste zu stehen, und
auch bei den Satrapen drüben im Unteren Asien und sogar am Hof des Großkönigs
selbst hatte er seine Informanten sitzen.
    Weniger unterhaltsam war der

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