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Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Titel: Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuval Noah Harari
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Die Söldner und kanonenstarrenden Schiffe hatten ein Vermögen gekostet, doch die Finanzierung ihrer Heere und Flotten fiel ihnen leichter als dem mächtigen spanischen Weltreich, weil es ihnen gelungen war, das Vertrauen der jungen europäischen Finanzbranche zu gewinnen, während die Spanier es leichtfertig verspielten. Die Bankiers gaben den Niederländern genug Kredit für ihr Abenteuer, und so übernahmen die Niederländer die Kontrolle über die Handelsrouten der Welt, die wiederum ansehnliche Gewinne abwarfen. Mit diesen Gewinnen zahlten die Niederländer ihre Kredite zurück, was wiederum das Vertrauen der Geldgeber bestätigte. Amsterdam wurde schnell zu einem der wichtigsten Häfen Europas und zum Finanzzentrum des Kontinents.
    *
    Aber wie gewannen die Niederländer das Vertrauen des Finanzwesens? Einerseits, indem sie ihre Kredite pünktlich zurückzahlten und das Risiko der Geldverleiher minderten, und andererseits, indem sie ein unabhängiges Justizsystem einrichteten, das die privaten Rechte schützte – vor allem die Eigentumsrechte. Aus Diktaturen, die Privatpersonen und ihr Eigentum nicht schützen, fließt das Kapital stetig ab und wandert in Staaten, die Recht und Eigentum respektieren.
    Stellen Sie sich vor, Sie sind der Sohn einer soliden Augsburger Bankiersfamilie. Ihr Vater will seine Geschäfte ausweiten und Filialen in europäischen Hauptstädten eröffnen. Daher schickt er Sie nach Amsterdam und Ihren jüngeren Bruder nach Madrid. Jedem von Ihnen gibt er 10000 Golddukaten mit, die sie dort investieren sollen. Ihr Bruder verleiht das Geld an den König von Spanien, der eine Armee ausheben will, um gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen. Sie entscheiden sich für einen niederländischen Händler, der ein Stück Wildnis auf einer Halbinsel namens Manhattan kaufen will, weil er meint, dass der Wert des Lands steigt, wenn der Handel auf dem Hudson River floriert. Beide Kredite werden in einem Jahr fällig.
    Das Jahr vergeht. Der niederländische Händler verkauft sein Land mit einem hübschen Gewinn und zahlt Ihnen den Kredit mit den vereinbarten Zinsen zurück. Ihr Vater ist hocherfreut. Aber Ihr Bruder in Madrid wird nervös. Der spanische König hat zwar den Krieg gegen Frankreich gewonnen, aber inzwischen hat er sich mit den Türken angelegt. Er braucht jeden Heller, um seinen neuen Krieg zu finanzieren, und denkt gar nicht daran, seine Schulden zu bezahlen. Ihr Bruder schreibt ihm Briefe und bietet Freunde mit Beziehungen zum Hof, sich für ihn einzusetzen, doch ohne Erfolg. Ihr Bruder hat nicht nur keine Zinsen eingenommen, er hat sein gesamtes Kapital verloren. Ihr Vater ist alles andere als zufrieden.
    Aber damit nicht genug. Der spanische König lässt Ihrem Bruder über den Finanzminister klar machen, dass er einen weiteren Kredit in derselben Höhe erwartet. Aber Ihr Bruder hat kein Geld mehr. Also schreibt er Ihrem Vater, um ihn zu überzeugen, dass der König diesmal sicher zurückzahlen wird. Wenn es um seinen Jüngsten geht, hat der alte Herr ein weiches Herz. Also stimmt er wider besseres Wissen zu. Ein zweites Mal verschwinden 10000 Golddukaten auf Nimmerwiedersehen in der Schatztruhe des Königs. In Amsterdam sehen die Dinge rosiger aus. Sie vergeben immer mehr Kredite an niederländische Händler, die sie prompt und mit Zinsen zurückzahlen. Aber auch Ihnen ist das Glück nicht ewig hold. Einer Ihrer Kunden ist überzeugt, dass Holzpantinen in der nächste Modesaison in Paris der große Renner werden und bittet Sie um einen Kredit, um in der französischen Hauptstadt ein Schuhgeschäft zu eröffnen. Sie leihen ihm das Geld, doch leider interessieren sich die französischen Damen nicht für seine Klompen, und der Händler weigert sich, seinen Kredit zurückzuzahlen.
    Ihr Vater tobt und weist Sie und Ihren Bruder an, die Anwälte einzuschalten. Ihr Bruder zieht in Madrid gegen den spanischen König vor Gericht, und Sie verklagen in Amsterdam den gescheiterten Pantoffelhändler. Die spanischen Gerichte unterstehen dem König und die Richter sind sein willfähriges Werkzeug. In den Niederlanden sind die Gerichte dagegen unabhängig. Der spanische Richter lässt die Klage Ihres Bruders gar nicht erst zu, während der niederländische Richter zu Ihren Gunsten entscheidet und das Eigentum des zahlungsunwilligen Schuhschnitzers pfänden lässt. Ihr Vater hat seine Lektion gelernt. Mit niederländischen Unternehmern lassen sich bessere Geschäfte machen als mit dem spanischen

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