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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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auf der Insel zu landen. Wegen der
starken Strömung und der Felsen, die überall unter der Wasseroberfläche verborgen
waren, war die Navigation schwierig, und immer wenn sich die Mannschaften zur
Landung bereit machten, brachen auch schon die Triballer zwischen den Bäumen
hervor und schlugen den Angriff zurück. So ging es den ganzen Tag. Wo immer die
Angreifer einen Landungsversuch unternahmen, trafen sie auf entschlossenen
Widerstand.
    Als die Geten auf der anderen Flussseite die vergeblichen
Anläufe beobachteten, gebärdeten sie sich womöglich noch großspuriger als
zuvor. Inzwischen hatten sich drüben mehrere Tausend Bewaffnete eingefunden.
Sie lagerten am Ufer, stritten sich um die Plätze mit der besten Aussicht und
zeigten mit den Fingern auf die Schiffe. Reiterhorden jagten am Strand entlang
und vollführten die üblichen Kunststückchen, um die Männer auf den Schiffen zu
provozieren.
    „Die führen sich so auf, weil sie wissen, dass wir ihnen
nicht gefährlich werden können“, schimpfte Nikanor, nachdem er dem Treiben eine
Zeit lang frustriert zugesehen hatte. Parmenions zweitältester Sohn befehligte
die Hypaspisten-Abteilung auf dem Flaggschiff. „Wir haben nicht genug Schiffe,
um unsere Truppen hinüberzuschaffen.“
    „Warum ignorieren wir die Idioten nicht einfach?“, meinte
Hephaistion und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Schließlich können sie
genauso wenig über den Fluss wie wir.“
    Alexander, dem die Geten ebenfalls ein Dorn im Auge waren,
wandte sich an Onesikritos. „Lass den anderen Schiffen ein Signal geben, sie
sollen die Angriffe abbrechen und zu den Ankerplätzen zurückkehren. Morgen
wirst du losfahren und entlang des Istros so viele Einbäume aufbringen wie
möglich.“
    „Einbäume?“, fragte Onesikritos verwundert. Auf dem Istros
herrschte normalerweise reger Verkehr. Die Anwohner, die sich großenteils vom
Fischfang ernährten, verfügten über kunstvoll geschnitzte Einbäume, nicht nur
zum Fischen, sondern auch zum Transport von Waren, zum Reisen und vermutlich
auch für Raubzüge. Seit die Flottille aufgetaucht war, wirkte der Fluss allerdings
wie leer gefegt.
    Alexander fuhr fort: „Einbäume, Boote, Flöße … alles, was
schwimmen kann, wird requiriert.“
    Vorsichtig wandte Onesikritos ein: „Die Kapazität von Einbäumen
ist begrenzt. So viele, wie wir benötigen, um die ganze Armee überzusetzen,
werden wir kaum auftreiben, und wenn wir jede Nussschale auf dem ganzen Fluss
konfiszieren.“
    „Wir brauchen auch nicht die ganze Armee. Tausend Mann zu Fuß
und fünfhundert Reiter dürften genügen. Nikanor, du suchst die Leute aus, und
zwar ausschließlich solche, die gut schwimmen können.“ Alexander wandte sich an
Hephaistion. „Trommel die Ingenieure zusammen. Sie sollen die Zelte wasserdicht
vernähen und mit Heu ausstopfen lassen.“
    Hephaistion schwieg einen Augenblick verdutzt. Dann sagte
er: „Verstehe ich dich richtig: Du willst die Zelte zu Flößen umfunktionieren
und damit zur Insel übersetzen?“
    „Nein“, erwiderte Alexander ungerührt, „nicht zur Insel, sondern
zum anderen Ufer. Wir knöpfen uns die Geten vor.“
    In dieser Nacht war der Himmel von einer dünnen, aber geschlossenen
Wolkendecke bedeckt. Der Schein der Mondsichel fiel diffus hindurch und wurde
nur schwach vom dahinströmenden Wasser reflektiert. Es war gerade eben hell
genug, um das Ufer erkennen zu können, zugleich aber so dunkel, dass das
nächtliche Treiben auf dem Fluss weitgehend unbemerkt blieb.
    Andernfalls wären die Geten sicherlich erstaunt gewesen. Auf
dem Fluss wimmelte es von Schiffen, von Booten und provisorischen Flößen, die
über und über mit Bewaffneten besetzt waren und zielstrebig auf den Strand zuhielten.
Paddel wirbelten das Wasser auf, gedämpfte Rufe erfüllten die Nacht, als die
Besatzungen in Ufernähe über Bord sprangen und ihre Fahrzeuge an Land zogen.
Reiter und Pferde glitten mit platschenden Geräuschen in das dunkel fließende
Wasser und schwammen auf das Ufer zu, bis sie festen Grund erreichten.
    Noch ehe die Sonne aufging, befanden sich alle am nördlichen
Ufer des Istros und machten sich zum Aufbruch bereit. Oberhalb der
Landungsstelle stand ein großes Kornfeld kurz vor der Ernte, einer der Gründe,
warum Alexander sich für diese Stelle entschieden hatte: Im Schutz des hohen Getreides
würde ihre Landung länger unbemerkt bleiben. Die Pezhetairen bildeten lang
gestreckte Ketten, hielten ihre Sarissen quer vor sich und

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