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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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nun den Fluss hinauffuhren. Sie
konnten nicht mehr weit entfernt sein. Er wusste, ohne ihre Unterstützung würde
er die Insel nicht einnehmen können.
    Alexander stieß Bukephalos die Fersen in die Flanken und
ritt weiter den mit Sand und Kies bedeckten Strand entlang, bis er freie Sicht
auf das gegenüberliegende Flussufer hatte. Flach und scheinbar unendlich weit
entfernt, bildete es nur einen dunstig schimmernden Streifen jenseits des
Wassers. Die Fluten des Istros wälzten sich unermüdlich Richtung Osten,
scheinbar unaufhaltsam und erstaunlich schnell, vorangetrieben durch die
schiere Wucht der Wassermassen, die Oberfläche strukturiert von Strudeln und
Strömung.
    „Herodot sagt, der Istros ist der wasserreichste Strom der
Welt“, dozierte Hephaistion und lenkte sein Pferd neben Bukephalos, während
Peritas an ihnen vorbeischoss. „Und dass er die nördliche Grenze der bewohnten
Welt bildet.“
    Wie immer wusste Hephaistion genau, was in Alexander vorging.
Schon vor vier Jahren, als sie das erste Mal am Istros gewesen waren, hatten
sie staunend über die Wasserfläche hinüber zur anderen Seite geblickt. Der Hund
war inzwischen stehen geblieben, den rechten Vorderlauf angewinkelt, die
spitzen Ohren nach vorn gerichtet, und starrte auf den Fluss hinaus, als spüre
er, dass dort etwas Aufregendes lauerte.
    Nachdenklich sagte Alexander: „Ich wünschte, ich könnte
hinüber und sehen, was dort ist.“
    „Angeblich gibt es dort drüben nur noch ein paar Barbarenstämme,
die eine armselige und kümmerliche Existenz fristen.“
    „Ich weiß.“ Je weiter man nach Norden kam, umso weniger
wurden die Menschen, umso weiter breitete sich Wildnis aus, bis sich die
endlosen Weiten schließlich in ewiger Kälte und Dunkelheit verloren. „Trotzdem
würde ich gern hinübergehen. Die Grenze überschreiten. Nur einmal den Fuß auf
den Boden dort setzen.“
    „Das würde dich viel Zeit kosten, die du nicht hast, wenn du
dieses Jahr noch nach Asien willst.“
    „Ich weiß.“
    Am nächsten Tag trafen die Kriegsschiffe ein, fünfzehn große
Trieren und ein paar kleinere Dreißigruderer, die sich mit geblähten Segeln und
gleichmäßigem Ruderschlag stromaufwärts kämpften. Sobald sie in Sicht kamen,
liefen die Soldaten hinunter zum Ufer und begrüßten die Schiffe mit lautem
Geschrei. Die Schiffsführer ließen die Flottille gravitätisch beidrehen und gingen
vor Anker.
    Das Flaggschiff stand unter dem Befehl von Onesikritos. Alexander
begab sich sofort an Bord, um die ihm bislang unbekannte Nordseite der Insel zu
erkunden. Leider stellte sich heraus, dass das Ufer dort ebenso steil und
unzugänglich war wie auf der Südseite. Beunruhigend war auch der Anblick, der
sich am gegenüberliegenden Flussufer bot: Auf dem flachen Strand trieben sich
Bewaffnete herum, die das Schiff genau im Auge behielten. Alexander ließ es
näher an das andere Ufer heranfahren. Die Bewaffneten – es mussten einige
Hundert sein – brachen in kriegerisches Geschrei aus und schwenkten ihre
Waffen. Die ortskundigen Führer, die mit an Bord gekommen waren, hielten sie
für Geten, denn ein wenig landeinwärts gab es angeblich eine Stadt dieses
Volkes.
    „Geten?“, fragte Nearchos verblüfft. „Als wir gegen die
Skythen Krieg führten, lebten die Geten doch ganz wo anders, ein ganzes Stück
weiter östlich. Und auch nicht auf der anderen Seite des Istros, sondern auf
unserer.“
    Alexander zuckte mit den Achseln. „Die barbarischen Stämme
hier im Norden sind ständig in Bewegung. Einer verdrängt den anderen und der
den nächsten, sodass man kaum sagen kann, welcher Stamm sich gerade wo
aufhält.“
    Die Geten (oder wer immer sie waren) liefen nun den Strand
entlang und folgten dem Schiff stromabwärts. Drohungen und höhnisches Gelächter
schollen von ihnen herüber. Einige warfen sogar mit Steinen, wenn sie auch zu
weit entfernt waren, um zu treffen.
    „Warum sind die so feindselig?“, rätselte Nearchos weiter.
„Wir waren doch mit den Geten verbündet. Was ist mit ihrem König, diesem
Kothelas? Philipp hat sogar seine Tochter geheiratet.“
    Alexander gab Onesikritos ein Zeichen, zur Strommitte abzudrehen.
„Entweder ist Kothelas tot, oder er hat bei den Geten nichts mehr zu sagen,
oder er hat seine Meinung inzwischen geändert. Jedenfalls kann kein Zweifel
daran bestehen, dass die Kerle da drüben uns feindlich gesinnt sind.“
    Am nächsten Morgen ließ Alexander die Bogenschützen und die
Hypaspisten an Bord der Trieren gehen, um

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