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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Asien abgefangen
habt“, rief Olympias und trat an den Tisch. „Ich will wissen, was darin steht.“
    „Dies ist keine Angelegenheit für Frauen“, erklärte
Antipatros mit mehr als nur einer Spur Herablassung. „Bei allem Respekt für
deinen Rang als Mutter des Königs: Fragen, die die Sicherheit des Staates
betreffen, solltest du uns Männern überlassen.“
    Olympias verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach? Warum?“
    Aristoteles erklärte: „Weil diese Dinge Urteilsfähigkeit und
Tatkraft erfordern, über die bekanntlich nur Männer verfügen.“
    „Ach ja, nach deiner Lehre ist die Frau ja eine unvollkommene
Form des Menschen, die ihre Daseinsberechtigung allein ihrer Rolle bei der
Fortpflanzung verdankt. Irgendwer muss ja die Kinder bekommen.“
    „Das alles ist wissenschaftlich erwiesen. Frauen sollten
sich auf rein weibliche Aufgaben beschränken und alles andere den Männern
überlassen.“
    „Das finde ich auch“, ließ sich Antipatros liebenswürdig vernehmen,
„auf völlig unwissenschaftlicher Basis natürlich.“
    Olympias musterte die beiden verachtungsvoll. „Urteilsfähigkeit
und Tatkraft?“, höhnte sie. „Wenn ihr als Männer angeblich darüber verfügt,
warum sitzt ihr dann hier herum und redet, statt etwas zu unternehmen? Amyntas
konspiriert mit seinem Freund, der zu den Persern übergelaufen ist. Warum wurde
er noch nicht festgenommen?“
    „Mutter“, begann Alexander, „wir sind gerade dabei, diese
Frage zu diskutieren.“
    „Eben, und ich bin sicher, ich kann eure Diskussion um den
einen oder anderen interessanten Gesichtspunkt bereichern. Wie war das noch mal
mit dieser Inschrift in Lebadeia? War mein Hinweis etwa nicht aufschlussreich,
auch wenn Amyntas schließlich doch noch eine gute Ausrede eingefallen ist? Ohne
mich hättet ihr nie davon erfahren. Inzwischen habe ich weitere Dinge in
Erfahrung gebracht, die für euch von Interesse sein dürften. Wollt ihr sie
hören oder nicht?“
    Alexander gab den Königsjungen einen Wink, einen weiteren
Stuhl zu bringen und dann zu verschwinden. Auch Aristoteles wirkte neugierig,
während Antipatros gelangweilt tat. Olympias gönnte sich ein triumphierendes
Lächeln, während sie Platz nahm.
    „Was sind das für Neuigkeiten, die du uns mitteilen
willst?“, fragte Alexander, als die Königsjungen die Tür geschlossen hatten.
    „Erst möchte ich den Brief sehen.“ Als er nicht reagierte,
fügte sie hinzu: „Komm, ich habe ein Recht darauf. Schließlich war ich es, die
eure Aufmerksamkeit überhaupt erst auf Amyntas gelenkt hat.“
    Alexander schob ihr die Schriftrolle über den Tisch. Während
Olympias las, faltete Antipatros die Hände über dem Bauch und musterte
interessiert die Kassettendecke.
    „Damit haben wir ihn!“, sagte Olympias zufrieden, als sie fertig
war. „Hier ist wörtlich von der Ermordung des Königs die Rede. Amyntas muss
sofort festgenommen und angeklagt werden.“
    „Mit welcher Begründung?“, fragte Antipatros und riss seinen
Blick von der Decke los. „Aus dem Brief geht hervor, dass es eine Verschwörung
gegen den König gibt. Aber es findet sich kein Hinweis darin, dass Amyntas an
ihr beteiligt ist.“ Genau das war es, was Alexander vergeblich gesucht hatte.
„Im Gegenteil, Amyntas wird in dem Brief sogar ausdrücklich um sein Einverständnis
gebeten, und daraus folgt, dass er es noch nicht gegeben hat. Wenn wir das
Schreiben in der Heeresversammlung vorlegen, kann er sich einfach darauf
berufen, dass kein Mensch etwas dafür kann, was für Briefe er bekommt.“
    „Willst du die Verräterbande etwa damit durchkommen
lassen?“, fauchte Olympias. „Willst du warten, bis der König wirklich ermordet
wird? Wie weit ist es eigentlich her mit deiner Loyalität?“
    Antipatros zog die Brauen hoch und erklärte kühl: „Meine
Loyalität dürfte außer Frage stehen. Alles, was ich mir erlaube, ist der
Hinweis, dass wir hieb- und stichfeste Beweise haben müssen, wenn wir Amyntas
anklagen wollen. Und die haben wir nicht.“
    „Doch, die haben wir.“ Olympias machte eine Pause, um ihren
Worten Nachdruck zu verleihen. „Nach dieser Sache mit Lebadeia habe ich meinen
Mittelsmann noch einmal nach Boiotien geschickt, in der Hoffnung, dass er
weitere Hinweise findet. Und wirklich: Amyntas war im Herbst in Oropos. Er hat
dort das Heiligtum des Heros Amphiaraos besucht und dessen Orakel befragt, wie
zuvor schon das in Lebadeia. Nun frage ich euch: Warum rennt er von einem
Orakel zum anderen? Welche Ziele

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