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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Lynkeste. Angeblich hat er nach deinem Tod
die Thronfolge angetreten.“
    „Ach“, sagte Alexander nur.
    „Hinter diesen Gerüchten steckt natürlich Demosthenes“,
mischte sich Amyntor ein, der wie üblich für die Verhandlungen mit Athen
zuständig war. „Im Sommer, als es hieß, du seiest bis zum Istros vorgestoßen,
erklärte er, du würdest dich dort oben im Norden im Nirgendwo verlaufen, und
niemand werde jemals wieder von dir hören.“
    Alexander verzog das Gesicht. „Lass mich raten: Er hat mich
mal wieder als dummen Jungen bezeichnet.“
    „Hat er.“ Amyntor grinste sarkastisch. „Kurz darauf präsentierte
er der Volksversammlung einen Augenzeugen, der gesehen haben wollte, wie dein
Heer von den Triballern vollständig aufgerieben worden sei. Zum Beweis zeigte
er seine blutigen Verbände, von den Wunden, die er in der Schlacht angeblich
erlitten hatte. Der Mann schwor, er habe dich mit eigenen Augen fallen sehen.
Als die Thebaner in Athen um Hilfe baten, beschloss die Volksversammlung, ihnen
Truppen zu schicken. Doch dann wurde gemeldet, ein starkes makedonisches Heer
sei im Anmarsch, es stehe bereits in Thessalien. Und sofort überlegten die
Athener es sich wieder anders.“
    „Sie schicken also keine Hilfe für Theben?“, fragte
Alexander.
    „Jedenfalls keine Truppen. Demosthenes hat allerdings auf eigene
Rechnung sämtliche Waffen zusammengekauft, derer er habhaft werden konnte. Das
Geld dafür wird er von den Persern haben. Ein gewisser Moirokles hat die Waffen
nach Theben geschafft, mit schönen Grüßen von Demosthenes, sie sollten dir
damit einen heißen Empfang bereiten.“
    „Wie hat Demosthenes mich diesmal genannt?“
    Amyntor zeigte seine Zähne. „Einen halbwüchsigen Bengel.“
    „Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht!“, meinte
Alexander spöttisch. „Als ich in Thrakien war, nannte Demosthenes mich noch
einen Jungen. In Thessalien war ich dann schon ein halbwüchsiger Bengel. Sobald
er erfährt, dass ich inzwischen in Boiotien stehe, werde ich ein Mann sein.“ Er
und die anderen Männer lachten über den Witz, doch dann wurde er wieder ernst.
„Was ist mit den anderen Stadtstaaten?“
    Demaratos, der eigens aus Korinth gekommen war, berichtete:
„Arkadien, Elis, Argos, Korinth … die Botschaft der Thebaner stößt überall auf
offene Ohren. Auf deiner Seite stehen nur die kleineren Städte in Boiotien.
Natürlich nicht, weil sie dich so sehr lieben, sondern aus alter Feindschaft
gegen Theben.“
    „Die Spartaner?“
    „Nichts bis jetzt. Aber aus Arkadien ist ein starkes
Aufgebot unterwegs, um den Thebanern zu Hilfe zu kommen. Inzwischen dürfte es
bis zum Isthmos vorgerückt sein. Antipatros hat Alkimachos zum Verhandeln hingeschickt.“
    „Wir werden sehen, ob die Arkadier weitermarschieren, jetzt,
wo sie wissen, dass wir hier sind.“
    Alexander stand auf und trat an den Pfosten, der das Vordach
stützte. Er blickte nach Süden, wo Theben lag. Die Anhöhe, auf der das Zelt
aufgebaut worden war, bot einen hervorragenden Blick in die boiotische Ebene.
Auf der anderen Seite konnte man den Kopais-See mit seinen schilfbewachsenen
Ufern schimmern sehen.
    Ohne sich umzudrehen, sagte Alexander: „Wir werden morgen
nach Theben weitermarschieren. Ich will diesen Unsinn so schnell wie möglich
beenden. Ich habe Besseres zu tun, als mich mit ein paar Unbelehrbaren herumzuschlagen,
während der Feldzug gegen die Perser wartet. Wenn die Thebaner mein Heer vor
ihren Mauern sehen, werden sie zur Kenntnis nehmen müssen, dass ich nicht tot
bin. Und sobald sie merken, dass von ihren sogenannten Freunden keine Hilfe zu
erwarten ist, überlegen sie es sich bestimmt anders.“
    Kleandros schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, so einfach ist
es nicht. Die Thebaner glauben an ihre Sache! Sie führen große Worte im Mund,
Worte wie Freiheit und Ehre, den Kampf gegen Knechtschaft und Tyrannei. Sie
denken, die Zeit sei gekommen, die Schmach von Chaironeia zu tilgen.“
    Alexander drehte sich wieder um. „Trotzdem hoffe ich, dass
sie Vernunft annehmen. Bis jetzt ist noch nichts vorgefallen, was sich nicht
wieder einrenken ließe, abgesehen vom Tod der beiden Offiziere. Sollten die Thebaner
tatsächlich geglaubt haben, ich sei tot, dann wären sie völlig zu Recht davon
ausgegangen, dass die Verträge null und nichtig sind. Wenn sie ihren Fehler
einsehen und um Frieden und Versöhnung bitten, werden sie beides bekommen.“
    Die Armee schlug ihr Lager nördlich der Stadt auf,

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