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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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will nichts verharmlosen. Natürlich machen wir euch drüben in
Lynkestis gern ein bisschen das Leben schwer. Das haben wir immer getan, und
ihr umgekehrt ebenso, aus alter Nachbarschaftsliebe sozusagen. Aber zumindest
im Moment hatten wir nichts Weltbewegendes vor. Ich schwöre es bei allen
Göttern.“
    „Wie konntet ihr dann in so kurzer Zeit eure Krieger sammeln?“
    „Weil man uns gewarnt hat, dass ein Angriff von euch bevorsteht.
Das war schon im Herbst. Im Frühjahr meldeten unsere Späher, dass an der Grenze
ein Heer zusammengezogen wurde, und so riefen wir unsere Krieger zu den Waffen.
Ich gebe zu, wir sind nicht gerade Friedensfanatiker, aber diesmal verteidigen
wir uns nur.“
    Alexander setze sich zurück auf seine Fersen und überlegte.
„Warum kommt euer Pleurias nicht zu König Philipp und sagt ihm selbst, was du
mir eben erzählt hast?“
    Der andere lachte spöttisch. „Glaubst du, er ist lebensmüde?
Bevor er auch nur den Mund aufmachen könnte, hätten ihm Philipps Soldaten schon
den Kopf abgeschlagen.“
    Alexander stand auf und stieß sein Schwert in die Scheide.
„Steh auf, du kannst gehen.“ Er streckte seine Hand aus und half dem Mann auf
die Beine.
    „Du bringst mich nicht um?“
    „Nein. Geh zu Pleurias und überbringe ihm eine Nachricht von
mir: Wenn er diesen Krieg schnell beenden will, soll er zu König Philipp kommen.
Ich garantiere ihm sicheres Geleit.“
    „Du?“ Der Illyrer klopfte sich den Staub von seiner Kluft.
„Und wer bist du, dass du das garantieren kannst?“
    „Alexander, Sohn Philipps.“
    Der Illyrer stieß einen Pfiff aus. Nach und nach sammelte er
seine Waffen auf; sie stellten bei den Stammeskriegern einen erheblichen Wert
dar, den man nicht ohne Not zurückließ. Als Letztes hob er seinen Schild auf. „Nur
zur Sicherheit: Du bist Alexander, der Sohn von König Philipp?“
    Philipp hatte nur ein spöttisches Lachen übrig, als
Alexander ihm mitteilte, Pleurias werde möglicherweise demnächst im Lager erscheinen.
„Er soll nur kommen! Sobald er seine hässliche Visage hier blicken lässt,
schlagen wir ihm den Kopf ab und stecken ihn auf einen Spieß! Zur Abschreckung
für alle anderen Räuber, die sich in diesen Bergen herumtreiben.“
    Nach den Aufregungen des Tages hatte Alexander endlich
Gelegenheit, ein paar Worte mit seinem Vater zu wechseln, während dieser ein
verspätetes Mittagessen zu sich nahm. „Ich habe ihm freies Geleit zugesagt.“
    Philipp ließ seinen Löffel in die Suppe fallen. „Freies
Geleit? Für diesen Räuberhauptmann?“
    „Ich habe es ihm versprochen, in deinem Namen.“
    Philipp fischte den Löffel aus der Suppe und löffelte
weiter. „Von mir aus, aber ich hoffe in euer beider Interesse, die Geschichte,
die er mir auftischt, ist überzeugend.“
    „Auf jeden Fall werden wir danach klarer sehen.“ Alexander
warf einen gierigen Blick auf Philipps Schüssel. „Kann ich etwas von der Suppe
abhaben? Sie sieht zwar nicht besonders aus, aber ich habe Hunger wie ein
Wolf.“
    „Alexander? Hier ist jemand, der dich sprechen will. Er
sagt, es ist wichtig.“
    Hephaistion schob einen der Königsjungen durch den
Zelteingang. Alexander hatte ihn unter den Freunden des jüngeren Pausanias
gesehen, unter denen, die so vernünftig gewesen waren, ihn fortzuschaffen.
Inständig hoffte er, dass es nicht wieder Ärger wegen ihm gab. „Dimnos aus
Chalastra, nicht wahr? Was gibt es?“
    „Da ist etwas, was ich dir zeigen muss“, erklärte der Junge
verlegen. Er hatte hellblondes Haar und blaue Augen, und sein Kinn zierte ein
schmuddeliger Stoppelwuchs, wie er sich auf den Gesichtern der jüngeren Männer
auszubreiten begann, die während des Feldzugs selten zum Rasieren kamen.
    „Kannst du mir nicht einfach sagen, um was es geht?“, fragte
Alexander ihn ungeduldig.
    „Es ist wirklich wichtig.“
    Dimnos wirkte mitgenommen. Alexander schob es auf die
Auswirkungen des Kampfes, womöglich des ersten wirklich üblen Gemetzels, an dem
er mitgewirkt hatte. Alexander seufzte und nahm seinen Umhang. In den Bergen
wurde es so früh im Jahr an den Abenden noch immer recht kühl.
    Dimnos lotste ihn und Hephaistion durch das Lager und dann
Richtung Schlachtfeld, und Alexander hoffte in seinem Interesse, dass das, was
er ihm dort zeigen wollte, den Aufwand wert war. Ein Schlachtfeld nach getaner
Arbeit war kein erhebender Anblick, für ihn aber inzwischen nichts Neues mehr.
    „Bei dem da mit der Narbe im Gesicht bin ich mir sicher“,
sagte Dimnos

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