Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
Vom Netzwerk:
wundgescheuert, weil
sie den ganzen Tag ihre Brustpanzer und Helme tragen mussten.
    Ihr Weg führte durch den schmalen Streifen zwischen der
Küste und dem Rhodope-Gebirge. An einem der Mündungsarme des Nestos kam es zu
einem Zwischenfall. Der Unglücksrabe war diesmal nicht wie üblich Proteas,
sondern Hektor. Als er in den Fluss hinauswatete, um sich endlich einmal wieder
in Ruhe zu waschen, hatte er das Pech, einem wütenden Wisent in die Quere zu
kommen. Das Problem war jedoch weniger der Wisent als der Umstand, dass Hektor
auf der Flucht vor dem wütenden Tier in ein Fangeisen trat. Er riss sich den
Fuß auf, und ein erfahrener Militärarzt namens Philippos verarztete ihn.
    „Sieht schlimmer aus, als es ist“, beruhigte er Hektor und
die anderen. „Es blutet zwar stark, aber die Wunde hat glatte Ränder. Das viele
Blut hat auch sein Gutes: Es schwemmt alle schädlichen Stoffe heraus. Wenn du
den Verband sauber hältst, hast du gute Chancen, dass die Wunde sich nicht
entzündet. Aber es ist besser, wenn du die nächsten Tage nicht reitest. Du
kannst auf einem der Trosskarren fahren.“
    „Es geht schon“, erklärte Hektor tapfer. Er verspürte kein
Bedürfnis, sich bei seinen Kameraden lächerlich zu machen, indem er sich wie
ein Gepäckstück auf einem Ochsenkarren befördern ließ.
    „Nein, der Fuß braucht Ruhe. Wenn er sich entzündet, müssen
wir dich zurücklassen. Du willst sicher nicht allein irgendwo in Thrakien
festsitzen. Außerdem reißt Polyperchon uns dann den Kopf ab.“
    Alexander sagte zu dem Arzt: „Du hörst dich an, als ob du
aus Akarnanien stammst. Kennst du zufällig Lysimachos, Sohn des Nikostratos? Er
ist auch aus Akarnanien. Er war einer meiner Lehrer.“
    „Klar kenne ich ihn. Wir sind gemeinsam nach Pella gekommen.
Ich wurde Arzt bei der Armee, und Lysimachos fand überraschend die Stelle als
dein Erzieher. Leider haben wir uns dann aus den Augen verloren, weil ich fast
ständig bei der Armee war. Irgendwo ist immer Krieg, und dann werden Ärzte
gebraucht.“
    „Mein jetziger Lehrer, Aristoteles, hat uns eine Menge über
Medizin beigebracht.“
    „Ich dachte, Aristoteles ist Philosoph?“
    „Hauptsächlich, aber er interessiert sich praktisch für
alles. Sein Vater war Arzt, deshalb kennt er sich auch in der Medizin aus und
bringt uns viel über Heilmethoden bei und Heilkräuter und so weiter.“
    „Interessant“, meinte Philippos. „Dann kannst du ja später
mal deine Soldaten selbst verarzten.“
    „Gute Ärzte können wir natürlich trotzdem brauchen“,
versicherte Alexander.
    „Da bin ich aber erleichtert. Ich dachte schon, ich werde
demnächst arbeitslos.“
    „Was ist denn passiert?“, erkundigte sich Perilaos, als er
von einem Plausch mit den anderen Offizieren zurückkehrte.
    Nearchos berichtete: „Hektor ist in ein Fangeisen getreten,
als er von einem Ochsen gejagt wurde.“
    „Es war keine Ochse, sondern ein Wisent“, korrigierte Hektor,
um einen Rest von Würde zu wahren.
    Perilaos warf einen Blick auf den Verband. „Na, wenigstens
sieht es nicht so schlimm aus. Ein paar Tage auf dem Karren, und du bist wieder
wie neu.“
    Natürlich ließ sich Proteas die Gelegenheit zum Lästern
nicht entgehen. „Hier draußen gibt es weit und breit nichts, aber du musst in
ein Fangeisen treten.“
    Langaros assistierte ihm: „Musstest du dich ausgerechnet mit
einer Kuh anlegen?“
    „Es war ein Wisent“, fauchte Hektor, „und ihr als Latrinenbeauftragte
habt es gerade nötig!“
    Harpalos sah die Sache wie
gewohnt von der positiven Seite. „Jetzt bin ich wenigstens nicht der Einzige,
der Probleme mit dem Fuß hat.“
    Sie zogen weiter die Küste entlang und erreichten
schließlich die Mündung des Hebros. Von dort ging es nach Norden, wo sie zum
ersten Mal auf Spuren des Krieges trafen. Sie kamen an zerstörten Dörfern und
Höfen vorbei, an verkohlten Scheiterhaufen, auf denen die Toten verbrannt
worden waren, oder an frisch aufgeworfenen Gräbern. Die Luft war an manchen
Stellen kaum zu ertragen. Auf dem Fluss herrschte reger Betrieb. Die flachen
Flusskähne brachten Nachschub zu den Abteilungen der makedonischen Armee, die
verstreut im Land operierten. Der König selbst, hieß es, befand sich mit seiner
Hauptstreitmacht weiter im Norden, an den Südhängen des Haimos-Gebirges. So
zogen sie auf dem westlichen Ufer des Nestos nordwärts, zu ihrer Linken die
Ausläufer der Rhodopen.
    Perilaos versorgte seine Schützlinge regelmäßig mit Informationen,
die er

Weitere Kostenlose Bücher