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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Beckenrand und blickte nachsichtig auf
sie herab. Ein Kleidungsstück aus spinnwebfeinem, durchsichtigem Stoff lag
locker über ihren Schultern. Darunter trug sie absolut nichts, und ihr langes,
nun offenes Haar fiel in Wellen über ihren Körper. Schwungvoll wandte sie sich
um und verschwand in dem Zimmer, und das Schleiergewand wehte hinter ihr her.
Alexander und Hephaistion schwangen sich aus dem Becken.
    Kallixeina hatte sich auf dem Bett ausgestreckt und sah lächelnd
zu ihnen auf, während sie nackt und tropfnass im Eingang standen und starrten.
„Zwei so hübsche Jungen“, murmelte sie.
    Alexander riss seinen Blick von ihr los und sah unsicher zu
Hephaistion. Sein Freund hatte ein leicht albernes Grinsen im Gesicht, und
Alexander hatte den Verdacht, dass sein eigener Gesichtsausdruck im Moment auch
nicht geistvoller war. Mit gespielter Lässigkeit legte er seinen Arm um Hephaistion
und sah Kallixeina an. „Welchen von uns willst du?“
    Die Hetäre setzte eine Miene auf, die Erstaunen und Enttäuschung
ausdrückte. „Oh! Muss ich mich etwa zwischen euch entscheiden?“
    Alexander grinste. „Ich habe mich falsch ausgedrückt: Wen willst
du zuerst?“
    „Du hast ein schönes Haus“, sagte Alexander zu Kallixeina,
während er seine Zehen an Hephaistions Wade auf und ab gleiten ließ. Sein
Freund lag mit geschlossenen Augen da und schien vor sich hin zu dösen, obwohl
Alexander sicher war, dass er nicht wirklich schlief.
    „Was?“, murmelte Kallixeina schläfrig. „Ach ja. Schön, dass
es dir gefällt. Ich gebe mir viel Mühe damit.“
    „Sehr geschmackvoll. Und luxuriöser als die meisten Häuser
von reichen Bürgern, die ich in Athen oder Korinth bisher zu sehen bekommen
habe. Können sich alle Hetären so etwas leisten?“
    „Mehr oder weniger.“ Kallixeina gähnte.
    „Wie meinst du das?“
    Die Hetäre wurde langsam wieder wach. „Willst du das
wirklich wissen?“
    „Ja.“
    „Na gut, ich erkläre es dir. Dieses Haus hier ist nicht unbedingt
ein Zeichen von Wohlstand, es ist in erster Linie Betriebskapital: Man muss den
Kunden etwas bieten. Sie erwarten einen luxuriösen Rahmen, wenn sie eine Hetäre
engagieren. Dazu kommen die Kosten für teure Kleider, Schmuck, Personal – der
Lebensstil, der von einer Hetäre erwartet wird, ist kostspielig.“
    „Aber unter dem Strich bleibt doch sicher genug übrig?“
    Kallixeina lachte. „Natürlich. Die Kunden zahlen ja
ordentlich. Allerdings muss man bedenken, dass viele Hetären nicht auf
selbstständiger Basis arbeiten. Ihr Zuhälter bezahlt die Ausstattung und die
langwierige Ausbildung, dafür kassiert er den Löwenanteil der Einnahmen. Für
die Hetäre selbst bleibt oft nicht mehr viel übrig.“
    „Warum machen sich die Frauen nicht selbstständig und
arbeiten auf eigene Rechnung?“
    „So einfach ist das nicht immer. Viele Hetären wurden schon
als Kind an ihre Zuhälter verkauft.“
    „War das bei dir auch so?“
    „Glücklicherweise nicht. Meine Mutter war Witwe, mittellos,
aber frei. Niemand hat mich verkauft. Kurz nach ihrem Tod kam eine berühmte
Hetäre durch unser Dorf. Sie sah mich und meinte, mit meinem Aussehen könne ich
als Hetäre Karriere machen. Alles was ich brauche, sei ein bisschen Bildung und
Erziehung. Ich hatte die Wahl: Ich konnte in meinem Dorf bleiben und ehrbar,
aber in Armut leben. Oder ich konnte mit ihr gehen und eine Hetäre werden. Ich
entschied mich für Letzteres. Und ich hatte Glück. Meine Lehrerin meinte es gut
mit mir, sie hat mich niemals ausgenutzt.“
    Kallixeina stand auf, wickelte sich in ihr Schleiergewand,
das irgendwann auf dem Boden gelandet war, und legte sich wieder hin.
    „Anders als ich müssen viele Hetären sich erst einmal von
ihrem Zuhälter freikaufen, und wenn sie das geschafft haben, ist es oft zu
spät, noch Geld zurückzulegen, ehe sie zu alt sind und das Geschäft nicht mehr
so gut läuft. Andere geben ihr Geld mit vollen Händen aus. Man muss es eben
zusammenhalten. Ich zum Beispiel habe mein Geld gut angelegt, damit ich mich in
ein paar Jahren zur Ruhe setzen kann.“
    „Und was machst du dann?“
    „Wer weiß?“ Kallixeina lächelte und sah Alexander unter halb
geschlossenen Augenlidern kokett an. „Vielleicht suche ich mir einen Ehemann.“
    Er musste wohl ein skeptisches Gesicht gemacht haben, denn
sie begann zu lachen. „Jetzt bist du schockiert! Du kannst dir nicht
vorstellen, dass jemand eine ehemalige Hure heiraten würde.“
    Alexander stritt das ab, doch sie

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