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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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der Begründung, wir brächten euch Frieden und Wohlstand?“
    „Diese Idee ist abwegig!“, erklärt Barsine würdevoll. „Aber
davon abgesehen: Ihr würdet es ohnehin nie bis nach Asien schaffen, ohne euch
hoffnungslos zu zerstreiten. Niemals könntet ihr ein Weltreich errichten,
allein wir Perser waren dazu in der Lage. Vor uns gab es viele mächtige Völker,
Assyrer und Babylonier, Ägypter und Lyder – wir haben sie alle unterworfen.
Denn wir Perser sind allen anderen Völkern von Natur aus überlegen.“
    Barsine war ein temperamentvolles Mädchen. Vom Reden hatten
sich ihre Wangen gerötet, was ihr ausgesprochen gut stand. Ihre grünen Augen
leuchteten, sie wirkten beinahe transparent wie Glas. Die Iris hatte um die
Pupille herum braune Schlieren, die zu dem rötlichen Schimmer in Barsines Haar
passten. Wenn Alexander in diese faszinierenden Augen sah, spürte er ein
seltsames Ziehen in der Brust.
    „Aber die Griechen habt ihr damals nicht besiegt“, erklärte
Kynna gerade und holte ihren Bruder damit wieder in die Realität zurück. „Und
auch die Ägypter haben eure Herrschaft inzwischen wieder abgeschüttelt.“
    „Das ist nur vorübergehend.“ Barsine machte eine abfällige
Handbewegung und ließ offen, ob sie die Ägypter oder die Griechen oder beide
meinte. „Endlich haben wir wieder einen starken Großkönig. Artaxerxes wird
zuerst Ägypten zurückgewinnen, und dann werden wir auch noch den Rest der Welt
erobern.“
    Alexander und Kynna warfen einander resignierte Blicke zu.
Barsine war ein wirklich nettes Mädchen, aber ihre Ansichten waren manchmal unerträglich
borniert.

25
    In Pella herrschte wieder einmal hektische Betriebsamkeit.
Truppen wurden zusammengezogen und machten sich zum Aufbruch bereit. Für alle
war offensichtlich, dass ein Feldzug bevorstand, doch es war nicht in Erfahrung
zu bringen, gegen wen er sich richtete. Wieder einmal die Illyrer? Die Thraker?
Die Paionen? Oder hatten die Kriegsvorbereitungen etwas mit dem Süden zu tun?
    „Es gibt eine gute Nachricht“, sagte Olympias eines Tages zu
Alexander. „Dein Onkel wird bald König der Molosser sein!“
    „In drei Wochen brechen wir nach Epeiros auf“, setzte ihr
Bruder hinzu. „Dein Vater wird mir dabei helfen, endlich mein rechtmäßiges Erbe
anzutreten. Es soll aber erst im letzten Augenblick bekannt gegeben werden,
damit mein verräterischer Onkel Arybbas nicht gewarnt ist. Also lass nichts
nach außen sickern.“
    „Keine Sorge, ich halte dicht.“ Alexander umarmte seinen
Onkel und wünschte ihm viel Glück.
    „Endlich erweist Philipp unserer Familie die ihr zustehende
Ehre“, bemerkte Olympias voller Genugtuung.
    Alexander verzichtete darauf, ihr zu erläutern, dass es
Philipp vermutlich weniger um die Ehre ihrer Familie ging als darum, an seiner
westlichen Grenze einen zuverlässigen und loyalen Verbündeten zu etablieren.
Und wer konnte zuverlässiger und loyaler sein als sein eigener Schwager, der an
seinem Hof aufgewachsen und von ihm persönlich auf den Thron gesetzt worden
war?
    Olympias sah den kommenden Ereignissen mit einem lachenden
und einem weinenden Auge entgegen. Lachend, weil sie sich für ihren Bruder
freute, ebenso wie über den Prestigezuwachs für sich selbst – demnächst würde
sie nicht nur die Tochter eines Königs sein, der lange tot war und politisch
keine Rolle mehr spielte, sondern die Schwester eines lebendigen und mächtigen
Herrschers. Mit einem weinenden Auge, weil sie immer noch an ihrem jüngeren
Bruder hing. Den Streit wegen Nikesipolis damals hatte sie längst vergessen.
Nun würde er Pella verlassen, und es war fraglich, wann sie ihn wiedersehen
würde.
    Olympias opferte den Göttern, damit er wohlbehalten in
Epeiros ankam und der Feldzug erfolgreich verlief. (Für Philipps Wohlergehen
hatte sie, soweit Alexander wusste, niemals ein Opfer für nötig befunden.) Als
der Tag des Aufbruchs gekommen war, umarmte sie ihren Bruder zum Abschied.
    „Pass gut auf dich auf! Ich werde weiter für dich zu den Göttern
beten.“ Schließlich machte sie sich von ihm los, wischte sich die Tränen ab und
rückte mit energischer Geste ihren Schleier zurecht. „Vergiss niemals, dass du
in mir und deinem Neffen immer treue Verbündete haben wirst.“
    Danach umarmte Alexander auch Kleopatra und zuletzt seinen
Neffen. „Mach’s gut.“ Sie klopften einander kameradschaftlich auf den Rücken.
„Vielleicht werden wir eines Tages Seite an Seite kämpfen.“
    Olympias begleitete ihren Bruder

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