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Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Titel: Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuval Noah Harari
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miteinander zusammenarbeiten und komplexere Formen der Zusammenarbeit entwickeln. 3
    So witzig die Klatsch-Theorie vielleicht klingen mag, sie wird von vielen Untersuchungen bestätigt. Machen wir uns nichts vor, unsere E-Mails, Telefongespräche oder Zeitungsberichte bestehen bis heute zum größten Teil aus Klatsch. Dass er uns so leicht über die Lippen kommt, lässt vermuten, dass sich die Sprache tatsächlich zu diesem Zweck entwickelt haben könnte. Sie glauben doch nicht etwa, dass sich Geschichtswissenschaftler beim Mittagessen nur über historische Ereignisse austauschen, oder dass Physiker ihre Kaffeepause mit der Erörterung von Quarks zubringen? Natürlich nicht. Sie unterhalten sich über die Professorin, die ihren Mann mit einer anderen erwischt hat, über den Streit zwischen dem Fachbereichsleiter und der Dekanin oder über das Gerücht, dass sich ein Kollege von den Forschungsgeldern der Studienstiftung einen Mercedes gekauft hat. Klatsch beschäftigt sich vor allem mit Fehltritten. Die ersten Journalisten waren Klatschbasen, die den Rest der Gruppe vor Betrügern, Hochstaplern und Schnorrern warnten.
    *
    Beide Hypothesen – die Klatsch-Theorie und die Löwe-am-Fluss-Theorie – haben einiges für sich. Doch das wirklich Einmalige an unserer Sprache ist nicht, dass wir damit Informationen über Menschen und Löwen weitergeben können. Das Einmalige ist, dass wir uns über Dinge austauschen können, die es gar nicht gibt. Soweit wir wissen, kann nur der Sapiens über Möglichkeiten spekulieren und Geschichten erfinden.
    Legenden, Mythen, Götter und Religionen tauchen erstmals mit der kognitiven Revolution auf. Viele Tier- und Menschenarten konnten »Vorsicht Löwe!« rufen. Aber dank der kognitiven Revolution konnte nur der Sapiens sagen: »Der Löwe ist der Schutzgeist unseres Stammes.« Nur mit der menschlichen Sprache lassen sich Dinge erfinden und weitererzählen. Man könnte sie deshalb als »fiktive Sprache« bezeichnen.
    Nur der Mensch kann über etwas sprechen, das gar nicht existiert, und noch vor dem Frühstück sechs unmögliche Dinge glauben. Einen Affen würden Sie jedenfalls nie im Leben dazu bringen, Ihnen eine Banane abzugeben, indem Sie ihm einen Affenhimmel ausmalen und grenzenlose Bananenschätze nach dem Tod versprechen. Auf so einen Handel lassen sich nur Sapiens ein. Aber warum ist diese fiktive Sprache dann so wichtig? Sind Phantasiegeschichten nicht gefährlich und irreführend? Ist es nicht pure Zeitverschwendung, sich Legenden über Einhörner auszudenken, und würden wir unsere Zeit mit Jagen, Kämpfen und Vögeln nicht viel besser nutzen? Gefährdet es nicht sogar unser Überleben, wenn wir uns den Kopf mit Märchen füllen?
    Aber mit der fiktiven Sprache können wir uns nicht nur Dinge ausmalen – wir können sie uns vor allem gemeinsam vorstellen. Wir können Mythen erfinden, wie die Schöpfungsgeschichte der Bibel, die Traumzeit der Aborigines oder die nationalistischen Mythen der modernen Nationalstaaten. Diese und andere Mythen verleihen dem Sapiens die beispiellose Fähigkeit, flexibel und in großen Gruppen zusammenzuarbeiten. Ameisen und Bienen arbeiten zwar auch in großen Gruppen zusammen, doch sie spulen starre Programme ab und kooperieren nur mit ihren Geschwistern. Schimpansen sind flexibler als Ameisen, doch auch sie arbeiten nur mit einigen wenigen Artgenossen zusammen, die sie gut kennen. Sapiens sind dagegen ausgesprochen flexibel und können mit einer großen Zahl von wildfremden Menschen kooperieren. Und genau deshalb beherrschen die Sapiens die Welt, während Ameisen unsere Essensreste verzehren und Schimpansen in unseren Zoos und Forschungslabors herumhocken.
    Die Peugeot-Legende
    Unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, leben in kleinen Gruppen mit wenigen Dutzend Artgenossen. Sie pflegen enge Freundschaften und kämpfen Seite an Seite gegen Paviane, Geparden und feindliche Schimpansen. Ihre Rudel sind hierarchisch organisiert, und das Leittier, fast immer ein Männchen, wird als »Alpha« bezeichnet. Andere Männchen und Weibchen demonstrieren diesem Alphamännchen ihre Unterwürfigkeit, indem sie sich vor ihm ducken und dabei Grunzlaute ausstoßen – fast wie menschliche Untertanen, die sich vor dem König auf den Boden werfen. Das Alphamännchen ist darum bemüht, die Harmonie in der Horde zu erhalten. Wenn sich zwei Schimpansen in die Haare bekommen, geht er dazwischen und trennt die Streitenden. In seinen weniger sozialen Momenten

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