Eine Krone für Alexander (German Edition)
Arm.
„Dann gebe ich dir jetzt einen guten Rat, als Vater an
seinen Sohn. Du hast gesagt, du hast nichts gegen Frauen, du hattest nur wenig
Gelegenheit bisher – gut, dann hast du sie eben jetzt. Geh zu dieser Kallixeina
und entschuldige dich für dein unhöfliches Benehmen! Nimm deinen Freund mit,
wenn dich das antörnt, aber bums diese Hetäre!“
Kallixeinas Haus war nicht groß, aber stilvoll und gepflegt,
fand Alexander, während sie in der Vorhalle warteten. Schließlich erschien eine
Dienerin und führte sie in den Empfangsraum.
Kallixeina trug einen für Hetären-Verhältnisse erstaunlich zurückhaltenden
Chiton und wenig Schmuck, ganz, als habe sie nicht mit Kundschaft gerechnet.
Mit graziöser Geste wies sie auf eine Gruppe von Klinen, die um einen niedrigen
Tisch standen. Alexander und Hephaistion machten es sich zu zweit auf einer
davon bequem, und Kallixeina ließ sich auf einer anderen nieder. Während die
Dienerin Wein brachte, bewunderte Alexander die sparsame, aber elegante
Möblierung und die geschmackvollen Kunstgegenstände, die an strategisch
ausgesuchten Stellen im Raum verteilt waren. Die Wände waren mit Malereien
geschmückt, die ein gewisses Maß an Sinnlichkeit ausstrahlten, ohne allzu
plakativ zu werden. Kallixeina hatte einen guten Geschmack, dachte Alexander,
und sie schien auch nicht schlecht zu verdienen.
„Ich möchte mich für mein Benehmen gestern Abend entschuldigen“,
begann er. „Ich fürchte, ich war sehr unhöflich. Es war nur so, dass ich völlig
überrascht war. Ich wollte dich nicht beleidigen.“
Kallixeina machte eine großzügige Handbewegung. „Das hast du
auch nicht. Es tut mir leid, dass ich dich so überrumpelt habe. Ich bin davon
ausgegangen, dass Thessalos dir Bescheid gegeben hat. Leider vergisst er
manchmal die wichtigsten Dinge, aber er ist eben ein Künstler.“
„Du kennst ihn näher?“
„Ich komme aus Thessalien, genau wie er. Thessalos ist natürlich
sein Künstlername.“
„Das wusste ich nicht“, sagte Alexander und überlegte, wie
er das Gespräch von dem Schauspieler weg und zu dem eigentlichen Thema bringen
konnte.
Kallixeina schien seine Gedanken zu lesen. „Reden wir nicht
mehr von ihm. Ich würde lieber etwas über dich erfahren.“ Sie sah zu
Hephaistion hinüber. „Und über deinen hübschen Freund. Wie ist sein Name?“
„Hephaistion, Sohn des Amyntor aus Pella“, sagte Hephaistion,
als sei er wieder ein Königsjunge, der sich bei seinem Ausbilder meldete. Er
wurde rot, vielleicht aus Unsicherheit, vielleicht aus anderen Gründen.
Kallixeina lächelte ihnen beiden zu. „Vielleicht können wir
uns ein bisschen … näherkommen.“
Alexander brachte ein höfliches, aber eigentlich
überflüssiges „Wenn es dir nichts ausmacht“ heraus, und Kallixeinas Lächeln
vertiefte sich. „Ganz im Gegenteil. Meine Klienten sind normalerweise nicht so
jung wie ihr und vor allem längst nicht so attraktiv.“ Sie warf Hephaistion
noch einmal einen Blick zu. „Ich könnte für deinen Freund eine Kollegin
einladen.“
Alexander legte einen Arm um Hephaistion. „Das ist nicht
nötig.“
Kallixeina lächelte wieder. „Ich verstehe.“ Sie stand auf.
„Meine Dienerin wird euch den Weg zeigen.“
Das Mädchen führte sie aus dem Empfangsraum über den
säulenumstandenen Innenhof in ein geräumiges Zimmer. Es enthielt ein
überdimensionales Bett, das über und über mit Decken und Kissen bedeckt war.
Von einer gewagten Holzkonstruktion an der Decke hingen Bahnen von
durchsichtigem Stoff herab und hüllten es von drei Seiten ein – eine Art
orientalisches Lotterbett, wie man es sich im Harem des Großkönigs vorstellte.
„Sollen wir uns jetzt ausziehen, oder was?“, fragte Hephaistion
nervös, nachdem die Dienerin gegangen war.
„Ich schätze schon.“ Alexander löste die Spange an seinem
Umhang und trat in den Garten hinaus. Er war klein, aber gepflegt, und in den Boden
war ein mit Wasser gefülltes Becken eingelassen. Schnell legten sie ihre
Kleider ab und sprangen hinein.
„Das Wasser ist warm“, sagte Hephaistion. „Ich wette, sie
hat mit uns gerechnet und die Heizung angeschmissen.“
Alexander stützte sich mit den Ellenbogen auf den Beckenrand
und streckte die Beine aus. „Ich schätze, mein Vater hat sie vorwarnen lassen.“
Sie planschten im Becken herum, bespritzen sich gegenseitig
und versuchten, einander unter Wasser zu drücken.
„Schön, dass ihr euch schon mal entspannt habt.“
Kallixeina stand am
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