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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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in die tief stehende Sonne. „Siehst du,
wie breit die Brust ist und wie sehnig die Beine sind?“, sagte er bewundernd zu
Hephaistion. „Ein perfektes Schlachtross!“
    „Ja, aber es ist völlig verstört.“
    Hephaistion hatte recht. Das Pferd schnaubte, rollte mit den
Augen und trommelte mit den Hufen auf den Boden, während der Reitknecht sich
mühsam auf seinem Rücken zu halten versuchte. Das Maul des Tieres war mit
Schaum bedeckt.
    Der König kanzelte gerade den Pferdehändler ab, der mit verzweifelter
Miene dabeistand. „Was für ein bösartiges Vieh willst du mir da andrehen,
Philonikos? Hältst du mich für lebensmüde?“
    „Er ist nicht bösartig“, versicherte der Händler. „Nur ein
bisschen nervös. Eben ein temperamentvolles Tier.“
    „Temperamentvoll? Was soll ich mit so einem tobenden Ungeheuer
in der Schlacht anfangen? Mir den Hals brechen? Da brauche ich mir ja wegen der
Feinde keine Sorgen mehr zu machen. Bevor sie mir auf den Leib rücken können,
hat mich schon mein eigenes Pferd erledigt.“
    Gelächter war zu hören. Philonikos nahm einen neuen Anlauf.
„Ich garantiere dir, dies ist ein erstklassiges Schlachtross. Hervorragend
ausgebildet!“
    Hephaistion sagte leise zu Alexander: „Das Fell ist schweißbedeckt,
und am Maul ist Schaum. Sicher geht das schon eine ganze Weile so.“
    Der Hengst bockte, dann stieg er hoch und warf den Reitknecht
ab. Der Unglückliche flog in hohem Bogen durch die Luft, landete im Staub und
rollte sich sofort außer Reichweite der stampfenden Hufe. Drei oder vier Männer
kamen gelaufen und warfen Schlingen über den Hals des Rappen, der die Ohren anlegte,
aggressiv schnaubte und wild an den Stricken zerrte. Nur mit vereinten Kräften
schafften die Männer es, ihn niederzuhalten.
    „Eine Schande, wie das Tier behandelt wird!“, sagte Alexander
deutlich vernehmbar.
    „Gut, das war’s!“, rief Philipp. „Schafft ihn weg!“
    „Aber mein König, dass ist bestimmt das beste Pferd auf dem
ganzen Markt!“, jammerte Philonikos. „Gib ihm noch eine Chance!“
    Die Pferdeknechte versuchten, das sich sträubende Tier fortzuzerren,
kein erhebender Anblick.
    „So ein schönes Pferd!“, ließ sich Alexander wieder aus dem
Hintergrund hören. „Wie dumm, es sich entgehen zu lassen, nur weil niemand mit
ihm umgehen kann!“
    Philipp fuhr herum und brüllte: „Was meckerst du eigentlich
die ganze Zeit herum?“
    „Das ist ein wunderbares Pferd! Man muss es nur richtig behandeln.“
    „Du weißt mal wieder alles besser! Hier sind lauter
erfahrene Männer, die wissen, wie man mit Pferden umgeht – sie verdienen sich
damit ihr tägliches Brot. Und du glaubst, du kannst es besser als sie?“
    „Lass es mich versuchen!“
    „Großspuriger Bengel! Wofür hältst du dich? Bildest du dir
wirklich ein, du bringst fertig, was all diese erfahrenen Männer hier nicht
schaffen?“
    „Lass es mich einfach versuchen!“, wiederholte Alexander.
    „Lieber nicht“, mischte sich der alte Demaratos besorgt ein.
„Was ist, wenn er abgeworfen wird und sich verletzt?“
    Hastig schlug Philonikos vor: „Mein König, lass es lieber
noch einmal einen der Reitknechte versuchen!“ Dass sich der Sohn des Königs auf
seinem Pferd den Hals brach, war das Letzte, was der Pferdehändler brauchen
konnte.
    „Nein“, sagte Philipp zu Demaratos. „Wenn er sich unbedingt
blamieren will, dann bitte!“ Er grinste breit. „Wie wäre es mit einer Wette, Alexander?
Wenn du ihn bändigst, kaufe ich ihn dir. Aber wenn du es nicht schaffst: Was
soll dann die Buße sein für deine Großspurigkeit?“
    „Dann bezahle ich ihn“, sagte
Demaratos. Er legte Alexander die Hand auf die Schulter. „Du kriegst das Pferd
auf jeden Fall. Wenn du es bändigst, kauft es dir dein Vater. Wenn nicht, bekommst
du es von mir.“
    „Sei vorsichtig!“, sagte Hephaistion leise. „Ich glaube
nicht, dass er bösartig ist. Aber er hat vor etwas Angst.“
    Alexander gab ihm seine Chlamys zum Halten, während um sie
herum eifrig Wetten abgeschlossen wurden. „Keine Angst, ich passe auf.“ Er
legte seinem Freund kurz die Hand auf den Arm, dann schlüpfte er unter der
Absperrung durch.
    „Lasst ihn los!“, rief er den beiden Pferdeknechten zu, die
den schnaubenden Hengst festhielten. Sie schielten unsicher zum König.
    „Tut, was er sagt!“, rief Philipp. Die Männer ließen die
Stricke los und zogen sich zurück.
    Alexander ging langsam auf das Pferd zu. Vorsichtig, ohne
hastige Bewegung, hielt er

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