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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Verstand.“
    „Hör auf, ihm Vorwürfe zu machen“, sagte Alexander. „Er ist
nur mitgekommen, weil er mich nicht abhalten konnte. Und hör auf, so herumzuschreien,
sonst wissen alle gleich, was los ist.“
    „Du hast vielleicht Nerven! Wenn Hektor und ich gemerkt
haben, dass ihr weg wart, haben andere es todsicher auch. Ganz zu schweigen von
der halben Armee, die mitbekommen haben muss, wie ihr eure Schau abgezogen
habt.“
    „Wir haben keine Schau abgezogen, sondern unsere Pflicht
getan wie die anderen Soldaten auch.“
    „Pflicht? Dir geht es doch nur um dich selbst! Hast du mal
an andere gedacht, an Perilaos zum Beispiel? Du hättest tot sein können, und
was glaubst du, was der König dann mit ihm gemacht hätte? Wahrscheinlich hätte
er seinen Kopf auf den höchsten Turm von Kabyle gespießt!“
    Damit hatte Attalos wohl recht, und so verzichtete Alexander
auf eine weitere Entgegnung und sah stattdessen zu, dass sie die
blutbespritzten Rüstungen und andere verräterische Spuren des Kampfes
loswurden. Attalos und Hektor halfen ihnen dabei, und Alexander hoffte, dass
ihre Eskapade ansonsten unbemerkt geblieben war.

10
    Den ganzen folgenden Vormittag waren die Soldaten
beschäftigt. Sie gingen das Kampfterrain ab und suchten nach Überlebenden,
bargen verwundete Kameraden und schafften sie in die Lazarette, während sie die
Verwundeten des Feindes töteten, gnadenlos oder gnädigerweise, je nachdem, wie
man es betrachtete. Die überlebenden Thraker aus der Festung, hauptsächlich
Frauen und Kinder, wurden wie Vieh in Pferche getrieben, und für die Eroberer
waren sie tatsächlich nicht mehr als Vieh, das zu den Sklavenmärkten geschafft
und dort verkauft werden sollte. Die Frauen, die vorübergetrieben wurden, waren
in einem erbarmungswürdigen Zustand, viele pressten verzweifelt ihre weinenden
Kinder an sich.
    „Plötzlich sieht der Krieg gar nicht mehr so heroisch aus“,
murmelte Proteas, und Alexander wunderte sich flüchtig, dass sein sonst so
oberflächlicher Freund offenbar ein weiches Herz hatte.
    Die toten Feinde warf man ohne viel Federlesen in ein Massengrab,
nicht ohne ihnen zuvor alles von Wert abgenommen zu haben, sofern sie solches
besessen hatten. Die eigenen Toten wurden vorbereitet, um am nächsten Morgen
mit allen Ehren eingeäschert zu werden. Bis alle diese Arbeiten erledigt waren,
wurde es Nachmittag. Die Königsjungen machten sich gerade bereit, etwas zu
essen (das erste Mal an diesem Tag, da das Frühstück wegen des
Überraschungsangriffes ausgefallen war), als Perdikkas auf der Bildfläche
erschien. Ein Blick in sein Gesicht genügte Alexander.
    Die vorderen Bahnen des königlichen Zeltes waren hochgeschlagen
worden, um Platz zu schaffen. Es wimmelte von Offizieren und anderen Leuten,
die kamen und gingen, Botschaften und Anfragen überbrachten oder Befehle
entgegennahmen. In einer der Ecken drückte sich Perilaos herum. Sein Gesicht
hatte die zartgrüne Farbe von verdorbenem Ziegenkäse angenommen. Er sah Alexander
kurz an und wandte dann die Augen ab. Der König würdigte ihn dagegen keines
Blickes, und er hatte lange zu warten, bis sein Vater die dringendsten
Angelegenheiten erledigt hatte. Schließlich begab er sich in den hinteren Teil
des Zeltes, winkte Alexander und Perilaos, ihm zu folgen, und ließ sich von
einem der Königsjungen etwas zu essen bringen. Wahrscheinlich war es auch für
ihn das erste Mal an diesem Tag, dass er etwas zu sich nehmen konnte.
    „Ich habe viel zu tun und eigentlich keine Zeit, mich um
überflüssige Dummheiten verwöhnter Bengels zu kümmern“, begann er. „Deshalb
will ich es kurz machen. Mir wurde gemeldet, dass du mit einem deiner Freunde
am Kampf in der Festung teilgenommen hast. Damit hast du gegen meinen
ausdrücklichen Befehl verstoßen und einen anderen Soldaten angestiftet, dasselbe
zu tun … Nein, ich will kein Wort von dir hören! Ich muss dir sicher nicht
erklären, was üblicherweise die Strafe dafür ist: eine Tracht Prügel für dich
und den anderen Dummkopf und Degradierung für deinen Vorgesetzten, der offenbar
nicht in der Lage ist, mit dir fertig zu werden … Ich habe gesagt, ich will
kein Wort hören, kein einziges!“
    Der König biss in ein Stück Brot und begann, ohne sichtbaren
Appetit darauf herumzukauen, während Alexander und Perilaos wie begossene Pudel
vor ihm standen und sich nicht mucksten. Schließlich schluckte Philipp den
Bissen herunter und fuhr fort.
    „Nicht nur, dass du meinen Befehl missachtet

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