Eine Krone für Alexander (German Edition)
alle
durcheinander und ergingen sich in Spekulationen, wer hinter dem Anschlag
stecken konnte. Die Perser? Die Thebaner? Die Athener? Demosthenes?
In den Lärm hinein fragte Aristoteles: „Wie viele Pferde
waren es eigentlich?“
„Diese Frage beschäftigt mich auch die ganze Zeit.“ Antipatros
wandte sich an Perdikkas. „Nun?“
„Zwei oder drei“, brachte der heraus.
„Drei“, erklärte Attalos entschieden.
Langsam und mit Überlegung fuhr Aristoteles fort: „Ich frage
mich, wozu Pausanias drei Pferde benötigte. Eines hätte ihm zur Flucht vollauf
genügt. Ich glaube kaum, dass er so rücksichtsvoll war, seinen Verfolgern
Pferde zur Verfügung zu stellen.“ Einen Augenblick lang wurde es still, während
die anderen über die Implikationen dieser Feststellung nachdachten. Für die,
die nicht von allein darauf kamen, fügte Aristoteles sicherheitshalber hinzu:
„Der Verdacht liegt nahe, dass es mehr als einen Attentäter gab.“
„Klingt plausibel“, stimmte Kleitos ihm zu. „Drei Pferde,
drei Attentäter.“
Antipatros führte den Gedankengang weiter. „Möglicherweise
waren weitere Morde geplant. Wer sollten die Opfer sein? Alexander und Amyntas?
Alexander und Arrhidaios? Vielleicht hat Pausanias losgeschlagen, bevor seine
Komplizen bereit waren.“
„Das heißt also, dass dort draußen noch zwei Mörder herumlaufen“,
schimpfte Kleitos. „Und wir haben keine Ahnung, wer sie sind.“
Antipatros rieb sich übers Kinn. „Leider nicht. Bedauerlich,
dass wir Pausanias nicht mehr befragen können.“
„Ja, schade, dass ihr ihn umgebracht habt.“ Admetos warf
Perdikkas, Leonnatos und Attalos einen strengen Blick zu.
„Wir haben nur unsere Pflicht getan“, verteidigte sich Perdikkas,
und Leonnatos fügte trotzig hinzu: „Hätten wir den Kerl etwa entkommen lassen
sollen?“
„Nein, sondern festnehmen“, erwiderte Admetos.
„Wir haben nicht nachgedacht“, bekannte Attalos mit
hochrotem Gesicht. „Alles, was wir wussten, war, dass der Dreckskerl unseren
König ermordet hat. Da haben wir einfach zugestoßen.“
„Niemand macht euch einen Vorwurf, ihr habt richtig gehandelt“,
sagte Alexander. „Admetos, lass die Wachen im Palast verstärken! Den ganzen Tag
und vor allem in der Nacht soll erhöhte Alarmbereitschaft herrschen. Alexander,
ich danke dir, dass du mich als Erster als König gegrüßt hast.“ Er warf seinem
lynkestischen Namensvetter einen Blick zu. „Aber damit wird es nicht getan
sein. Die Heeresversammlung muss einberufen werden. So bald wie möglich.“
„Nein, nicht schon morgen, besser übermorgen“, riet Antipatros.
„Wir brauchen Zeit, um unsere Anhänger zu mobilisieren. Ruf alle deine Freunde
zusammen. Die meisten sind noch zu jung, um einflussreiche Posten zu bekleiden,
aber sie haben Väter, Onkel, ältere Brüder. Sie sollen jeden zusammentrommeln,
der dich unterstützen kann. Wir werden jede Stimme brauchen.“
„Wieso das?“, fragte Kleitos. „Welche Alternative gibt es zu
Alexander, jetzt, wo Kleopatra ein Mädchen bekommen hat? Arrhidaios etwa?“
Ruhig antwortete Antipatros: „Nicht Arrhidaios. Amyntas.“
Alexander der Lynkeste, der mit Amyntas seit ihrer gemeinsamen
Zeit bei den Königsjungen befreundet war, ergriff sofort das Wort zu dessen
Verteidigung. „Amyntas hat nie einen Anlass gegeben, an seiner Loyalität zu
zweifeln.“
„Und warum ist er dann nicht hier?“, rief Perdikkas hitzig
von der Tür.
Die anderen redeten wieder durcheinander und spekulierten
über Amyntas’ Ambitionen, bis Alexander sie mit einer Handbewegung zum
Schweigen brachte. „Wir müssen abwarten, wie Amyntas sich verhält.“
Er stand auf und signalisierte damit, dass die Besprechung
beendet war. Die anderen erhoben sich ebenfalls und verließen einer nach dem
anderen den Raum. Als Antipatros folgen wollte, hielt Alexander ihn zurück. Er
schloss die Tür und drehte sich um. „Solange dein Schwiegersohn dabei war,
wollte ich nichts sagen, aber seine Brüder sind unsere Hauptverdächtigen.“
„Es gibt noch mehr Verdächtige“, schränkte Antipatros ein.
„Philipp hatte viele Feinde.“
„Arrhabaios und Heromenes haben schon einmal gegen sein
Leben konspiriert, auf dem Feldzug gegen die Illyrer. Es war reines Glück, dass
sie damals keinen Erfolg hatten. Und wir wissen, dass die beiden Gold von den
Persern erhalten haben.“
„Das alles ist kein Beweis, dass sie tatsächlich hinter dem
Anschlag stecken. Wir sollten uns nicht voreilig
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