Eine Krone für Alexander (German Edition)
Phalanx
von Leibwächtern verstecken muss.“
„Admetos hat recht“, mischte sich Alexander ein. „Es ist zu
gefährlich.“
„Unsinn! Heute ist ein großer Tag für mich, und ich werde
ihn genießen! Ihr geht zuerst, ich komme als Letzter, wie eine Braut zu ihrer
Hochzeit!“ Philipp grinste anzüglich. Er gab Sohn und Schwiegersohn jeweils
einen Schubs. „Und jetzt ihr beiden!“
Alexander beschlich ein ungutes Gefühl, seinen Schwager
offenbar ebenfalls, denn er sah unsicher zu ihm herüber. Der größte Teil der
Menge war inzwischen durch den Eingang verschwunden, und auf dem Vorplatz wurde
es merklich leerer. Alexander zögerte. Sollte er es noch einmal versuchen?
„Los, geht schon!“, sagte Philipp.
Er hatte recht – was sollte in den wenigen Augenblicken
schon geschehen? Kurz entschlossen setzte sich Alexander in Bewegung und ging
auf den Eingang zu. Sein Schwager folgte ihm nach kurzem Zögern.
Im Durchgang zum Theater war es eng und schattig. Dann
traten sie hinaus in das gleißende Sonnenlicht und den Lärm der Menschenmenge.
Die Zuschauerränge waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Die beiden
Alexander gingen quer durch die Orchestra zu ihren Plätzen in der ersten Reihe,
rechts und links von dem Marmorsessel, auf dem der König selbst Platz nehmen würde.
Alexander setzte sich und warf einen Blick hinüber zum Frauenblock.
Ganz vorn in der Mitte erkannte er seine Mutter, seine Schwestern und die
anderen hochrangigen Damen des Hofes, nur von Attalos’ Nichte war nichts zu
sehen. Allmählich ließ der Lärm nach. Die Leute wussten, jeden Augenblick würde
der König selbst erscheinen, und die Spannung wuchs.
Als Philipp aus dem Durchgang trat, fiel die Sonne auf den
goldenen Kranz auf seinem Kopf, und sein Gewand leuchtete in grellem Weiß.
Jubel brandete auf, Hochrufe füllten das Halbrund des Zuschauerraums. Langsam
ging der König zur Mitte der Orchestra. Das Brausen des Beifalls schwoll weiter
an, schien kein Ende zu finden. Philipp blieb stehen und breitete die Arme aus.
Plötzlich nahm Alexander hinter seinem Vater eine Bewegung
wahr. Jemand löste sich aus dem Schatten des Bühnengebäudes, jemand in der Rüstung
eines Königlichen Pezhetairen. Der Mann lief von hinten auf den König zu, von
diesem unbemerkt, und hob die rechte Hand. Etwas blitzte auf. Instinktiv
begriff Alexander, was geschah, doch noch ehe er reagieren konnte, hatte der
Angreifer zugestoßen.
Der König schien in seiner triumphierenden Pose zu erstarren.
Alexander sprang auf und rannte quer durch die Orchestra.
Noch bevor er ihn erreicht hatte, brach der König zusammen, und der Jubel
verwandelte sich in ein fassungsloses Aufstöhnen. Alexander ließ sich neben dem
zu Boden Gesunkenen auf die Knie fallen. Philipp lag verkrümmt auf der Seite.
Ein scharlachroter Fleck breitete sich auf dem weißen Gewand aus, der Griff
eines Dolches ragte daraus hervor. Alexander erkannte die Waffe sofort.
„Vater?“ Er berührte Philipps Schulter und drehte ihn vorsichtig
auf den Rücken. „Vater?“
Philipps Gesicht war schmerzverzerrt. Sein Atem ging stoßweise,
seine Hand krampfte sich um den Griff des Dolches in seiner Brust, doch er war
bei Bewusstsein. Alexander beugte sich über ihn, und Philipps Blick bohrte sich
in den seines Sohnes. Seine Lippen bewegten sich, als wolle er etwas sagen.
„Vater?“
Noch einmal versuchte Philipp zu sprechen. Doch keine Worte
kamen über seine Lippen, nur ein Strom von Blut. Ein Zucken lief durch seinen
Körper, sein Auge öffnete sich weit und das Leben wich daraus.
Ein Schatten fiel über das erstarrte Gesicht. Alexander
blickte auf und erkannte Admetos, hinter ihm Perdikkas und Leonnatos und die
übrigen Pezhetairen, die durch den Eingang stürmten, alarmiert durch das angsterfüllte
Schreien der Menge.
„Es war Pausanias!“, rief Alexander. „Er muss durch das
Bühnengebäude geflohen sein! Schnell, hinterher!“
Perdikkas zögerte kurz, dann rannte er los. Leonnatos und
ein paar andere folgten ihm. Alexander bemerkte, wie sich jemand neben ihn in
den Staub kniete. Es war Demaratos.
„Was ist mit ihm?“, fragte der alte Mann atemlos.
Alexander antwortete nicht. Demaratos schüttelte verzweifelt
Philipps Schulter. Jemand schrie nach einem Arzt. Admetos beugte sich zu
Philipp herab und fühlte nach seinem Puls. Dann sah er Alexander an. „Wie viele
waren es?“
„Nur einer.“
Admetos richtete sich wieder auf und sah suchend in die
Menge. „Wir müssen
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