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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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vorsichtig sein. Er könnte Komplizen haben.“ Dann befahl er
den Pezhetairen, sofern sie sich nicht der Verfolgung des Attentäters angeschlossen
hatten, einen Kreis zu bilden. Auch Alexander erhob sich und blickte sich um.
    Im Theater herrschte blanker Aufruhr. Die Ränge lichteten
sich, die Zuschauermenge drängte zu den Ausgängen. Der Ruf, der König sei tot,
pflanzte sich fort durch die Menge. Überall standen Menschen, schreckensbleich
und fassungslos, mit vor das Gesicht geschlagenen Händen, stumm, betend oder
hektisch aufeinander einredend.
    Plötzlich war der Arzt Philippos da und beugte sich über den
König. Alexander wusste, es war sinnlos, doch wie aus weiter Ferne verfolgte
er, wie der Arzt seine Arbeit machte. Schließlich blickte Philippos auf, sah
Alexander an und schüttelte den Kopf.
    Antipatros legte Alexander die Hand auf die Schulter. „Wir
müssen das Theater räumen lassen und die Frauen in den Palast bringen. Du
solltest ebenfalls gehen. Hier bist du nicht sicher.“
    „Ich bleibe bei meinem Vater.“
    Die Pezhetairen betteten den Toten behutsam auf einen
Schild. Mechanisch löste Alexander die Spange an seiner Schulter, nahm seinen
Umhang ab und breitete ihn über die Leiche seines Vaters. Jemand half ihm
dabei. Es war sein Onkel, nein, sein Schwager.
    Perdikkas und Leonnatos drängten sich durch die Menge.
Attalos, Sohn des Andromenes, war bei ihnen. Alle drei waren außer Atem und mit
frischem Blut bespritzt. „Wir haben den Dreckskerl erwischt“, rief Leonnatos
schon von Weitem.
    Für einen Augenblick schien es totenstill zu werden.
    „Wo ist er?“, fragte Alexander.
    „Tot!“, verkündete Perdikkas triumphierend. „Wir haben ihn
erledigt!“
    „Lasst seine Leiche ans Kreuz schlagen“, befahl Alexander,
„vor dem Theater, am Ort seines Verbrechens.“
    Die Pezhetairen hoben den Schild mit seiner Last hoch und
setzten sich in Bewegung. Alexander folgte ihnen, den Blick starr auf die
Gestalt unter dem Umhang gerichtet. Aus dem Eingang kam ihnen jemand entgegen.
Alexander sah auf und erkannte seinen Namensvetter aus Lynkestis. Den Bruder
von Arrhabaios und Heromenes. Die sich schon einmal gegen das Leben des Königs
verschworen hatten. Und vor Kurzem erst Gold von den Persern erhalten hatten.
Der Lynkeste trug eine Rüstung und war von einem Trupp Bewaffneter umgeben.
Admetos zog sein Schwert.
    Alexander der Lynkeste hob seinen rechten Arm und rief: „Die
Götter mögen dich schützen, Alexander, Sohn Philipps, König der Makedonen! Ich
bin hier, um den neuen König sicher in den Palast zu eskortieren!“
    Seine Stimme trug weit, und andere nahmen seinen Ruf auf,
der durch das Theaterrund weitergetragen wurde. Alexander hörte, wie von allen
Seiten sein Name gerufen wurde. Und zusammen mit ihm immer wieder das Wort, das
ihm unendlich vertraut und zugleich entsetzlich fremd vorkam: König.

12
    Die Spuren des Symposions vom Vorabend waren bereits beseitigt
worden. Klinen und Tische standen wieder ordentlich an den Wänden, man hatte
Geschirr, Essensreste und Weinpfützen entfernt, doch in der Luft hingen noch
immer der Weindunst und der Rauch der Fackeln und Lampen. Die Anwesenden hatten
sich auf den Klinen verteilt, die meisten zu schockiert, um etwas sagen zu
können. Demaratos saß zusammengesunken da und starrte vor sich hin. Er schien
um Jahre gealtert zu sein. Bevor Antipatros die Tür geschlossen hatte, hatte
Alexander noch schnell Leonnatos, Perdikkas und Attalos hereingewunken, und die
drei jungen Pezhetairen drängten sich unsicher in der Nähe des Eingangs.
    Alexander gab Perdikkas ein Zeichen, und dieser, noch immer
blutbesudelt, erstattete Bericht. „Er hatte einen Vorsprung, aber wir konnten
ihn die Straße hinunterlaufen sehen. Weiter hinten warteten Pferde auf ihn …“
    „Pferde?“, fragte Antipatros
gedehnt.
    „… Wir dachten schon, er entkommt uns, doch kurz bevor er
bei den Pferden ist, schlägt er der Länge nach hin. Ich glaube, sein Fuß hatte
sich in einer Wurzel verfangen oder so. Bevor er wieder auf die Beine kommt, haben
wir ihn eingeholt. Wir stoßen mit unseren Speeren zu, bis er sich nicht mehr
rührt.“
    Kleitos lobte: „Gut gemacht! Der Dreckskerl hat bekommen,
was er verdient hat!“
    „Jemand hat ihm geholfen“, sagte Antipatros. „Jemand muss
die Pferde bereitgestellt und sie bewacht haben, damit sie nicht gestohlen
wurden. Dieses Risiko wäre Pausanias nicht eingegangen.“
    Als habe die Bemerkung die Zungen gelöst, redeten

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