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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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sein.“
    „Aber nein“, beteuerte das Mädchen und wurde rot. „Es ist
doch nichts Besonderes, was ich tue.“
    „Doch, das ist es! Seit drei Monaten kann ich nicht
aufstehen und mich um nichts kümmern. Ich habe keine Verwandten mehr. Wenn
Phila nicht wäre, wäre ich längst verhungert. Und ich bin nicht die Einzige,
der sie hilft. Einem armen Mädchen aus dem Dorf hat sie sogar eine Mitgift
geschenkt, damit es heiraten konnte.“
    Phila stellte die Schale ab und stand auf. „Ihr zwei könnt
mir helfen, die Tiere im Stall zu versorgen und frisches Wasser aus dem Brunnen
zu holen. Und das Holz in der Scheune muss auch gehackt werden.“
    Es war schon später Nachmittag, als sie endlich daran denken
konnten weiterzureiten.
    „Wir wollen zum Anwesen von Antipatros, Sohn des Iolaos“,
sagte Alexander zu Phila. „Ich fürchte, wir haben uns verirrt. Kannst du uns
den Weg zeigen?“
    „Natürlich. Ich will in die gleiche Richtung. Ihr könnt mitkommen.“
    Glücklicherweise hatte es aufgehört zu regnen. Phila
steuerte ihren Wagen durch die Pfützen und Schlammlöcher, die den schmalen Weg
schwer passierbar machten, während Alexander und Hephaistion hinterherritten.
Sobald sie auf eine größere Straße kamen, lenkte Alexander Bukephalos neben den
Wagen.
    „Es ist ganz schön gefährlich für ein junges Mädchen, in
dieser abgelegenen Gegend allein unterwegs zu sein.“
    „Das musst du gerade sagen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, dass es für dich doch noch viel gefährlicher ist. Auf
dich haben es bestimmt mehr Leute abgesehen als auf mich.“
    „Du weißt, wer ich bin?“
    Alexander hörte, wie Hephaistion hinter ihm losprustete. Dieses
Mädchen hatte die ganze Zeit gewusst, wer er war, und trotzdem hatte sie ihn
Körbe schleppen, Kühe melken und Holz hacken lassen. „Wie bist du darauf
gekommen?“
    „Ich bitte dich, das ist doch offensichtlich! Alle wissen,
dass du kommst. Das Alter stimmt, das Aussehen stimmt, und ihr kommt vom
Heiligtum des Herakles, deines Vorfahren. Jeder weiß, wie sehr du ihn verehrst.
Und dein Hang zu Eskapaden ist ebenfalls bekannt.“
    „Woher weißt du das mit den Eskapaden?“, mischte sich Hephaistion
ein.
    „Von meinem Vater natürlich.“
    „Und wer ist das?“
    „Antipatros, Sohn des Iolaos. Ich bin seine älteste
Tochter.“
    „Dein Vater hat dir gesagt, dass ich zu Eskapaden neige?“,
fragte Alexander pikiert.
    „Ja, er erzählt mir viel. Er sagt immer, in unserer Familie
bin ich der einzige Mensch, mit dem er reden kann.“
    „Was sagt er denn sonst noch so?“
    Phila warf Alexander einen beschwichtigenden Blick zu.
„Keine Bange, es geht meistens um nichts Persönliches, nur um Politik. Zum
Beispiel um den Ärger, den euch dieser Memnon in Asien gerade macht.“
    „Was weißt du über Memnon?“
    „Dass er unsere Truppenstärken, Kampftaktiken und unsere
militärischen Stärken und Schwächen kennt, noch aus der Zeit seines Exils bei
uns. Zusammen mit seiner Erfahrung als Söldnerführer macht ihn das zu einer
ernsten Gefahr für unsere Truppen. Allerdings hat er auch ein Schwäche: Die
Satrapen und anderen persischen Würdenträger im Unteren Asien können ihn nicht
ausstehen.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Er ist ein Fremder, er ist erfolgreich, und der Großkönig
hat ihn ihnen genau vor die Nase gesetzt. Ich wette, sie hassen ihn. So sind
die Menschen nun mal.“ Phila runzelte die Stirn und dachte nach. „Vielleicht
solltest du dir diesen Schwachpunkt zunutze machen. Memnon verfügt doch über
Landbesitz drüben in Asien, oder? Was meinst du, was die persischen Würdenträger
davon halten, wenn ihre Landgüter von unseren Truppen verwüstet werden, seine
aber nicht?“
    „Danke für den Tipp“, sagte Alexander trocken.
    Wie kam es nur, fragte sich Alexander, dass die meisten
Männer seines Namens, die er kannte, ihm obendrein auch noch ähnlich sahen? Das
galt für seine beiden Onkel, den Bruder seiner Mutter und nach allem, was er
gehört hatte, auch für den seines Vaters. Und ebenso für seinen Namensvetter
aus Lynkestis. Immer wenn Alexander den Mann ansah, hatte er das Gefühl, in
einen verzauberten Spiegel zu blicken. Der Lynkeste sah aus wie eine ältere, um
einen blonden Bart ergänzte Ausgabe seiner selbst. Allerdings war es schon
ziemlich spät am Abend, und der viele Wein zeigte bereits seine Wirkung.
Vielleicht verstärkte das den Effekt.
    „Wie ich höre, ist Attalos tot“, sagte Antipatros’ Schwiegersohn.
    „Ein

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