Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
Vom Netzwerk:
auftauchte, dort haltmachte und von den Pferden stieg. Alexander
wischte sich Staub und Schweiß vom Gesicht. Als sich die Männer näherten,
erkannte er an ihrer Spitze Alexander, seinen Onkel und jetzt auch Schwager. Er
und Kleopatra würden in den nächsten Tagen nach Epeiros abreisen.
    Der König der Molosser war standesgemäß von seinem Gefolge
umgeben, er war makellos gekleidet und trug gegen die Sonne einen breitkrempigen
Hut. Alles in allem sah er viel eher wie ein König aus als Alexander selbst,
der verschwitzt und mit Staub bedeckt war und sich außerdem gerade an diesem
Tag einen schlimmen Sonnenbrand eingefangen hatte.
    Der Molosser grinste breit. „Wie ich sehe, hältst du deine
Leute auf Trab. Ich habe gehört, du hast dir einiges einfallen lassen, um sie
bei Laune zu halten.“ Er zeigte auf die Abteilung Phalangiten, die gerade ein
kompliziertes Manöver durchführte. „Das sind jetzt also alles Pezhetairen.“
    „Genau.“ Alexander erwiderte das Grinsen. „Ich habe den
Namen auf die gesamte Phalanx ausgedehnt – und den der Hetairen-Reiter auf die
ganze Reiterei.“
    „Raffiniert! So kann sich jeder makedonische Soldat, von den
adligen Reitern bis zu den Bauernsöhnen bei der Phalanx, irgendwie als Gefährte
des Königs fühlen. Und das Beste daran ist, es kostet dich keine Drachme.“ Das
Grinsen des Molosser-Königs wurde womöglich noch breiter. „Von denen hast du
ohnehin nicht mehr viele, habe ich gehört. Was wird eigentlich aus den
bisherigen Pezhetairen?“
    „Die brauchten natürlich einen neuen Namen. Ich habe mich
für Hypaspisten, Schildträger, entschieden. Meine Leibgarde zu Fuß sind jetzt
die Königlichen Hypaspisten.“
    „Es ist nicht leicht, in deiner Armee den Überblick zu behalten.
Aber da wir gerade von deiner Leibgarde sprechen …“ Der Molosser gab zwei
Männern aus seinem Gefolge ein Zeichen. Die beiden traten vor und setzten ein
(wie sie wahrscheinlich dachten) höfisches Lächeln auf. „Du kennst Arybbas und
Neoptolemos. Sie würden sich geehrt fühlen, für deinen persönlichen Schutz
sorgen zu dürfen.“
    Alexander kannte die Männer in der Tat, sie waren Aiakiden,
Angehörige des molossischen Königshauses und damit Verwandte von ihm selbst.
Arybbas war in mittleren Jahren und hatte ein scharf geschnittenes Gesicht,
Neoptolemos war jünger, sicher nicht viel älter als Alexander selbst, und sah
auf verwegene Weise gut aus. Trotz ihrer vornehmen Kleidung und ihres
verbindlichen Lächelns sahen die beiden ein wenig aus wie Banditen aus den
epeirotischen Bergen.
    „Die Idee ist ursprünglich nicht von dir, stimmt’s?“, fragte
Alexander argwöhnisch.
    „Nein“, gab der Molosser zu, „sie ist von deiner Mutter,
aber sie ist trotzdem gut. Dein Vater wurde vor deinen Augen ermordet, und
seine Feinde sind jetzt deine Feinde. Olympias macht sich große Sorgen um deine
Sicherheit.“
    Alexander warf einen Blick hinüber zu den beiden Aiakiden.
„Ich habe kein Bedarf an zwei Spitzeln meiner Mutter in meiner unmittelbaren Umgebung.“
    „Sie meint es gut. Komm ihr ein wenig entgegen, indem du
ihre Verwandten als deine Leibwächter akzeptierst. Es sind schließlich auch
deine Verwandten, und du kannst Leute brauchen, denen du vertrauen kannst.“
Leiser fügte der Molosser hinzu: „Du solltest dich endlich mit ihr versöhnen.“
    „Hat sie dich geschickt, damit du mich darum bittest?“
    „Nein. Aber ich weiß, wie sehr sie unter der Entfremdung leidet.
Seit dem Tod deines Vaters sprichst du nicht mehr mit ihr, du besuchst sie nie
und empfängst sie nicht …“
    „Sie weiß, warum das so ist.“
    „Alexander, sie ist deine Mutter! Ich weiß, was sie getan
hat, war schrecklich, aber sie hat es für dich getan.“ Als Alexander schwieg,
fügte sein Schwager hinzu: „Sie liebt dich mehr als alles andere auf der Welt.“
    Amyntor erschien am Eingang des Saales. Wegen der
Staatstrauer fanden im Palast keine Symposien statt, doch Alexander nahm das
Abendessen meist im Kreis seiner engsten Freunde ein. Amyntor kämpfte sich
zwischen geschäftigen Dienern hindurch. Hephaistion rückte etwas zur Seite, um
Platz für seinen Vater zu schaffen, doch statt es sich auf der Kline bequem zu
machen, blieb Amyntor aufrecht sitzen und legte eine Schriftrolle auf den
Tisch. Sein Gesicht war ernst.
    „Nachrichten aus Athen?“, fragte Alexander und setzte sich
auf.
    „Der Bote ist Tag und Nacht geritten. Demetrios schickt einen
ersten Bericht zu den Reaktionen auf

Weitere Kostenlose Bücher