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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Zähne hindurch erwiderte er: „Wenn die Griechen denken,
sie brauchen den Vertrag nicht einzuhalten, nur weil mein Vater nicht mehr da
ist, haben sie sich geschnitten.“
    „Alles hängt von Athen und Theben ab“, dozierte Antipatros
zum schätzungsweise hundertsten Mal. „Wenn sie dich als Hegemon anerkennen,
werden es die kleineren Stadtstaaten ebenfalls tun. Aber selbst dann ist nicht
gesagt, dass sie dich auch zum bevollmächtigten Strategen für den Krieg gegen
die Perser ernennen.“
    „Der Feldzug wird stattfinden wie geplant. Im Frühjahr geht
es los.“
    Antipatros seufzte. „Alexander, ich sage dir jetzt etwas,
was du nicht hören willst, aber ich sage es trotzdem: Es kann noch Jahre
dauern, bis du daran denken kannst, nach Asien aufzubrechen. Zurzeit ist deine
Position einfach noch nicht gefestigt genug. Deine zahlreichen Feinde warten
nur darauf, dir in den Rücken zu fallen. Und damit meine ich nicht nur unsere
lieben Verbündeten im Süden. Wir haben noch keine Nachrichten von unseren
Truppen in Asien …“
    „Du versicherst mir doch ständig, dass Parmenion sich loyal
verhalten wird! Und was Attalos betrifft – Hekataios wird das Problem
hoffentlich bald gelöst haben.“
    „Das hoffe ich ebenfalls. Aber selbst hier in Makedonien ist
deine Position längst nicht so sicher, wie du vielleicht annimmst. Es gibt
viele Unzufriedene im Land. Manche von ihnen würden nach wie vor Amyntas als
neuen König vorziehen, andere meinen, dass wir unsere Truppen aus Asien
zurückziehen sollten. Dass du, wenn du überstürzt zu einem Feldzug gegen die
Perser aufbrichst, alles verspielst, was dein Vater aufgebaut hat. Dass wir uns
vielmehr darauf konzentrieren sollten, das Erreichte …“
    „Ich werde mich um die Unzufriedenen kümmern“, unterbrach
Alexander Antipatros’ Vortrag. „Am besten, ich gebe der Armee etwas zu tun. Ich
werde ein paar Manöver abhalten, dann sind die Leute beschäftigt und kommen auf
andere Gedanken.“
    „Auch der Mord an Kleopatra und ihrer Tochter hat großen
Abscheu erregt. Ich sage es nicht gern, aber das rücksichtslose Vorgehen deiner
Mutter könnte dich eine Menge Sympathien gekostet haben.“
    „Das ist mir bewusst.“ Alexander fühlte sich immer unbehaglich,
wenn Antipatros seine Mutter kritisierte, selbst wenn er ihm insgeheim recht geben
musste.
    „Noch immer kursieren Gerüchte, dass nicht Arrhabaios und
Heromenes hinter Pausanias standen und die Perser, sondern deine ...“
    „Das ist absurd“, erklärte Alexander mit mehr Überzeugung,
als er selbst aufbrachte. Mit ihrem exzentrischen Verhalten nach dem Mord hatte
sich Olympias selbst verdächtig gemacht, mehr noch, Alexander war bewusst, dass
manche nach wie vor sogar ihn selbst im Verdacht hatten, in die Verschwörung
verwickelt gewesen zu sein. Doch natürlich war Antipatros zu taktvoll, um das
auch nur anzudeuten.
    „Jedenfalls“, fuhr der alte Mann fort, „bevor du daran
denken kannst, nach Asien aufzubrechen, musst du deine Stellung in Europa
festigen. Deine Feinde warten nur darauf, dass du Fehler machst. Und du hast
viele Feinde.“
    Alexander stand auf und griff nach seinem Umhang. „Ich weiß.
Amyntas, Attalos, die Griechen, die Perser, Unzufriedene in eigenen Land –
anscheinend bin ich auf allen Seiten von Feinden umzingelt. Fehlt eigentlich
nur noch, dass sich die Barbaren im Norden erheben.“ Er erlaubte sich ein
schiefes Grinsen. „Und zu all dem hat sich eben herausgestellt, dass ich auch
noch pleite bin.“
    Antipatros erhob sich ebenfalls und grinste mindestens ebenso
schief. „Das ist der Vorteil deiner neuen Stellung: Du wirst nun automatisch in
alle Staatsgeheimnisse eingeweiht. Auch in die schrecklichsten.“
    Alexander machte seine Ankündigung wahr: Er gab der Armee
etwas zu tun. Jeden Tag fanden auf der Ebene vor der Stadt Manöver statt,
während Alexander auf Nachrichten aus dem Süden und aus Asien wartete. Die Ungewissheit
nagte an ihm. So war er zumindest beschäftigt, und die Armee blieb
einsatzbereit für den Fall, dass er sie brauchte. Die Phalanx exerzierte, die
Reiterei veranstaltete Übungsgefechte, alles trainierte und marschierte, trampelte
und galoppierte, bis auf den vom Sommer ausgedörrten Böden in der Nähe von
Pella kaum noch ein Grashalm stehen blieb.
    Alexander beaufsichtigte jedes
Manöver persönlich. Eines Abends, als er wieder einmal den ganzen Tag auf dem
Exerzierplatz verbracht hatte, bemerkte er, wie eine Gruppe von Reitern am Rand
des Feldes

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