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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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auszuquetschen versucht hast. Jetzt sitzt er drüben in Daskyleion und führt
das große Wort unter den Satrapen im Unteren Asien. Eben erst hat er fünftausend
Söldner nach Perinthos geschickt. Im Moment hat er allerdings selbst genug
Ärger. Nach Mentors Tod hat Memnon dessen Posten als Hyparch von Ionien
übernommen. Er und Arsites können einander nicht ausstehen, was für uns
natürlich gut ist. So sieht es also hier in Byzantion aus. Und jetzt erzähl mir
alles über deinen Feldzug gegen die Maider!“
    „Du weißt doch schon alles aus meinem Bericht“, sagte Alexander
mit gespielter Zurückhaltung.
    „Dann erzählst du es mir eben noch einmal. Du wirst ja Übung
darin haben. Wen hast du denn schon alles damit beglückt?“
    „Antipatros, Aristoteles, Demaratos und alle meine Freunde
und sogar Kynnana.“
    „Deine Schwester? Du schreckst vor nichts zurück!
Bescheidenheit gehört offenbar nicht zu deinen Lastern, aber das wusste ich ja
schon. Sonst hättest du diese Stadt nicht Alexandropolis genannt.“ Philipp
lachte schallend, doch Alexander war nicht sicher, ob sein Gelächter wirklich
so harmlos war, wie es sich anhörte. „Wenn ich erst einmal tot bin, kannst du
meinetwegen das ganze Land mit Alexandropolissen zupflastern, aber bis es so
weit ist, werden alle neu zu gründenden Städte nach mir benannt!“
    Alexander und seine Freunde konnten es kaum noch erwarten,
dass endlich der große Sturmangriff auf Byzantion einsetzte. Die Tage
vergingen, und nichts tat sich. Stattdessen unternahm Philipp einen Ausritt in
die Umgebung, begleitet von den Dienst habenden Königsjungen, unter denen sich
an diesem Tag auch Alexander befand. Es war ein schöner Frühlingstag. Auf einem
der Hügel machte der König halt, schob sich die Kausia in den Nacken und genoss
die warme Sonne, die blühenden Wiesen ringsum und die Aussicht auf das Meer.
Alexander dagegen blickte frustriert auf die Szenerie vor Byzantion hinab. Das
Lager dort unten wirkte ähnlich verschnarcht wie das vor Perinthos. Schließlich
hielt er es nicht mehr aus und ritt zu seinem Vater hinüber, um ihn zu fragen,
wann endlich der ersehnte Angriff beginnen sollte.
    Seelenruhig antwortete Philipp: „Es gibt keinen Angriff“,
und widmete seine Aufmerksamkeit weiter der schönen Aussicht.
    „Und wie gedenkst du, Byzantion dann einzunehmen?“, fragte
Alexander.
    „Gar nicht. Wir werden die Belagerung abbrechen.“
    „Was? Auf Byzantion verzichten? Und auf Perinthos? Ich
dachte, wir brauchen die Kontrolle über die Meerenge unbedingt für den
Perserfeldzug?“
    „Jetzt, wo wir wieder Krieg mit den Athenern haben, sind
Perinthos und Byzantion nicht mehr so wichtig, und außerdem gibt es bald einen
neuen Heiligen Krieg. Unser eigentlicher Gegner sind die Athener. Wenn wir mit
ihnen fertig sind, werden uns ihre Verbündeten hier oben von ganz allein in den
Schoß fallen. Wozu sollen wir uns jetzt also ein Bein ausreißen?“
    „Warum haben wir dann die ganzen Verstärkungen mitgebracht?“,
fragte Alexander aufgebracht. „Nur um feige den Schwanz einzuziehen und wieder
nach Hause zu gehen?“
    „Reg dich nicht auf.“ Philipp setzte sein Pferd in Bewegung.
„Wir werden genug zu tun bekommen.“
    Alexander folgte ihm notgedrungen. „Wie meinst du das?“
    Philipp antwortete nicht, sondern zog das Tempo an und ritt
den Hügel hinab. Als Alexander ihn eingeholt hatte, fragte er hoffnungsvoll:
„Geht es in den Süden, gegen die Athener?“
    „Nein, nach Norden.“
    „Norden?“, fragte Alexander verdutzt. „Was sollen wir denn
da?“
    Endlich ließ der König seine lässige Pose fallen. An seinen
Fingern zählte er auf: „Erstens: Die Stämme im Norden sind ständig in Unruhe.
Wenn wir eines Tages wirklich nach Asien wollen, müssen wir sicherstellen, dass
keine Barbarenhorden über den Haimos kommen und unsere Nachschublinien durch
Thrakien bedrohen. Zweitens: Nach den Rückschlägen im letzten Jahr ist die
Stimmung im Heer, wie dir ohne Zweifel schon aufgefallen ist, nicht die beste.
Dieses Jahr muss unbedingt ein Sieg her. Drittens sollen die Skythen reich an
Gold sein. Viertens ...“
    „Die Skythen? Ich dachte, mit denen bist du verbündet?“
Soweit Alexander wusste, hatte König Atheas Philipp im vorigen Jahr
versprochen, ihn als seinen Erben einzusetzen. Antipatros hatte vermutet, dass
der Skythe Philipp die Hand seiner Tochter angeboten hatte. Seither hatte Alexander
nichts mehr von dem Heiratsprojekt gehört, und er hatte inständig

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