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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Langaros’ Vater war der König der Agrianen, eines paionischen
Stammes im Norden, der seit einiger Zeit mit Philipp verbündet (das hieß: von
ihm unterworfen) war. Was Koiranos betraf, so rechnete Alexander es ihm hoch
an, dass er ihn nicht bei Leonidas verpfiffen hatte. Bei ihm wäre er nicht so
billig davongekommen.
    Eines Tages, als Alexander auf der Reitbahn wieder seine
Übungen absolvierte, fohlte in den angrenzenden Stallungen eine Stute. Der
erfahrene Koiranos wurde hinzugerufen. Ehe er im Stall verschwand, schärfte er
Alexander ein, seine Übungen vorschriftsmäßig zu Ende zu bringen und auf gar
keinen Fall wieder irgendwelche Extratouren zu reiten.
    Pflichtbewusst ritt Alexander die Bahn auf und ab und ging
die einzelnen Gangarten durch, als sein Pferd plötzlich einen heftigen Satz zur
Seite machte. Beinahe wäre er abgeworfen worden. Wieder machte das Tier einen
Satz, und diesmal bemerkte er, dass es von etwas getroffen worden war. Schon
kamen weitere Geschosse geflogen. Er sah sich um und entdeckte einen Jungen,
der in einiger Entfernung lässig auf der Absperrung saß. Alexander ritt zum
anderen Ende der Bahn, stieg ab und band das Pferd fest. Dann rannte er zu dem
Jungen hinüber.
    „Was fällt dir ein, mit Steinen nach meinem Pferd zu
werfen?“
    „Na, hast du Angst, vom Pferd zu fallen?“, spottete der andere.
    Alexander kannte den Jungen – es war sein Cousin Amyntas,
der Sohn von Perdikkas, dem Bruder seines Vaters, der seit vielen Jahren tot
war. Amyntas war sechs Jahre älter als Alexander und wohnte schon lange nicht
mehr in den Frauengemächern; Alexander hatte ihn daher nur hin und wieder bei
offiziellen Anlässen getroffen.
    „Ich falle schon nicht vom Pferd, keine Bange“, erklärte Alexander
möglichst herablassend. „Aber es ist gemein, ein Tier zu quälen!“
    „Warum reitest du dann? So, wie du dich anstellst, ist es
eine Quälerei für das arme Tier. Du hängst darauf wie ein nasser Sack.“
    Alexander, tief in seiner Ehre getroffen, atmete durch. „Und
du? Du sitzt nur herum und redest blöd. Kannst du überhaupt reiten?“
    „Besser als du auf jeden Fall! Und zwar auf einem richtigen
Pferd, nicht auf so einem Kleine-Kinder-Pony!“
    Immer, wenn Alexander seinem Cousin über den Weg lief,
schien der gerade schlechte Laune zu haben. Amyntas verhielt sich ihm gegenüber
so abweisend, als hätte er ihm etwas Böses getan, doch niemand wollte verraten,
was das sein könnte. „Mit dir streite ich nicht“, erklärte Alexander daher und
drehte sich um, um zurück zu seinem Pferd zu gehen.
    „Du bist dir wohl zu fein, um mit mir zu streiten, weil du
denkst, dass du einmal König wirst?“
    Alexander blieb stehen und sah über die Schulter zu Amyntas
zurück.
    „Jetzt, wo Arrhidaios aus dem Weg ist, glaubst du, du hast
freie Bahn, wie?“ Amyntas setzte sich auf seinem Balken in Positur und
verkündete in gestelztem Tonfall: „Leider muss ich dir mitteilen, dass du dich
irrst! Du wirst niemals König werden! Und weißt du auch warum?“ Er machte eine
theatralische Pause. „Weil nämlich in Wirklichkeit ich der König bin!“
    Das war so absurd, dass Alexander sich wieder umdrehte und
weiterging.
    „Du glaubst mir wohl nicht?“, schrie Amyntas hinter ihm her.
„Du kannst nicht König werden, weil es nämlich dein Vater auch nicht ist! Ich bin der rechtmäßige König, und Philipp ist nur ein gemeiner Thronräuber!“
    „Das ist lächerlich.“ Alexander kam wieder näher.
    „Wenn dein Vater tot ist, bekomme ich meine Rechte zurück
und werde wieder König, so wie früher! Dann lasse ich dich hinrichten!“
    Kurz entschlossen packte Alexander das herabbaumelnde Bein
des Angebers und zog mit einem Ruck daran. Überrumpelt rutschte Amyntas vom
Zaun wie ein Sack Mehl, und sobald er mit dumpfem Aufprall auf den Boden
aufschlug, stürzte Alexander sich mit Gebrüll auf ihn. Amyntas war so
überrascht, dass es ihm nicht gelang, den Angreifer abzuschütteln, obwohl er
größer und älter war. Wie von Sinnen prügelte Alexander auf sein Opfer ein, als
ihn plötzlich jemand unsanft von hinten packte und wegzerrte.
    „Was ist denn hier los?“, fragte eine Stimme. „Seid ihr zwei
verrückt geworden oder was?“
    Während Alexander kämpfte, um sich loszureißen, rappelte
sein Gegner sich auf und schlug sich den Staub aus den Kleidern. „Er hat mich
vom Zaun geschubst und ist auf mich losgegangen“, beklagte er sich mit
schriller Stimme, „einfach so!“
    „Von wegen einfach

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