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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Stichflamme
empor.
    Er machte einen großen Satz nach hinten, fort aus der Reichweite
des Feuers. Aristandros, aufgrund seines Alters weniger reaktionsschnell, hatte
nicht so viel Glück, seine weiße Robe fing Feuer. Vom Altar löste sich eine
Rauchwolke und stieg nach oben, es roch brenzlig, und der sich entwickelnde
Qualm biss in den Augen.
    Die vielen Menschen, die die Zeremonie verfolgten, hatten erschrocken
aufgestöhnt. Nun schwiegen sie betroffen, niemand regte sich. Das einzige
Geräusch, das zu hören war, kam von Aristandros, der mit den Händen die Flammen
auf seiner Robe auszuschlagen versuchte.
    „Bist du verrückt geworden?“, fauchte Admetos den Zeichendeuter
an. „Was hast du …“
    Alexander hob die Hand und bedeutete Admetos, still zu sein.
Sein Blick ruhte auf den thrakischen Gesandten, die in einer Gruppe nicht weit
vom Altar standen. Er bemerkte den Ausdruck auf ihren Gesichtern. Und er hatte
auch Aristandros’ Gesicht gesehen, als es geschah. Einen winzigen Augenblick
lang hatte der Seher seine Maske fallen lassen: Er hatte betreten gewirkt.
Nicht überrascht – das hätte Teil seiner Rolle sein können. Nein, betreten –
wie jemand, dem es peinlich war, die Kontrolle verloren zu haben. Wo immer das
Omen seinen Ursprung hatte, Aristandros hatte nichts damit zu tun.
    Noch immer stieg die Rauchsäule steil vom Altar nach oben,
hoch über die Ummauerung des Heiligtums. Sicher würde Aristandros eine passende
Deutung für das Omen einfallen. Auf die Thraker hatte es jedenfalls seine
Wirkung nicht verfehlt, das konnte Alexander an ihren eingeschüchterten Mienen
ablesen. In Thrakien würde für lange Zeit Ruhe herrschen. Und doch schien ihm
dieses Vorzeichen zu bedeutend zu sein, um nur ein paar thrakische
Stammeshäuptlinge zu beeindrucken.
    Wieder blickte er zu der Rauchwolke auf, die in die Weite
des Himmels stieg. Sie zog direkt nach Osten. Nach Asien.

3
    Alexander ritt am Flussufer entlang und starrte hinüber zu
der Insel, die wie eine natürliche Festung aus dem Strom ragte. Weiter hinten
lärmte Hephaistion mit dem Hund, immer wieder jagte Peritas mit großen
Geplatsche durch das Wasser. Alexander achtete nicht darauf. Konzentriert
musterte er die Insel, deren Ufer steil ins Wasser abfielen. Darüber erhob sich
ein dichter Wald aus hohen Fichten, von denen die Insel ihren Namen hatte:
Peuke, Fichteninsel. Die Fluten, die sich zwischen ihr und dem südlichen Ufer
des Istros hindurchzwängten, waren tief und reißend und voller Strudel, unpassierbar
für Mensch und Tier.
    Auf diese uneinnehmbar wirkende Festung mitten im Fluss
hatten die Triballer ihre Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht. Alexanders
Armee hatte die Stammeskrieger immer weiter vor sich hergetrieben, dann hatten
die Kundschafter gemeldet, dass die Hauptstreitmacht der Triballer einen Bogen
geschlagen hatte und inzwischen in ihrem Rücken stand, am Lyginos, einem
Nebenfluss des Istros, den die Armee drei Tage zuvor überquert hatte. Alexander
hatte sofort Befehl gegeben umzukehren.
    Sie hatten die Triballer im waldigen Tal des Lyginos
gestellt, wo sie gerade dabei waren, ihr Nachtlager aufzuschlagen. Von der
Schnelligkeit des Feindes überrumpelt, hatten die Stammeskrieger sich notdürftig
entlang des Flusses zur Schlacht formiert, dem feindlichen Angriff aber nicht
standhalten können. Dreitausend von ihnen waren tot auf dem Schlachtfeld geblieben,
die übrigen verdankten ihr Leben der einbrechenden Nacht.
    Alexander musterte die düstere, steil aufragende Insel. Zwischen
den dicht an dicht stehenden Stämmen herrschte tiefe Dunkelheit. Was immer dort
vor sich gehen mochte, war vom Ufer aus nicht zu erkennen. Er konnte nur raten,
wie viele Bewaffnete sich auf Peuke verbargen. Es hieß, König Syrmos selbst sei
unter ihnen, und das bedeutete, dass Alexander die Insel unbedingt einnehmen
musste, wenn er die Triballer endgültig besiegen wollte.
    Er war inzwischen an der ganzen Länge der Insel entlanggeritten
und hatte ihr westliches Ende erreicht, einen zerklüfteten Felsblock, um den
sich die Fluten teilten wie vor einem Schiffsbug. Und tatsächlich, an der
äußersten Spitze waren Turbulenzen zu erkennen, hier lag ein felsiger Fortsatz
unter dem Wasserspiegel wie der Rammsporn eines Kriegsschiffes. Alexander zog
die Zügel an und starrte in die reißende Strömung. Vor sechs Tagen hatte er
eine Abteilung Kundschafter flussabwärts geschickt, den Schiffen entgegen, die
er zur Istros-Mündung geschickt hatte und die

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