Eine Krone für Alexander (German Edition)
König stirbt, seid ihr alle tot! Dann
kommt keiner von euch lebend aus dem Lager heraus.“
Das gab den Ausschlag. Am Rand des Auflaufs begannen die
ersten, sich abzusetzen. Schrille Kommandorufe ertönten, dann fingen
makedonische Soldaten an, die Menge auseinanderzutreiben. Der ganze Vorfall konnte
nur wenige Augenblicke gedauert haben. Alexander setzte den Schild ab und ging
neben seinem Vater in die Knie; Philipp war immer noch bewusstlos. Dann
schubste der einäugige Antigonos Alexander zur Seite und beugte sich über den
König.
Alexander sagte: „Er hat eine Verletzung am Kopf. Sie
blutet, sieht aber schlimmer aus, als sie ist. Wahrscheinlich nur eine
Platzwunde von der Breitseite des Schwerts.“
Antigonos richtete sich auf und brüllte: „Der König ist am
Leben! Holt einen Arzt! Verdammt noch mal, holt alle Ärzte, die im Lager sind!“
„Sollen wir die Bastarde töten?“, erkundigte sich
Polyperchon.
„Noch nicht. Treibt sie zusammen und bewacht sie, bis sie ihre
Strafe bekommen!“
Der König wurde auf Attalos’ Schild zu seinem Zelt getragen
und auf eine Liege gelegt. Alexander verzog sich in eine der Ecken und sah zu,
wie sämtliche Ärzte, die im Lager aufzutreiben waren, den Verletzten
umlagerten. Antigonos, Polyperchon, Andromenes und ein weiteres Dutzend hoher
Offiziere hüpften aufgeregt umher, wie eine Schar aufgeschreckter Hühner. Das
Ganze hätte zum Lachen reizen können, wäre der Anlass nicht so ernst gewesen.
Schließlich sprach der Arzt Philippos ein Machtwort und warf alle hinaus, um
den Verletzen in Ruhe behandeln zu können.
Die Offiziere nutzten die Zeit, um die Dienst habenden Königsjungen
mit Vorwürfen einzudecken. „Ihr Idioten!“, brüllte Antigonos. „Wo habt ihr
gesteckt? Ist es nicht eure Aufgabe, auf ihn aufzupassen? Wie konntet ihr
zulassen, dass er ganz allein unter den Meuterern herumspaziert?“
Hektor, Laomedon und ein paar andere, die an diesem Tag
Dienst hatten, waren zu verstört, um antworten zu können. Sie zitterten am
ganzen Körper, nur Marsyas brachte ein klägliches „Es war nicht unsere Schuld“
hervor.
„Auspeitschen sollte man euch alle!“, fauchte Attalos, einer
der hochrangigen Offiziere.
„Nein, hinrichten sollte man sie“, knurrte Polyperchon.
„Wegen Pflichtvergessenheit!“
Nur der besonnene Andromenes versuchte, die Wogen ein wenig
zu glätten. „Beruhigt euch! Immerhin lebt der König ja noch.“
Philippos kam wieder zum Vorschein. „Der König ist wach. Ich
habe seine Verletzung versorgt. Er hat eine Platzwunde am Kopf und eine große
Beule, und ihm ist noch immer schwindlig, aber sonst ist ihm nichts geschehen.
Er hat Glück gehabt.“
Sofort vergaßen die Offiziere die Übeltäter und drängten in
das Zelt, wobei sie den Arzt beinahe umrannten. Alexander folgte ihnen. Mit ein
wenig undeutlicher Stimme wollte Philipp wissen, was passiert war.
„Was passiert ist?“, schimpfte Andromenes. „Du bist allein
und praktisch unbewaffnet unter meuternden Söldnern herumgelaufen, und sie
haben versucht, dich umzubringen – das ist passiert! Wie kann man nur so
unvorsichtig sein! Du hättest tot sein können!“
Antigonos gab dem König einen kurzen Bericht über das
Vorgefallene. „Wenn Alexander nicht gewesen wäre, wärest du jetzt tot“, schloss
er. „Er stand nur mit einem Schwert bewaffnet da und hielt seinen Schild über
dich, bis wir zu euch durchkommen konnten. Ganz allein hat er die Menge in
Schach gehalten.“
Philipp warf Alexander einen undeutbaren Blick zu, dann
stöhnte er und hielt sich die Hand vor die Augen. „Um mich dreht sich noch
alles.“
„Was sollen wir mit den Meuterern machen?“, fragte Attalos.
„Sollen wir sie hinrichten?“
„Ja, lassen wir sie über die Klinge springen“, knurrte Polyperchon.
Von allen Seiten erklangen zustimmende Rufe, doch Andromenes
gab zu bedenken: „Das dürften gut und gerne fünfhundert Leute sein, und die
wenigsten hatten etwas mit dem Anschlag zu tun. Die meisten standen nur herum
und haben palavert. Wenn wir sie alle über die Klinge springen lassen, heißt es
wieder, wir Makedonen sind Barbaren.“
„Das heißt es doch sowieso“, zischte Attalos. „Wir können
nicht zusehen, wie sie versuchen, unseren König umzubringen, und sie damit durchkommen
lassen.“
Alles schrie durcheinander, bis der König Ruhe verlangte.
„Mit eurem Gebrüll bringt ihr mir noch den Kopf zum Platzen. Alexander, du hast
alles am besten mitbekommen. Wie schätzt du den
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