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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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und was würde die Thraker daran hindern, sich dort
ebenso zu verschanzen? Nein, wir müssen hier durchbrechen. Wir gehen folgendermaßen
vor: Die Phalanx rückt in Kampfformation zur Passhöhe vor, hält ihre Reihen
aber weniger dicht geschlossen als üblich. Sobald die Karren herabsausen,
öffnen unsere Leute die Reihen und lassen die Wagen einfach durch.“
    Koinos rieb sich über das Kinn. „Dort oben ist das Gelände
verdammt eng. Kann sein, dass es nicht funktioniert wie geplant.“
    „In dem Fall müssen die Phalangiten sich niederducken und
die Schilde über sich halten. Dann rollen die Wagen über sie hinweg, ohne allzu
viel Schaden anzurichten.“
    Es war Koinos anzusehen, was er von diesem Einfall hielt,
doch Alexander entwickelte seine Taktik unbeirrt zu Ende. „Sobald die Karren
durch sind, schließt die Phalanx die Reihen wieder und rückt auf mein Kommando
weiter vor. Wie ich die Barbaren kenne, werden sie dann bereits in ungeordneten
Horden den Hang herunterstürmen. Unsere Bogenschützen und Speerwerfer decken
sie mit einem Geschosshagel ein, während ich selbst sie mit den Hypaspisten und
den Agrianen von der linken Flanke her angreife.“
    Er lächelte Langaros zu, der verwegen zurückgrinste.
„Verlass dich drauf, meine Agrianen heizen den Thrakern ordentlich ein.“
    Alexander ließ die Armee ihr Lager ein gutes Stück unterhalb
des Passes aufschlagen, in einer geräumigen Talmulde, und nutzte den Rest des
Tages, um sie für den Angriff am nächsten Morgen zu instruieren. Die
Phalanx-Offiziere übten mit ihren Leuten das Öffnen und Schließen der Reihen,
während andere Instruktionen erteilten, wie notfalls aus den Schilden eine Art
Dach zu bilden war. Alexander machte die Runde und beaufsichtigte alles persönlich.
    Einer der Phalangiten, ein narbenbedeckter Veteran aus der
Taxis des Koinos, erlaubte sich einen Witz. „Auf diese Weise ist wenigstens
sichergestellt, dass wir unter unseren Schilden schön gleichmäßig plattgewalzt
werden.“
    „Eben nicht!“, erwiderte Alexander. „Die Männer in der vordersten
Reihe setzten ihre Schilde schräg vor sich auf den Boden, ducken sich dahinter
und stemmen sich, wenn die Wagen herankommen, mit aller Macht dagegen.“ Er
schnappte sich den Schild des Skeptikers und demonstrierte, was er meinte.
„Wenn es euch gelingt, den Aufprall aufzufangen, werden die Karren über die
hinteren Reihen praktisch hinwegspringen.“
    „Das soll funktionieren?“, fragte der Veteran.
    „Das wird es. Wichtig ist, dass alle Kräfte vorn
konzentriert werden. Die Schilde müssen eine lückenlose Mauer bilden. Nicht
senkrecht, sondern ein wenig schräg, etwa in diesem Winkel. Der Trick besteht darin,
die Wucht der Bewegung in eine andere Richtung abzuleiten.“
    „Wer sagt das?“
    „Die Wissenschaft und die Ingenieure“, erwiderte Alexander
und hoffte, dass das, was er von Aristoteles über Bewegungsmechanik gelernt
hatte, auch stimmte.
    „Dann wollen wir hoffen, dass die Wissenschaft und die Ingenieure
recht behalten. Sonst wird deine Armee morgen sehr viel platter sein.“
    Am nächsten Morgen in aller Frühe marschierten die
Fußtruppen in lang gestreckter Kolonne hinauf zum Pass. Die Thraker warteten
ab, bis sie in Reichweite waren, dann taten sie genau das, was Alexander
erwartet hatte: Sie setzten die Wagen in Brand und schoben sie den Abhang
hinunter, wo sie unter ohrenbetäubendem Gepolter auf die Phalanx zusausten.
    Alexander sah eines der bedrohlichen Geschosse direkt auf
sich zurasen. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, sich zur Seite zu werfen.
Er rappelte sich auf, wischte sich den aufgewirbelten Staub aus den Augen und
ließ dann seinen Blick über den abschüssigen Passweg schweifen. Auf ganzer
Breite rasten brennende Wagen auf die Phalanx zu, doch soweit er sehen konnte,
gelang es den meisten Abteilungen, ihre Reihen rechtzeitig zu öffnen und die
rollenden Geschosse hindurchzulassen.
    Ein wenig unterhalb seiner Position entdeckte er eine Abteilung,
die es nicht mehr geschafft hatte. Die Vordersten gingen in die Knie, rammten
ihre Schilde schräg in die Erde und duckten sich, die Männer weiter hinten
warfen sich flach zu Boden und zogen die Schilde über Kopf und Oberkörper. Der
Karren rollte heran, prallte mit dumpfem Krachen gegen die Schildmauer und
setzte über die Männer dahinter hinweg. Dann stürzte er hinter ihnen in den
Abgrund und zerschellte dort krachend.
    Einen Augenblick lang rührte sich niemand, dann sprangen die
Männer

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