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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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auf seinen Gegner zu. Der schlug seinen Speer zur
Seite, doch Alexander hatte ohnehin nicht treffen wollen – er wollte seinen Gegner
über den Haufen reiten, und das tat er. Das Pferd des Illyrers ging beim
Anprall tief auf die Hinterhand, der Mann selbst flog in hohem Bogen von seinem
Rücken. Alexander sprang ab und zog sein Schwert aus der Scheide.
    „Gut!“, lobte der Illyrer, als er sich wieder aufgerappelt
hatte. „Aber nicht gut genug!“ Er zog ebenfalls das Schwert.
    „Es kommt noch besser“, fauchte Alexander und griff an.
    Sie lieferten sich ein sehenswertes Gefecht, angefeuert vom
sachverständigen Publikum auf beiden Seiten. Der Illyrer war gut bewaffnet und
stark, und Mut besaß er auch. Er konnte mit seinen Waffen umgehen, doch im
Vergleich mit Alexander besaß er keine wirkliche Übung. Nach einiger Zeit ging
ihm die Puste aus. Alexander jagte ihn eine Weile vor der Barrikade hin und
her, dann bückte er sich unter seiner Deckung durch, tauchte unmittelbar vor
ihm auf und rammte seinen Schild gegen den des Illyrers, der das Gleichgewicht
verlor und stürzte. Alexander trat ihm den Schild vom Arm und rammte ihm seinen
eigenen gegen den Schwertarm, sodass die Waffe davonflog. Dann setzte er dem
wehrlos auf dem Rücken Liegenden die Klingenspitze an die Kehle.
    „Meine Schuld“, keuchte der Illyrer. „Schon wieder derselbe
Trick. Den Gegner rammen – das ist wohl deine Paradetaktik. Dumm von mir, das
ich zum zweiten Mal drauf reingefallen bin.“ Und als Alexander keine Anstalten
machte zuzustoßen: „Worauf wartest du noch? Stich zu!“
    „Ich will erst dein Gesicht sehen.“
    Der Illyrer lachte. „So neugierig? Wenn du darauf bestehst.“
    Alexander nahm seine Klinge ein wenig zurück, damit der Illyrer
sich zu einer halb sitzenden Stellung aufrichten konnte. Er trug einen
wuchtigen, illyrischen Helm mit breiten Wangenklappen, auf denen aus Silber der
gleiche Eberkopf wie auf seinem Schild eingelegt war. Nun schnallte er den
Riemen auf, zog mit einem Ruck den Helm ab und warf ihn zur Seite. Der Mann war
um die dreißig, hatte dunkelbraunes Haar, eine Adlernase und einen gepflegten
Bart, der nach einer beliebten illyrischen Mode in zwei Spitzen auslief.
„Zufrieden? Und jetzt stoß zu!“
    „Wiederhole noch mal, was du vorhin gesagt hast! Von wegen
mitten im Frieden überfallen und Dorfbewohner niedermetzeln!“
    „Wozu? Ihr wisst doch am besten, was ihr gemacht habt.“
    „Ich möchte es noch einmal hören.“
    „Na schön: Ihr seid mitten im Frieden mit eurem Heer in unser
Land eingefallen, habt alles niedergebrannt und unschuldige Frauen und Kinder
ermordet.“
    „Wieso wir?“, fauchte Alexander. „Ihr wart es doch, die
angefangen haben! Ihr seid in Lynkestis eingedrungen, habt Dörfer
niedergebrannt und die Bewohner umgebracht.“
    „Wir?“ Der Mann schnitt allen Ernstes ein verblüfftes Gesicht.
    „Nimm mich nicht auf den Arm!“, zischte Alexander und
brachte seine Klinge wieder dicht an den Hals des Mannes, bis die Spitze die
Haut ritzte. Der Illyrer krabbelte hastig zurück, um sich aus ihrer Reichweite
zu bringen, doch Alexander rückte sofort nach.
    „Schon gut“, krächzte der Mann. „Gelegentlich machen wir ein
paar Überfälle, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Eure Leute rauben ein paar
Rinder bei uns, und wir revanchieren uns, indem wir eine paar bei euch rauben.
So ist es schon immer gewesen.“ Das entsprach ungefähr dem, was der König
selbst gesagt hatte. Alexander zog seine Waffe wieder ein wenig zurück, und der
Illyrer rieb sich vorsichtig den Hals. „Aber in diesem Jahr gab es noch keine
Überfälle. Wir hatten einen harten Winter und deshalb ganz andere Sorgen. Ich
schwöre es.“ Er warf einen Blick auf seine Finger, die voller Blut waren.
    „Was ist mit dem Großangriff, den Pleurias plant?“
    „Pleurias? Einen Großangriff planen?“ Diesmal wirkte die
Verblüffung echt. „Warum sollte er?“
    „Er hat nicht zufällig die Absicht, alle Illyrer unter
seiner Herrschaft zu einen?“
    „Aber nie im Leben! Pleurias hat nach dem Tod seines Vaters
gerade erst die Macht in seinem Stamm übernommen. Er hat genug damit zu tun,
sich zu etablieren. Ganz bestimmt träumt er nicht davon, zum Führer aller
Illyrer aufzusteigen.“
    Alexander blickte noch immer skeptisch, aber er fuchtelte
nicht mehr mit seinem Schwert herum, und das gab dem anderen den Mut, die
Spitze sachte mit dem Zeigefinger wegzudrücken und sich vollständig
aufzusetzen. „Ich

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