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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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die Ecke, dass es krachte.
    „Diese verdammten Thebaner!“ Mit weit ausholender Bewegung
fegte er die Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu Boden. „Diese unverschämten,
aufsässigen, verräterischen Thebaner!“
    Die Königsjungen, die vor dem Zelt Wache gehalten hatten und
Alexander hineingefolgt waren, standen mit verstörten Gesichtern am Eingang.
„Raus hier“, zischte Kleitos, und die Jungen drängten aus dem Zelt, so schnell
sie konnten.
    „Ich reiche ihnen die Hand, und sie spucken mir ins Gesicht
und nennen mich einen Tyrannen!“
    „Du auch, Eumenes, raus hier“, zischte Kleitos wieder. „Na
los, dein kostbarer Papyros-Kram wird es schon überstehen!“
    „Letztes Jahr wollten sie mich nicht als Hegemon anerkennen,
ich musste erst mit meiner Armee kommen und sie zwingen. Doch ich zeigte mich
versöhnlich, keinem Thebaner wurde ein Haar gekrümmt! Und kaum wende ich ihnen
den Rücken zu, da ermorden sie meine Offiziere und hetzen ganz Griechenland gegen
mich auf!“ Ehe Kleitos es verhindern konnte, warf Alexander den Tisch um. „Und
dann haben sie auch noch die Stirn, sich dabei ausgerechnet auf den Großkönig
zu berufen!“
    Er hob den bereits arg mitgenommenen Tisch hoch und ließ ihn
mit voller Wucht auf den Boden krachen. Holz splitterte, ein Tischbein löste
sich und flog durch die Luft. Alexander wandte sich gerade den Gestellen mit
den Schriftrollen zu, als Kleitos und Hephaistion ihn von hinten packten und
festhielten.
    „Beruhige dich!“, keuchte Hephaistion.
    Alexander versuchte, die beiden abzuschütteln, und riss
dabei eines der Gestelle um. Bücher und Karten rollten davon. Zu dritt
zappelten sie herum, während Alexander immer wieder etwas von Verrätern,
Aufrührern und undankbaren Rebellen brüllte. Schließlich gingen alle drei zu
Boden.
    „Habe ich den Thebanern nicht einen ehrenvollen Ausweg
geboten? Und Sie? Sie verhöhnen mich.“
    „Bestimmt nicht mehr lange“, sagte Kleitos.
    „Ich bin mit meiner Geduld am Ende! Wenn die Thebaner mich
zwingen, ihre Stadt mit Gewalt einzunehmen, das schwöre ich, dann bleibt dort
kein Stein auf dem anderen. Danach wird niemand es jemals wieder wagen, sich
gegen mich aufzulehnen.“
    Sie hockten auf dem Boden, zwischen den Trümmern des Tischs
und den Papyros-Rollen, von denen etliche sich geöffnet hatten und in verschiedenen
Stadien der Auflösung umherlagen. Alexander wurde allmählich etwas ruhiger.
Kleitos ließ ihn los und zog sich ein Stück zurück, während Hephaistion
Alexander weiter umklammert hielt.
    „Immer diese Verzögerungen!“, klagte Alexander, nun eher
weinerlich als wütend. „Unsere Truppen in Asien werden immer weiter zurückgedrängt,
sie warten darauf, dass wir ihnen endlich zu Hilfe kommen. Und ich? Ich muss
mich in Europa mit einem Aufstand nach dem anderen herumschlagen. Erst im
Süden, dann in Thrakien, dann in Illyrien und jetzt wieder im Süden!“
    „Ich weiß, ich weiß“, flüsterte Hephaistion.
    „Ich werde ein für alle Mal für Ruhe sorgen“, verkündete Alexander
verbittert. „Ich werde …“
    Er kam nicht dazu weiterzureden, denn in diesem Augenblick
stürmte Ptolemaios ins Zelt. Wenn die chaotische Szenerie ihn irritierte, dann
ließ er es sich nicht anmerken. „Perdikkas, der verdammte Idiot“, brüllte er
außer Atem.
    „Was ist jetzt wieder?“, fauchte Alexander und setzte sich
auf seine Fersen.
    „Perdikkas hat eine Bresche in die äußere Palisade
geschlagen und ist mit seiner Taxis hindurchgestürmt.“
    „Aber er hatte doch gar keinen Befehl dazu.“
    „Das hat ihn wohl nicht gestört. Er hat die Palisade angegriffen
und die Thebaner vertrieben. Dann ließ er einige der Pfosten umreißen und
stürmte mit seinen Leuten durch die Lücke. Auf der anderen Seite geriet er
prompt in Bedrängnis, und damit er nicht abgeschnitten wurde, folgte ihm Amyntas,
dessen Taxis am nächsten stand, hinter die Palisade.“
    „Diese Idioten!“ Alexander sprang auf die Füße und rannte
nach draußen. „Gib Langaros Bescheid. Seine Agrianen sowie die Bogenschützen
sollen so schnell wie möglich durch die Bresche folgen. Die Hypaspisten beziehen
davor Stellung, warten aber vorerst weitere Befehle ab.“ Er konnte nur hoffen,
dass Langaros’ Leute und die kretischen Bogenschützen die Thebaner vorläufig
auf Distanz halten konnten, damit Perdikkas und Amyntas nicht abgeschnitten
wurden.
    Alexander schwang sich auf Bukephalos und ritt in vollem
Galopp zur Palisade, gefolgt von Kleitos,

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