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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Olympias kam (genau wie umgekehrt). Aber
natürlich hatte er in diesem Fall auch recht. „Wir schließen einen Kompromiss: Arybbas
wird Leibwächter und Neoptolemos bekommt einen Posten bei den Hypaspisten. Für
die übrigen Leibwächterstellen kannst du dich meinetwegen nach geeigneten
Leuten umsehen.“
    Mittlerweile gärte es in ganz Griechenland. Demosthenes’
feurige Appelle, die „Ketten der Knechtschaft“ zu sprengen, waren auf
fruchtbaren Boden gefallen – auch in den Stadtstaaten, die zu Philipps ältesten
und (soweit man das von Griechen sagen konnte) zuverlässigsten Verbündeten
gezählt hatten. In Ambrakia wurde die dort stationierte makedonische Garnison
vertrieben. In Akarnanien kehrte die antimakedonische Partei aus der Verbannung
zurück und griff nach der Macht, unterstützt von den benachbarten, notorisch
aufsässigen Aitolern. Auch auf der Peloponnes brachen vielerorts Unruhen aus,
nur in Sparta blieb es ruhig, und auch das nur, weil Sparta sich Philipps
Bündnissystem erst gar nicht angeschlossen hatte. In Theben war zwar eine promakedonische
Regierung am Ruder (nach der Schlacht von Chaironeia hatten alle feindlich
gesinnten Elemente ins Exil gehen müssen), doch nicht einmal die wollte
Alexander als Hegemon anerkennen. Stattdessen beschlossen die Thebaner in der
Volksversammlung, die makedonische Garnison aus der Kadmeia zu vertreiben.
    Alexander erhielt die Nachricht auf dem Exerzierplatz.
Sofort kehrte er in den Palast zurück und brüllte in einem fort Befehle,
während er durch die Säulengänge stürmte, mit Antigonos, Kleitos, Andromenes
und anderen hohen Offizieren im Schlepp. In einem der Innenhöfe stieß
Antipatros zu ihnen; er war so in Eile, dass die Falten seines blütenweißen
Himations in für ihn ganz untypische Unordnung geraten waren.
    „Die Armee soll sich bereit machen“, schrie Alexander,
während Antipatros neben ihm herhastete. „Wir brechen sofort nach Süden auf.“
    „Sofort?“ Vor Überraschung blieb Antipatros erst einmal stehen.
    Alexander stürmte weiter, gefolgt von den Offizieren, die Antipatros
fast über den Haufen rannten. „Demosthenes hetzt ganz Griechenland gegen mich
auf. Je eher ich dem Spuk ein Ende bereite, desto besser. Und Dank der Manöver
ist die Armee einsatzbereit.“
    Antipatros setzte sich wieder in Bewegung, um den Anschluss
nicht zu verlieren. „Ein Krieg ist das Letzte, was wir in der gegenwärtigen
Situation gebrauchen können. Wir sollten es erst einmal mit Verhandlungen
versuchen und Gesandte in den Süden schicken.“
    „Dafür ist es zu spät. Unsere Besatzung in Ambrakia ist
bereits vertrieben worden, und die Thebaner können jeden Augenblick die Kadmeia
angreifen, wenn sie es inzwischen nicht schon getan haben. Dann ist es nur noch
eine Frage der Zeit, bis auch die Garnisonen in Chalkis und Korinth bedroht
werden.“
    „Aber es ist schon Herbst, bald kommt der Winter. Für einen
Feldzug ist es zu spät. Warum wartest du nicht bis zum Frühjahr und machst es
dann richtig?“
    „Im Frühjahr sind wir schon unterwegs nach Asien.“
    Kleitos begann dröhnend zu lachen.
    „Was ist daran so lustig?“, fauchte Alexander ihn an.
    „Ich musste nur gerade an den Heiligen Krieg gegen Amphissa
denken. Damals war es auch schon Herbst. Niemand rechnete damit, dass Philipp
so spät noch losmarschieren würde. Deswegen tat er genau das. Ehe sie im Süden
überhaupt merkten, was los war, stand er bereits jenseits der Thermopylen.“
    Kleitos konnte nicht wissen, dass das das Letzte war, was Alexander
zu hören wünschte.

4
    „Was für eine Sauerei“, schimpfte Philotas.
    „Eine riesengroße Sauerei“, bestätigte Ptolemaios. „Philipp
war auf Lebenszeit Archon des Thessalischen Bundes. Eigentlich sollten die
Thessalier Alexander ohne großes Getue als seinen Nachfolger anerkennen.
Stattdessen das!“
    Alexander verkniff sich eine Erwiderung. Versuchsweise zerrte
er an dem verkrüppelten Nadelgehölz, das sich durch das mit Farn und Efeu
überwucherte Gestein des Abhangs gezwängt hatte. Das Bäumchen gab keinen
Fingerbreit nach. Alexander hielt sich daran fest und beugte sich weit nach
vorn. Von dieser Position aus hatte er einen hervorragenden Ausblick hinunter
in die Schlucht. Tief unten schimmerte der Fluss wie ein gewundenes Band
zwischen dem Grün der Bäume und Büsche hindurch. Es war der Peneios, der sich
zwischen den Ausläufern des Olymps im Norden und dem Massiv des Ossa im Süden
hindurchschlängelte. Seine

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