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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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nicht
gerade, dass die bloße Existenz eines Erben keine Garantie für den Erhalt des
Erreichten bietet? Der jüngere Dionysios hatte einfach nicht das Zeug zum Herrscher.“
    Philipp hob die Hand. „Die Sicherheit, dass ein Nachfolger
das Format seines Vorgängers hat, gibt es nie. In diesem Punkt muss man auf die
Gunst der Götter vertrauen. Aber der alte Dionysios hat auch Fehler gemacht: Er
hielt seinen Sohn systematisch von allen Regierungsgeschäften fern. Ich dagegen
habe dir trotz deiner Jugend wichtige militärische und diplomatische Aufgaben
anvertraut.“
    „Und ich werde eines Tages bei meinem Sohn und Nachfolger
ebenso verfahren“, ergänzte Alexander. „Wie gesagt, ich verstehe, worauf du hinauswillst.
Aber ich bin noch zu jung zum Heiraten.“
    „Ich weiß. Wie alt bist du jetzt? Achtzehn? Mit dem Heiraten
hat es noch Zeit, aber du kannst schon mal anfangen zu üben. Es war richtig,
diese Laodika wegzuschicken.“ Überrascht sah Alexander auf. Anscheinend gab es
tatsächlich nichts, was seinem Vater entging. „Verheiratete Frauen bringen nur
Ärger. Erst heißt es, ihre Männer machen sich nichts daraus, und dann fühlen
sie plötzlich doch beleidigt. Warum sich das antun, wenn es genügend andere
Gelegenheiten gibt?“
    Offenbar sprach er aus eigener Erfahrung, doch Alexander
verkniff sich eine entsprechende Bemerkung.
    „Du hast doch nichts gegen Frauen, oder?“, fragte Philipp
unvermittelt.
    „Natürlich nicht!“, beteuerte Alexander.
    „So? Jedenfalls wirkst du in dieser Hinsicht bisher ein
bisschen … zurückhaltend, wenn du verstehst, was ich meine.“
    Alexander starrte verlegen auf seine Knie und murmelte etwas
von wenig Gelegenheit in letzter Zeit.
    „Oder ist es wegen diesem Jungen, Hephaistion? Ich bin bestimmt
der Letzte, der etwas dagegen hat, dass ihr zwei Jungs euren Spaß miteinander
habt. Aber es ist nicht natürlich, so einseitig zu sein.“
    „Das ist nicht der Grund. Ich mag es nur nicht, wenn sich jemand
in meine Privatangelegenheiten einmischt.“
    „Privatangelegenheiten?“ Philipp lachte verächtlich. „Darum
geht es hier nicht. Übrigens auch nicht nur darum, dass ein Prinz oder König
die Pflicht hat, einen Erben zu zeugen – er muss auch beweisen, dass er einen
funktionierenden Schwanz zwischen den Beinen hat. Dass er ein richtiger Mann
ist.“
    „Ich habe bewiesen, dass ich ein Mann bin“, erklärte Alexander
aufgebracht. „Bei Chaironeia und bei vielen anderen Gelegenheiten.“
    „Aber nicht bei Frauen. Die Leute reden, falls du es noch
nicht mitbekommen hast. Und das Letzte, was ich brauche, ist ein Erbe, von dem
die Leute sagen, er sei eine Schwuchtel.“
    Alexander spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Er
sprang auf. „Nur weil ich nicht so hemmungslos bin wie du, weil ich nicht
hinter jeder Frau her bin, glaubst du, ich sei eine Schwuchtel? Das Letzte, was
ich will, ist, so zu sein wie du!“
    Philipp war ebenfalls aufgesprungen. Er hatte Alexander am
Unterarm gepackt und hielt ihn fest. „Du willst eines Tages König werden?“,
zischte er. „Dann hör auf, so zimperlich zu sein! Auf dem Schlachtfeld kennst
du doch auch keine Hemmungen – warum bist du ausgerechnet in dieser Sache so ein
Schlappschwanz?“
    Alexander versuchte, seinen Arm loszureißen, doch Philipps
Griff lockerte sich nicht. Wie zwei Feinde im Nahkampf standen sie sich gegenüber,
Gesicht an Gesicht, und starrten einander hasserfüllt in die Augen. Alexanders
Gesicht brannte, vor Wut und von dem Gefühl äußerster Demütigung. Egal, was
ich tue, es wird niemals genug für ihn sein!
    „Ich habe es nicht so gemeint“, sagte Philipp unerwartet und
ließ Alexanders Arm los. „Ich wollte dich nicht beleidigen.“ Er setzte sich
wieder hin und zeigte auf den Platz neben sich. „Lass uns sachlich darüber
reden. Von Mann zu Mann.“
    Nach kurzem Zögern setzte sich auch Alexander wieder. Stumm
saßen sie nebeneinander und starrten geradeaus. So war es schon einmal gewesen,
erinnerte sich Alexander, vor vielen Jahren, als sie wegen Demosthenes aneinandergeraten
waren. Damals war Demaratos da gewesen, um zwischen ihnen zu vermitteln.
    Nach einiger Zeit sagte Philipp: „Wenn du einmal König sein
willst, darfst du dir keine Blöße geben. Niemals und nirgends. Vor allem nicht
auf diesem Gebiet. Du darfst nicht zulassen, dass die Leute über dich reden,
egal wie unsinnig ihr Gerede ist.“
    „Ich verstehe.“ Ohne es zu bemerken, rieb Alexander seinen
schmerzenden

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