Eine Krone für Alexander (German Edition)
Pontos aus in die Istros-Mündung einfahren, um uns zu unterstützen.“
„Der Istros? Du willst so weit nach Norden? Und das mit
allen verfügbaren Truppen? Ein solcher Aufwand ist völlig übertrieben. Schick
Alexander einfach nur genügend Verstärkungen, dann wird er mit dem Aufstand
allein fertig werden. Wenn du unsere Armee so weit nach Norden führst, werden
unsere Freunde im Süden die Situation sofort ausnutzen.“
„Die Griechen werden sich nicht mucksen.“
„Darauf solltest du dich nicht verlassen. Du hast ihnen im
Herbst einen gewaltigen Schrecken eingejagt, aber wer weiß, wie lange die
Wirkung vorhalten wird! Glaub mir, die Griechen warten nur darauf, dass du
ihnen den Rücken zukehrst.“
„Im Süden habe ich für Ruhe gesorgt“, beharrte Alexander,
„jetzt werde ich das Gleiche im Norden tun. Es geht nicht einfach darum, einen
Aufstand in Thrakien niederzuschlagen. Wir müssen dort ein für alle Mal Ordnung
schaffen. Und außerdem habe ich noch eine Rechnung mit den Triballern offen.“
„Ach, die Triballer. Ich weiß, sie haben euch damals auf dem
Rückmarsch vom Skythenfeldzug schwer zu schaffen gemacht.“
„Allerdings, mein Vater wurde dabei so schlimm verwundet,
dass die halbe Armee dachte, er sei tot, und die andere Hälfte erwartete, dass
er sterben würde. Damals habe mir geschworen, dass ich eines Tages zurückkehren
würde. Jetzt ist die Zeit gekommen, mit den Triballern und ihrem König, diesem
Syrmos, abzurechnen.“
„Vergiss die Triballer“, erwiderte Antipatros. „Wenn du unsere
Nordgrenze sichern willst, gut, das macht Sinn. Aber gib Alexander das Kommando
und bleib selbst in Pella.“
„Warum willst du unbedingt immer deinen Schwiegersohn in den
Vordergrund spielen?“, fragte Alexander gereizt.
„Mir geht es nur um unsere Sicherheit! Sollte es Ärger im Süden
geben, dann musst du dort unbedingt schnell Präsenz zeigen. Das kannst du
nicht, solange du irgendwo am Istros festsitzt. Wenn du etwas gegen meinen
Schwiegersohn einzuwenden hast, dann ruf Parmenion aus Asien zurück und lass
ihn die Sache erledigen.“
„Parmenion wird in Asien gebraucht. Sobald ich mit den
Thrakern und den Triballern fertig bin, überschreiten wir den Hellespont. Im
Sommer ist es dazu immer noch früh genug.“
„Im Sommer? So ein Ausflug in den Norden könnte länger
dauern, als du denkst. Ich an deiner Stelle würde nicht damit rechnen, dass es in
diesem Jahr noch etwas wird mit Asien.“ Antipatros legte Alexander die Hand auf
die Schulter. „Ich weiß, es ist nicht das, was du hören willst. Der Krieg in
Asien läuft nicht gut, Memnon macht uns Schwierigkeiten, wo er kann. Vielleicht
ist es wirklich besser, wenn wir unsere Truppen vorläufig zurückziehen und
zuerst unsere Lage in Europa konsolidieren.“
Alexander starrte Antipatros entgeistert an. „Ein Teil der
asiatischen Küste befindet sich nach wie vor unter unserer Kontrolle. Sollen
wir diesen Vorteil etwa kampflos aufgeben?“
„Ein freiwilliger Rückzug wäre das kleinere Übel, jedenfalls
besser, als letztlich dazu gezwungen zu werden. Wir können nicht auf allen
Seiten gleichzeitig kämpfen. Im Osten haben wir es mit Memnon zu tun, im Norden
mit den Thrakern und im Süden womöglich mit rebellischen Griechen. Wir sind
noch immer auf allen Seiten von Feinden umgeben. Fehlt nur noch, dass die
Illyrer im Westen Ärger machen.“
„Oder die Kelten am Okeanos. Antipatros, du malst alles viel
zu schwarz! Und selbst wenn du recht hättest – dann müsste ich eben eine
Möglichkeit suchen, mit allen Gegnern gleichzeitig fertig werden, und ich würde
sie finden! Ein Rückzug kommt jedenfalls nicht in Frage. Meine Feinde würden
ihn als Zeichen von Schwäche auslegen und erst recht über mich herfallen.
Deshalb muss ich unbedingt Mut und Entschlossenheit zeigen.“
„Irgendwie wusste ich, dass du etwas in der Art sagen würdest“,
seufzte Antipatros und strich sich resigniert über die Glatze.
Die Sonne war bereits aufgegangen. Im äußeren Peristyl des Palasts
hatten die Königlichen Hypaspisten in zwei Reihen Aufstellung genommen. Alexander
schritt zwischen ihnen hindurch auf den Torbau zu. Antipatros war bei ihm,
ebenso seine Leibwächter, die Offiziere, die ihn auf dem Feldzug begleiten
würden, sowie die übliche Entourage von Freunden, Würdenträgern und Hofleuten.
Vor dem Tor stand eine Gruppe verschleierter Frauen. Er
machte Anstalten, an ihnen vorüberzugehen, ohne sie eines Blickes zu würdigen,
als
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