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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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begeistert war. Sisines, der
untersetzte Gesandte, hatte sogar missbilligend die buschigen Brauen zusammengezogen
und starrte Alexander unfreundlich an.
    „Der Großkönig ist zu jeder Zeit und an jedem Ort in der
Lage ein gewaltiges Heer aufzubieten“, näselte Arsites. „Möchtest du vielleicht
etwas über die Herrlichkeit und Pracht von Persepolis erfahren?“
    „Davon hat mir bereits Artabazos erzählt. Er hat auch sehr
anschaulich geschildert, wie der König im Apadana auf seinem Thron sitzt und
die Huldigung seiner Untertanen entgegennimmt.“ Alexander hielt es für
angebracht, diesen Punkt besonders hervorzuheben.
    „In der Tat, die Erhabenheit des Großkönigs blendet die
Augen gewöhnlicher Sterblicher. Er ist der Herr der Länder, König der Könige, geliebt
von Ahura Mazda.“ Arsites und die beiden anderen Gesandten brachten das
Kunststück fertig, sich im Sitzen so formvollendet zu verneigen, als sei der
Großkönig persönlich anwesend. Artabazos tat es ihnen gleich. Alexander dagegen
rührte sich nicht; es war schließlich nicht sein Großkönig.
    „Wenn man schnell größere Truppenverbände bewegen will,
braucht man ein gut ausgebautes Straßennetz“, fachsimpelte er weiter. „Sicher
ist es sehr aufwendig, die Straßen in gutem Zustand zu halten.“
    Sisines schien vor Ärger fast zu platzen, doch von Artabazos
wusste Alexander, dass es bei den Persern als unhöflich galt, sich in Gegenwart
von Vorgesetzten ungebeten in ein Gespräch einzumischen. Daher musste Sisines
sich darauf beschränken, Alexander weiter mit seinen stechenden Augen
anzustarren. Der jüngste Gesandte, Orontopates, schien sich dagegen mit Mühe
ein Lachen zu verkneifen, während Artabazos interessiert den Himmel musterte.
    Arsites blieb völlig unbewegt. „Ich könnte dir über Susa erzählen.
Die königliche Residenz dort ist nicht weniger prachtvoll als die in
Persepolis.“
    „Gern. Wie lange wäre zum
Beispiel ein Heer von hier nach Susa unterwegs?“
    Nicht lange danach kehrte der König aus Epeiros zurück. Wie
geplant hatte er Arybbas vertrieben und seinen jungen Schwager in Dodona als
König der Molosser eingesetzt. Kurz nach seiner Rückkehr rief er Alexander zu
sich.
    „Ich habe gehört, du hast in meiner Abwesenheit mit den Gesandten
aus Persien gesprochen?“
    „Ja. War das falsch?“
    „Nein, im Gegenteil. Wie ich höre, hast du versucht, sie auszuhorchen.
Haben sie etwas Interessantes ausgespuckt?“
    „Der Großkönig pflegt seine Truppen nicht selbst zu befehligen“,
referierte Alexander. „Die Perser halten nicht viel von Söldnern und verlassen
sich vor allem auf die zehntausend Unsterblichen und die Reiterei. Zu den
Truppenstärken wollte Arsites nichts sagen, auch nicht dazu, wie lange es
dauert, das Reichsaufgebot zusammenzuziehen, oder in welchem Zustand das
Straßennetz ist. Arsites ist so schlüpfrig wie ein Aal.“
    „Immerhin hast du einiges aus ihm herausgequetscht. Die
Perser sind Experten darin, herumzuschwafeln und mit blumigen Worten möglichst
nichts zu sagen. Dieser Arsites ist ein mit allen Wassern gewaschener Diplomat.
Wahrscheinlich sind alle Perser so. Hast du bemerkt, dass Artabazos neuerdings
mit Akzent spricht?“ Vater und Sohn brachen in spontanes Gelächter aus. „Er hofft,
dass er endlich wieder nach Hause kann. Sein Schwager Mentor setzt sich beim
Großkönig für ihn ein. Ein unangenehmer Patron übrigens, dieser Mentor.“
    Alexander horchte auf. „Warum?“
    „Du weißt doch, dass er bei Artabazos’ Aufstand damals
eifrig mitgemischt hat. Nach dessen Scheitern floh er zu den Ägyptern. Die
schickten ihn mit zwölftausend Söldnern nach Sidon, um den ebenfalls aufständischen
Phönikern zu Hilfe zu kommen. Doch als der Großkönig mit seinem Heer anrückte,
wechselte Mentor prompt die Seiten. Er lieferte die Stadt an Artaxerxes aus und
begleitete ihn nach Ägypten, wo er tatkräftig bei der Unterwerfung des Landes
half.“
    „Also hat Mentor erst die Sidonier und dann die Ägypter an
die Perser verraten.“
    „Das muss man wohl so sehen. Von seinem Bruder habe ich eine
hohe Meinung, und das nicht nur, was seine militärischen Fähigkeiten betrifft.
Memnon ist ein Ehrenmann. Mentor dagegen ist ein verräterischer Schuft!“

29
    Als die Gesandten wieder abreisten, hatte Philipp mit dem
Großkönig einen offiziellen Friedens- und Freundschaftsvertrag geschlossen. Sah
man von den üblichen Beteuerungen gegenseitigen Wohlwollens und unverbrüchlicher
Bündnistreue

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