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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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er!
    Natürlich ist Blenheim ein herrlich durchgeknallter, aber faszinierender Bau. Denn seine schiere Größe übersteigt derart jedes Maß, dass Besucher, die es zum ersten Mal sehen, ehrfürchtig erstarren. Ob allerdings irgendjemand in einem solch beängstigend großen Kasten wohnen möchte, steht auf einem anderen Blatt. Gewohnt haben die Marlboroughs dort auch kaum. Sie zogen erst 1719 ein, und der Herzog starb bereits drei Jahre später.
    Aber einerlei, was man von Vanbrugh und seinen Kreationen hielt, das Zeitalter der berühmten Architekten hatte begonnen.*
    Vor der Zeit Vanbrughs wurden Architekten nicht eigens gefeiert. Den Ruhm erntete, wer das Haus bezahlte, nicht der, der es entwarf. Hardwick Hall, von der vor ein paar Kapiteln die Rede war, gehörte zu den großen Gebäuden der Zeit, doch dass Robert Smythson der Architekt war, wird lediglich vermutet. Aus den verschiedensten Gründen ist die Vermutung stichhaltig, aber Beweise haben wir nicht. Immerhin war Smythson der Erste, für den die Berufsbezeichnung »architector« an anderer Stelle schriftlich verbürgt ist. Doch wie bei so vielen Menschen aus der Zeit weiß man nur wenig über seine Kindheit und Jugend, auch nicht, wo und wann er geboren wurde. In Dokumenten aus dem Longleat House in Wiltshire taucht er zum ersten Mal im Jahr 1568 auf, da war er schon über dreißig und Steinmetzmeister. Wo er vorher war, entzieht sich jedweder Kenntnis.
    Selbst nachdem der Beruf des Architekten anerkannt war, ka-
    *Recht bedacht, war es auch das Zeitalter der berühmten Handwerker. Ein solcher war der große Holzschneider und Bildhauer Grinling Gibbons, der von 1648 bis 1721 lebte. (Sein interessanter Vorname war der Mädchenname seiner Mutter.) Er hatte englische Eltern, wuchs aber in Holland auf und kam etwa 1667, wenige Jahre nachdem die Monarchie wiederhergestellt war und Charles II. auf dem Thron saß, nach England. Er ließ sich in Deptford nieder, im Südwesten Londons, wo er sich seinen sehr mageren Lebensunterhalt damit verdiente, Gallionsfiguren für Schiffe zu schnitzen. Doch eines Tages kam John Evelyn, der Autor und Tagebuchschreiber, vorbei und war sofort fasziniert von Gibbons' Fähigkeiten, seiner sympathischen Art und vielleicht auch seinem guten Aussehen. (Es wird einmütig berichtet, dass Gibbons geradezu verboten gut aussah.) Evelyn ermutigte den jungen Mann, anspruchsvollere Aufträge anzunehmen, und stellte ihn wichtigen Leuten vor, wie zum Beispiel Christopher.Wren.
    Dank Evelyns Unterstützung wurde Gibbons sehr erfolgreich, doch sein Wohlstand kam in der Hauptsache aus seiner Werkstatt, in der Steinstatuen und andere Steinarbeiten hergestellt wurden. Offenbar kam Gibbons zuerst auf die Idee, britische Helden als römische Staatsmänner in Toga und Sandalen darzustellen; seine Werke wurden große Mode. Obwohl man ihn heute fast überall für den bedeutendsten Holzschneider der Moderne hält, war er zu seinen Lebzeiten dafür nicht besonders berühmt. Für Blenheim Palace schuf er Steinskulpturen für 4000 Pfund, aus Holz nur für 36 Pfund. Ihre geringe Anzahl ist sicher ein Grund, warum sie heute so wertvoll sind.
    men die meisten, die ihn ausübten, aus anderen Bereichen. Inigo Jones war Maler und Bühnenbildner, Christopher Wren Astronom, Robert Hooke Naturwissenschaftler, Vanbrugh Soldat und Theaterschriftsteller, William Kent Maler und Innenarchitekt. Zum formal geregelten Ausbildungsberuf entwickelte sich der des Architekten erst später. In Großbritannien wurden 1882 Pflichtprüfungen eingeführt und die Architektur als volle akademische Fachrichtung erst 1895 angeboten.
    Doch Mitte des achtzehnten Jahrhunderts zollte man Bau und Einrichtung großer Häuser viel Respekt und Beachtung, und hier ganz besonders Robert Adam. Wenn Vanbrugh der erste prominente Architekt war, dann war Adam der größte. Er wurde als Sohn eines Architekten 1728 in Schottland geboren, als einer von vier Brüdern, die alle erfolgreiche Architekten wurden. Doch Robert war zweifellos das Genie der Familie, und er ist als Einziger in die Geschichte eingegangen. Die Periode von 1755 bis 1785 wird nämlich manchmal auch als Adam-Zeit bezeichnet.
    Auf einem Gemälde in der National Portrait Gallery sieht man ihn um 1770, mit Anfang vierzig, als freundlich dreinblickenden Zeitgenossen mit gepuderter grauer Perücke. Doch besonders liebenswert war er nicht. Er war arrogant und egoistisch, behandelte seine Angestellten schlecht, bezahlte wenig und hielt sie im

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