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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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bis zum Palasttor, wo er
auf sein Pferd stieg und sich mit anderen Offizieren den ausrückenden Truppen
anschloss. Sie sah ihm lange nach, den Schleier vor das Gesicht gezogen, auch
noch, als längst nichts mehr von ihm zu sehen war. Dann drehte sie sich um und
ging mit Alexander zurück in den Palast.
    „Wenn dein Onkel erst König der Molosser ist, werden wir in
ihm einen mächtigen Verbündeten haben“, sagte sie. „Das wird deine Position als
Thronerbe stärken.“

26
    Im Winter trafen Nachrichten ein, die eine Menge Staub aufwirbelten:
Großkönig Artaxerxes hatte tatsächlich Ägypten zurückerobert. Pharao Nektanebos
war vernichtend geschlagen worden und nach Äthiopien geflohen. Artabazos war
wegen dieser Neuigkeiten ganz aus dem Häuschen, denn er hoffte, dass der Großkönig
ihn und Memnon nun begnadigen würde und sie nach zehn Jahren Exil endlich nach
Asien zurückkehren konnten.
    „Memnons Bruder Mentor hat dem Großkönig auf dem Feldzug
gegen Ägypten unschätzbare Dienste geleistet“, erklärte er aufgeregt. „Er wird
sich bei ihm für uns einsetzen. Wenn der Großkönig uns seine Gnade gewährt,
können wir endlich nach Hause. Wer weiß, vielleicht werde ich sogar wieder
Satrap.“
    Alexander fragte auch Memnon nach seinen Plänen.
    „Wenn wir tatsächlich begnadigt werden, gehe ich zu meinem
Bruder ins untere Asien“, antwortete Memnon. „Der Großkönig hat ihn zum
Hyparchen von Ionien ernannt, das ist eine Art Unterstatthalter. Mentor hat nun
den Oberbefehl über alle Truppen und Schiffe an der Küste.“
    „Dann willst du also mithelfen, die Griechen in den
ionischen Städten weiter unter der Knute der Perser zu halten?“, fragte
Alexander entrüstet.
    Ruhig erwiderte Memnon: „Ja, es stimmt, die Ionier stehen
unter persischer Oberhoheit, sie zahlen Steuern und müssen im Kriegsfall
Schiffe und Soldaten stellen. Aber sonst können sie nach eigenen Vorstellungen
leben. Die Perser mischen sich nicht in ihre inneren Angelegenheiten ein. Mit einer
Ausnahme: Sie hindern sie daran, gegeneinander Krieg zu führen. Seit vielen
Generationen leben die Ionier deshalb in Frieden, ganz im Gegensatz zu ihren
Landsleuten im Mutterland. Dort gibt es ständig irgendwo Krieg.“
    „Und was ist mit der Freiheit? Ist sie nicht das höchste Gut
überhaupt, und hat nicht jeder Mensch das Recht, selbst über sich zu bestimmen,
auch wenn er dabei vielleicht Fehler macht?“
    „Ist es nicht auch eine Art von Freiheit, in Frieden und Wohlstand
leben zu können?“, konterte Memnon.
    „Aber die Ionier leben doch nur so lange in Frieden, wie sie
die Herrschaft der Perser akzeptieren! Was würde passieren, wenn sie sich
auflehnen würden?“
    „Dann würde der Großkönig natürlich sein Heer schicken und
ihren Gehorsam erzwingen. Man kann eben nicht alles haben.“
    „Du bist doch selbst Grieche! Die Perser sind unsere Erbfeinde!
Wie kannst du mit den Barbaren gemeinsame Sache gegen deine eigenen Landsleute
machen?“
    Memnon seufzte. „Alexander, du müsstest doch inzwischen mitbekommen
haben, dass die Perser nicht die unkultivierten Wilden sind, als die wir Griechen
sie gerne hinstellen. Ist Artabazos deiner Meinung nach etwa ein Barbar?“
    Alexander warf einen Blick zu dem ehemaligen Satrapen, der
gewinnend zurücklächelte. Als Nichtgrieche war er technisch gesehen in der Tat
ein Barbar, auch wenn er ein sympathischer und integrer Mensch war und Alexander
eine hohe Meinung von ihm hatte.
    Memnon ersparte ihm die Antwort. „Die Perser sind keine
Barbaren, und sie sind auch nicht unsere Erbfeinde. Artabazos ist der beste
Beweis dafür. Er und seine Familie sind in beiden Welten zu Hause, in der der
Perser genauso wie in der der Griechen. Vielleicht kommt einmal eine Zeit, in
der beide Völker koexistieren können, ohne aufeinander herabzusehen.“

27
    Hephaistion nahm den Grashalm aus dem Mund und wies damit
auf die schimmernde Wasserfläche. „Wenn man in diese Richtung segelt, über den
See und durch den Ludias hinaus aufs offene Meer und dann immer weiter nach
Süden, dann landet man irgendwann in Ägypten.“
    „Und wenn man vorher nach Osten abdreht“, nahm Alexander den
Gedanken auf, „kommt man zu den phönikischen Hafenstädten, nach Tyros und Sidon
und Byblos.“
    Sie waren einem Trampelpfad gefolgt, zwischen ausgedehnten
Schilfflächen und sandigen Wasserläufen hindurch, und hatten sich durch das
dichte Weidengestrüpp gezwängt bis zu einer Mole, die ein Stück in den See

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