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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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drei Stellen, den sogenannten Toren, rückten die
Abhänge tatsächlich fast ganz an das Wasser heran.
    Harpalos machte eine abschätzige Bewegung mit der Hand. „Ich
habe nie verstanden, was an der ganzen Geschichte überhaupt so toll gewesen
sein soll. Schließlich konnten Leonidas und seine dreihundert Spartiaten die
Perser nicht aufhalten. Und als sie sahen, dass sie auf verlorenem Posten
standen, blieben sie stur in ihrer Stellung und ließen sich wie Schafe von der
persischen Übermacht abschlachten.“
    „Die Dreihundert blieben auf ihrem Posten, um den Rückzug
ihrer Kameraden und den der Flotte zu decken. Aber es ist klar, dass du das
nicht verstehst“, erklärte Philotas herablassend. „Du bist eben kein Soldat.“
    Harpalos erwiderte nichts. Er hatte schon vor Jahren
gelernt, die Sticheleien der anderen zu ignorieren.
    „Leonidas war ein Held“, erläuterte Hektor, Philotas’
jüngerer Bruder. „Er wollte sein Vaterland gegen den persischen Erbfeind
verteidigen, und dafür gab er sein Leben. Das ist es, was zählt, auch wenn er
nicht gesiegt hat. Erst durch seinen Opfertod wurde er zur Legende.“
    Alexander öffnete die Augen. „Wir werden ebenfalls gegen die
Perser kämpfen, aber im Gegensatz zu Leonidas werden wir Erfolg haben.“ Er
machte eine ausholende Handbewegung und spritzte Hephaistion unabsichtlich ein
paar Tropfen ins Gesicht. Leonidas war Vergangenheit.
    Er stieß sich vom Beckenrand ab und hievte sich aus dem
Wasser. Sobald die Delegierten mit ihrem Palaver fertig waren, würden sie ihm
in aller Form Philipps Sitz und seine beiden Stimmen in der Amphiktyonie übertragen.
Sofort danach würde er weiter nach Süden vorstoßen.
    Nur einen Tag später ließ Alexander sein Heer das Lager vor
Theben aufschlagen, in bequemer Sichtweite der Mauern. In der Stadt brach eine
Panik aus. Es dauerte nicht lange, bis aus dem am nächsten gelegenen Tor eine
Abordnung zum Vorschein kam – die Thebaner beeilten sich, Alexander als Hegemon
anzuerkennen. Auch die Kadmeia, in der sich die makedonische Garnison
verbarrikadiert hatte, öffnete wieder ihre Tore. Der Festungskommandant, ein
erfahrener Offizier namens Philotas, kam ins Lager geritten und erstattete
Alexander Bericht.
    Als in Athen bekannt wurde, dass Alexander mit seiner Armee
bereits vor Theben stand, brach auch dort eine Panik aus. Die Landbevölkerung
wurde samt ihrer beweglichen Habe in die Stadt evakuiert, die Stadtmauer
hektisch instand gesetzt. Zugleich machte sich eine Gesandtschaft auf den Weg
nach Boiotien. Es hieß, dass auch Demosthenes ihr angehörte.
    Wie bei solchen Anlässen üblich, rückten die Athener in
großer Besetzung an. Während sich die Gesandten namentlich vorstellten, ließ
Alexander seinen Blick über die Männer wandern, die säuberlich aufgereiht in
seinem Empfangszelt vor ihm saßen. Die meisten von ihnen kannte er persönlich,
darunter natürlich Aischines, den langjährigen Wortführer der promakedonischen
Partei, und Demades, der maßgeblich an den Friedensverhandlungen nach
Chaironeia beteiligt gewesen war. Von der makedonenfeindlichen Partei erkannte
Alexander nur den ringgeschmückten Hypereides mit seiner strohfarbenen Perücke,
und er fragte sich, welches der ihm unbekannten Gesichter wohl Demosthenes
gehörte. So seltsam es war, er war dem großen Gegenspieler seines Vaters bisher
noch niemals persönlich begegnet.
    Offenbar war Demades zum Leiter der Delegation auserkoren
worden. Jedenfalls war er es, der sich erhob und als Erster zu sprechen begann.
Er hielt eine längere und kunstvoll ausgefeilte Rede, deren Inhalt darauf hinauslief,
dass die Bürger von Athen Alexander zu seiner Bestätigung als Hegemon
gratulierten. Zugleich sprachen sie ihr tief empfundenes Beileid zum Tod seines
Vaters aus.
    Demades setzte sich wieder. Ehe der nächste Gesandte
Gelegenheit erhielt, den gleichen Inhalt in andere Worte zu kleiden, ergriff
Alexander selbst das Wort. „Ich unterbreche euch nur ungern, aber ich erinnere
mich nicht, bei der Vorstellung Demosthenes’ Namen gehört zu haben.“
    Abermals erhob sich Demades. „Das kannst du auch nicht.
Demosthenes befindet sich nicht unter den Anwesenden.“
    Überrascht zog Alexander eine Braue hoch. „Mir wurde gesagt,
er sei Mitglied der Delegation.“
    „Er war es. Zwar ist er zusammen mit uns aufgebrochen, weilt
aber inzwischen nicht mehr in unserer Mitte.“
    „Wo weilt er denn stattdessen?“
    „Demosthenes dürfte irgendwo auf halbem Weg nach

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