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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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wie sehr es Olympias verletzen
würde.
    Philinna empfing ihn auf einem Prunksessel sitzend. Auch
Alexander setzte sich – vorsichtig, damit sie ihm seine Schmerzen nicht ansah –
und musterte das Möbelstück aus geschnitztem und bemaltem Holz, während eine
Dienerin ein Tablett mit einer silbernen Weinkanne brachte. Hephaistion bezog inzwischen
Posten an der Tür.
    „Ist das nicht Eurydikas Lehnstuhl?“, fragte Alexander. Die
Dienerin stellte das Tablett auf dem Tischchen ab und begann, den Wein einzugießen.
„Ich war der Meinung, er sei ihr mit ins Grab gegeben worden. Ich dachte, ich
hätte ihn dort stehen sehen.“
    „Das war eine Nachbildung aus Stein“, erklärte Philinna. „Eurydika
war eine praktisch denkende Frau. Sie wollte, dass ihr geliebter Sessel weiterhin
seinen Zweck erfüllt. Aber ich habe dich nicht herbitten lassen, um mit dir
über Möbel zu sprechen.“
    Philinna nahm einen der beiden Becher und reichte ihn ihm.
Sie trug einen plissierten, himmelblauen Chiton mit Goldapplikationen und jede
Menge Schmuck, darunter ein goldenes Diadem aus dicken, ineinander gedrehten
Goldsträngen. Sie hatte sich zurechtgemacht wie zu einem Staatsempfang, worum
es sich genau genommen auch handelte. Kein Vergleich zu der abgehärmten, bis
zur Nasenspitze in einen dunklen Schleier gewickelten Frau, die ihn einst zu
konspirativen Treffs in die Waschküche zitiert hatte.
    Sie hielt ihren Becher in die Höhe und erklärte förmlich:
„Lass uns auf dein Wohl trinken und auf das der Armee. Und auf den Erfolg
deines Feldzugs.“ Beide nahmen einen Schluck. Die Dienerin war bereits
gegangen, Philinna warf einen Blick zu Hephaistion an der Tür.
    „Du kannst offen sprechen“, sagte Alexander. „Er ist eingeweiht.“
    Philinna stellte ihren Becher ab „Ich möchte dich bitten, Arrhidaios
mit dir nach Asien zu nehmen.“
    Alexander war überrascht. „Warum? Ich meine, warum willst du
das? Der Feldzug in Asien kann Jahre dauern. Du würdest deinen Sohn die ganze
Zeit über nicht sehen können.“
    „Das weiß ich. Mir ist es lieber, ich sehe ihn nicht und es
geht ihm gut, als dass ich dabei zusehen muss, wie er umgebracht wird.“
    „Meine Mutter stellt keine Gefahr mehr für ihn dar.“
    Philinna schüttelte den Kopf. „Sobald du ihr den Rücken zuwendest,
wird sie zuschlagen, und niemand, auch Antipatros nicht, wird es verhindern
können. Doch das ist nicht der einzige Grund für meine Bitte. Arrhidaios ist
dein einziger noch lebender männlicher Verwandter. Wenn du ihn hier zurücklässt
und Antipatros etwas zustoßen sollte, könnte jemand meinen Sohn als
Prätendenten vorschieben, um in Makedonien die Macht an sich zu reißen, während
du drüben in Asien bist. Ich bin sicher, du hast dir das bereits selbst
überlegt und hattest ohnehin vor, Arrhidaios in deiner Nähe zu behalten.“
    „Warum bittest du dann ausdrücklich darum?“
    Sie lachte freudlos. „Du und ich, wir haben vor Jahren eine
Abmachung getroffen, und wir haben sie beide eingehalten. Diesmal gibt es
nichts, was ich dir als Gegenleistung anbieten könnte, aber zufällig ist es
auch in deinem Interesse, Arrhidaios mit nach Asien zunehmen. Ich wollte nur
sichergehen, dass dir das bewusst ist.“
    „Du brauchst dir um deinen Sohn keine Sorgen zu machen“,
beteuerte er mit flacher Stimme.
    Philinna beugte sich vor und legte die Hand auf seinen Unterarm.
Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht vor Schmerz
zusammenzuzucken.
    „Ich habe dich auch noch aus einem anderen Grund hergebeten“,
sagte sie und lächelte. „Bevor du fortgehst, möchte ich dir noch danken! Nur
deinem Eingreifen war es zu verdanken, dass meinem Sohn nicht das Gleiche
widerfahren ist wie Kleopatra und ihrem neugeborenem Kind.“
    Er entzog ihr seinen Arm und stand auf. „Du musst mir nicht
danken.“
    Als Alexander das nächste Mal mit Hephaistion und Peritas
die Stallungen besuchte, um nach Bukephalos zu sehen, trat plötzlich ein Mann
aus dem Schatten einer Säulenhalle und kam ohne zu zögern auf Alexander zu. Er
war noch nicht weit gekommen, als ihn die Königs-Hypaspisten zu Boden warfen
und sein Gesicht in den Staub pressten.
    „Ich bin gekommen, um mich zu stellen!“, rief Amyntas, Sohn
des Arrhabaios. „Ich bin unbewaffnet!“
    Alexander trat zu dem auf dem Boden Liegenden und sah auf
ihn hinab. „Wenn du dich stellen willst, warum bist du nicht einfach zu Admetos
gekommen? Warum schleichst du dich aus dem Hinterhalt an mich

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