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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Wissenschaft ist. Zwischen den Zeilen
konnte ich herausgelesen, dass er Aristoteles nicht besonders schätzt.“
    „Da könntest du recht haben. Er hat wohl gehofft, dass er
selbst den Posten als dein Erzieher bekommt oder zumindest einer seiner
Schüler, zum Beispiel Theopompos.“ Philipp verzog das Gesicht. „Aber das wollte
ich dir dann doch nicht antun. Theopompos ist ein alter Spielverderber. Immer
wenn wir in Pella ein bisschen Spaß haben, sitzt er mit säuerlicher Miene daneben
und schüttelt missbilligend den Kopf. Isokrates selbst ist leider zu alt. Ich
glaube, Aristoteles war die richtige Wahl, auch wenn er nicht so berühmt ist
wie die anderen.“
    „Das glaube ich auch. Zuerst dachte ich, er ist ein
langweiliger Erbsenzähler, weil er immer von Empirie und Logik redet, aber
inzwischen weiß ich, wie wichtig beides ist. Und er kennt sich auf allen Wissensgebieten
aus. Es gibt praktisch nichts, was er nicht weiß.“
    „Freut mich, das zu hören. Ich möchte, dass du die beste
Erziehung bekommst, die für Geld zu haben ist. Und jetzt geh und hau dich aufs
Ohr.“
    „Noch eine Frage ...“
    „Ja?“
    „Dürfen ich und meine Freunde uns morgen dem Stoßtrupp
anschließen?“
    Philipp starrte ihn verblüfft an. „Nein. Ihr werdet morgen
überhaupt nicht am Kampf teilnehmen.“
    Alexander war fassungslos, all seine Hoffnungen brachen in
sich zusammen, als hätte Polyeidos sie mit seinem Katapult bombardiert. „Warum
nicht?“, brachte er mit Mühe hervor.
    „Nur die ältesten Königsjungen nehmen am Kampf teil, und
zwar in meiner unmittelbaren Umgebung. Ihr jüngeren seid noch kein regulärer
Teil der kämpfenden Truppe.“
    Enttäuschung fraß sich durch Alexanders Brust wie ein Wurm
durch einen Apfel. „Aber wir haben doch schon bewiesen, dass wir kämpfen können!
Ich dachte, wir sind jetzt Männer! Sollen wir jetzt wieder zu Kindern
degradiert werden?“
    Philipp lachte. „Bestimmt
nicht, aber es ist nun mal so, dass euer Jahrgang nicht am Kampf teilnimmt. So
ist es schon immer gewesen, und so bleibt es auch. Im nächsten Jahr werdet ihr
mehr als genug Gelegenheit haben, euch mit Ruhm zu bekleckern, aber heute Nacht
bleibt ihr im Lager. Das ist ein Befehl!“
    „Alexander, das ist keine gute Idee“, sagte Hephaistion
leise, während er sein Pferd mit angestoßenen Äpfeln fütterte, die von der
Küchenleitung aussortiert worden waren.
    Alexander tätschelte Bukephalos den Hals und schnaubte
verächtlich durch die Nase. „Willst du wirklich brav im Lager bleiben, während
der Rest der Armee die Festung erobert?“
    „Genau so lauten unsere Befehle, wenn ich dich richtig
verstanden habe.“
    „Wir haben bei dem Überfall bewiesen, dass wir kämpfen
können, und trotzdem behandelt man uns immer noch wie Kinder. Das ist nicht
fair!“
    „Was ist in der Armee schon fair?“, meinte Hephaistion achselzuckend.
„Trotzdem musst du wie jeder andere Soldat deine Pflicht tun, auch wenn sie
darin bestehen sollte, im Lager herumzusitzen. Du bist der Sohn des Königs. Wie
sieht es aus, wenn du seine Befehle missachtest, nur weil sie dir zufällig
nicht in den Kram passen?“
    „Gut, dass du mich an meine Pflicht als Sohn des Königs
erinnerst“, erwiderte Alexander hitzig. „Ein König kann nicht erwarten, dass
seine Soldaten auf seinen Befehl hin in die Schlacht ziehen, während er selbst
feige im Lager bleibt. Achilleus hätte das auch nicht getan.“
    „Alexander, was du da sagst, ist Schwachsinn, und du weißt
es! Du suchst nur nach einer Ausrede, um wieder diesen komischen Rausch erleben
zu können, in den du beim letzten Mal verfallen bist. Und um zu beweisen, was
für ein toller Kerl du bist.“
    Alexander verzog verächtlich die Oberlippe. „Du brauchst
nicht mitzukommen, wenn du Angst hast. Ich dachte, wir sind Kampfgefährten. Wie
Achilleus und Patroklos es waren. Aber wenn du nicht willst, dann werde ich
ohne dich gehen, zusammen mit meinen anderen Freunden. Sie werden mich bestimmt
nicht im Stich lassen.“
    Hephaistion erwiderte ruhig: „Wenn du unbedingt gehen
willst, kann ich dich vermutlich nicht daran hindern. Aber wenn du versuchen
solltest, die anderen mit hineinzuziehen, gehe ich zu Perilaos und verrate
alles.“
    Alexander starrte ihn mit
eisiger Verachtung an. Dann drehte er sich ohne ein Wort um und ging.
    Kurz vor Morgengrauen wurden die Soldaten von ihren Offizieren
geweckt und machten sich zum Kampf bereit. Alles lief in weitestgehender Stille
ab, damit von der Festung

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