Eine Krone für Alexander (German Edition)
du Eurydika aus dem Weg gehst. Oder ihr
zumindest nicht alles glaubst. Was hat sie dir zum Beispiel über A ё ropos gesagt?“
Alexander versuchte, die verwickelte Geschichte, die
Eurydika erzählt hatte, zusammenzubekommen. „Er war ein Verwandter von ihr, aus
dem Königshaus von Lynkestis. Seine Schwester Kleopatra war die zweite Frau von
König Archelaos. Nach dessen Tod wurde ihr Sohn Orestes König, und A ё ropos regierte als Regent für ihn.“
„Hat Eurydika gesagt, dass er sogar den Thron usurpiert
hat?“
„Ja, nachdem Orestes gestorben war.“
„Aber ich wette, sie hat dir nicht gesagt, dass er ihn umgebracht
hat!“ Alexander blickte erschrocken auf. Das hatte sie allerdings nicht. „Hat
sie erwähnt, dass Kleopatra vorher mit Archelaos’ Vater Perdikkas verheiratet
war?“
„Ja, und auch, dass sie einen Sohn mit ihm hatte. Sein Name
war Karanos. Archelaos ließ ihn töten.“
„Hast du dich nicht gefragt, warum Perdikkas den kleinen Karanos
zu seinem Erben machte, obwohl er mit Archelaos bereits einen erwachsen Sohn
hatte?“
„Eurydika sagte, seine Mutter sei eine Sklavin gewesen.“
„Eine Lüge! Simiche war eine rechtmäßige Frau von Perdikkas.
Die Lynkesten haben solche Gerüchte in die Welt gesetzt, um Archelaos zu
schaden. Perdikkas hatte während seiner Regierungszeit immer wieder Probleme
mit dem alten Arrhabaios, dem König von Lynkestis, und er hoffte wohl, durch
die Ehe mit Kleopatra endlich für dauerhaften Frieden sorgen zu können. Das war
der Grund, warum er ihrem Sohn den Namen Karanos gab und ihn als Erben
anerkannte. Archelaos, der viele Jahre als designierter Thronerbe gegolten
hatte, wurde einfach abserviert.“
„Vielleicht ist er deshalb so ein schlechter Mensch
geworden“, sinnierte Alexander.
„Könnte man denken. Jedenfalls hatten es die Lynkesten schon
damals auf den Thron unserer Familie abgesehen, und nach dem Mord an Archelaos
hätten sie ihr Ziel beinahe erreicht. Ich fress einen Besen, wenn nicht in
Wirklichkeit A ё ropos hinter dem Mordanschlag
gesteckt hat. Er sorgte dafür, dass Archelaos’ ältester Sohn, der ‚kleine‘
Amyntas, übergangen wurde. Stattdessen ließ er seinen Neffen Orestes zum König
ausrufen und sich selbst zum Regenten. Und zum Schluss brachte er den Jungen
um, um selbst König zu werden. Alle Lynkesten sind Intriganten, und das gilt
auch für Eurydika. Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen, dass man ihr nicht
trauen kann.“
Alexander konnte den Schmerz in Philipps Stimme hören, als
er über seine Mutter sprach. Dann wurde der Ton wieder sachlich und kühl.
„Aber Perdikkas machte ihr damals einen Strich durch die
Rechnung. Sobald er volljährig war, brachte er Ptolemaios um und stellte
Eurydika kalt. Als ich davon hörte, floh ich aus Theben und kehrte nach Hause
zurück. Das Erste, was Perdikkas danach tat, war Lynkestis zu annektieren, das
bis dahin noch ein selbstständiges Königreich gewesen war. Dann machte er sich
daran, wieder Ordnung im Land zu schaffen. Er besetzte Amphipolis und
reformierte das Steuersystem, damit regelmäßig Geld in die Staatskasse kam. Mir
gab er den Auftrag, Truppen auszuheben und sie nach thebanischem Vorbild
auszubilden. Alle glaubten, dass es mit Makedonien endlich wieder aufwärts
ging, als die Sache mit den Illyrern passierte.“
Der König stand auf und ging hinüber zum Tisch. Unter dem
vielen Papyros-Kram, der darauf lag, zog er eine Karte hervor und breitete sie
aus. „Komm her und sieh es dir an.“ Alexander trat zu seinem Vater und sah auf
die Karte hinab. Es war dieselbe, die Philiskos ihm einmal gezeigt hatte.
„Hier ist Makedonien, hier im Nordwesten Illyrien und dazwischen
Lynkestis. Zu unserem Glück sind die Illyrer in viele Stämme zersplittert, die
sich am liebsten untereinander bekriegen. Doch damals war es einem König namens
Bardylis gelungen, die meisten Stämme unter seiner Herrschaft zu vereinen, und
dadurch wurden sie für uns zur tödlichen Gefahr. In jenem Jahr kamen Bardylis’
Krieger wieder einmal in Scharen über die Pässe, sie besetzten Lynkestis und
drohten in Makedonien und Epeiros einzufallen. Perdikkas versuchte, sich der
Flut entgegenzustemmen, doch er wurde besiegt und fiel in einer Schlacht, hier
bei den großen Seen.“
„War das die Schlacht, die du vorhin erwähnt hast? In der
viertausend unserer Krieger gefallen sind?“
„Ja, das war damals ein erheblicher Teil unseres Heeres.
Unser Land war plötzlich schutzlos. Im Westen
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