Eine Krone für Alexander (German Edition)
dieser Anstalten machte, sich
ebenfalls zu verdrücken. Widerwillig blieb der Junge stehen, zusammen mit
seinem Freund Polemon, dem jüngeren Bruder von Alexanders Jugendfreund Attalos.
Obwohl die beiden nur ein Jahr jünger waren als er, kamen sie ihm wie
Schuljungen vor, die sich bei einem Streich hatten erwischen lassen.
„Was ist los?“ fragte er. „Ist Pausanias übergeschnappt oder
was?“
Alketas druckste herum. „Nicht eigentlich übergeschnappt.“
„Aber?“ Als Alketas nicht antwortete, fügte Alexander hinzu:
„Es bleibt unter uns.“
Alketas gab sich einen Ruck. „Ich glaube, er hat es nicht verkraftet,
dass der König ihm den Laufpass gegeben hat. Er hat wohl gehofft, dass er es
sich noch einmal überlegt. Ganz schön naiv, wo doch jeder weiß, dass Philipps
Gunst immer nur kurz dauert. Ein paar Monate, dann kommt schon der Nächste,
oder eine Frau.“
Polemon nahm den Faden auf. „Pausanias hatte irgendwelche
Ideen im Kopf. Redete dauernd von der Heiligen Schar und Epameinondas und von
dessen Geliebten, einem gewissen Kephisodoros. Angeblich fielen sie Seite an
Seite kämpfend bei Mantineia und wurden im selben Grab bestattet.“
Plötzlich erinnerte sich Alexander an den Tag, an dem er und
Hephaistion Pausanias beim Heiligtum des Iolaos begegnet waren. Nun ergab seine
Anwesenheit dort nachträglich einen Sinn. Er ließ Alketas und Polemon gnädig abtreten,
und die beiden beeilten sich, ihren Freunden zu folgen. Inzwischen war der
Platz zwischen den Zelten wie leer gefegt. Es war nicht nötig gewesen, die
Wachen zu holen, die bloße Drohung hatte genügt.
„Vielleicht hat Pausanias sich vorgestellt, er ist dieser
Kephisodoros, und der König ist Epameinondas“, mutmaßte Perdikkas, als sie die
Quartiere der Königsjungen verließen. Er warf Alexander einen Blick zu. „Es
wäre gut, wenn diese Geschichte nicht publik werden würde. Zu peinlich für alle
Beteiligten.“ Nicht zuletzt für den König, war der
unausgesprochene Zusatz.
Und vor allem für deinen Landsmann aus
Orestis, dachte Alexander, aber ihm war klar, dass Perdikkas recht
hatte.
Die illyrische Streitmacht war erheblich kleiner als
erwartet. Mehr noch, sie war schlecht bewaffnet und wirkte planlos zusammengewürfelt,
als habe man in aller Eile ein paar Stammeskrieger zusammengetrommelt. Keine
Spur von den kampfeslustigen Horden, die angeblich nur darauf lauerten, die
Grenze zu überrennen. Im Tal des Drilon kam es zum Kampf. Die Illyrer wurden geschlagen,
die Überlebenden flohen flussaufwärts nach Norden. Alexanders neu aufgestellte
Pezhetairen-Einheit übertraf alle seine Erwartungen. Als flexible und
bewegliche Truppe war sie für den Einsatz auf unwegsamem Terrain wie hier in
den Bergen erheblich besser geeignet als die herkömmliche Phalanx. Mit den
Pezhetairen und einigen Reitern verfolgte er die flüchtenden Illyrer in die
Berge, bis ihm in einer der Seitenschluchten eine Barrikade den Weg versperrte.
Es war ein primitiver Verhau aus stachligem Gestrüpp. Die
einzige Lücke wurde unmittelbar vor seiner Nase durch ein mit Dornen bewehrtes
Gatter verschlossen – einfach, aber wirkungsvoll. Alexander ritt an der
Barrikade entlang und brüllte Schmähungen hinüber, in denen von Feiglingen die
Rede war, die sich hinter Dornen und Stacheln versteckten. Er glaubte nicht,
dass die Illyrer auf der anderen Seite seine Worte verstanden, aber ohne
Zweifel würde ihr Sinn sich ihnen auch so erschließen.
„Kommt raus und stellt euch, wenn ihr Mut habt!“, brüllte er
und fuchtelte mit seinem Speer.
Zu seiner Überraschung öffnete sich das Gatter einen Spalt,
und ein Stammeskrieger schlüpfte hervor, hoch zu Ross, mit einem für illyrische
Verhältnisse aufwendigen Brustpanzer aus Metall, einem imposanten Helm und
einem Schild, den ein Eberkopf zierte – offenbar ein bedeutender Mann in der
Stammeshierarchie. Er antwortete auf die Schmähungen in überraschend gutem
Griechisch.
„Habt ihr Angst vor ein paar Dornen? Wenn ihr uns wollt,
dann kommt und holt uns! Oder seid ihr nur mutig, wenn ihr uns mitten im
Frieden überfallen und hilflose Dorfbewohner niedermetzeln könnt?“
Alexander zügelte Bukephalos und schwieg verblüfft.
„Was ist?“, brüllte der Mann. „Hat es dir die Sprache verschlagen?
Wenn du kämpfen willst: Hier bin ich! Komm, wenn du Mut hast!“ Damit hob er den
Schild und brachte seinen Speer in Anschlag.
Alexander legte den Speer an, stieß Bukephalos die Fersen in
die Weichen und sprengte
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