Eine kurze Geschichte der Zeit (German Edition)
Resonanz gerät. Das heißt, virtuelle Photonen können in dem Zwischenraum der Platten nur auftreten, wenn der Plattenabstand einem ganzzahligen Vielfachen ihrer Wellenlänge (des Abstands zwischen zwei Wellenkämmen) entspricht. Ergibt die Breite des Hohlraums bei Division durch eine bestimmte Wellenlänge eine ganze Zahl plus einen Bruchteil, so treffen nach mehreren Reflexionen zwischen den Platten die Kämme einer Welle mit den Tälern einer anderen zusammen, so daß die Wellen sich aufheben.
Da virtuelle Photonen zwischen den Platten nur resonante Wellenlängen besitzen können, werden sie dort in etwas geringerer Zahl vorkommen als in der Region außerhalb der Platten, wo es für virtuelle Photonen keine Einschränkung hinsichtlich ihrer Wellenlänge gibt. Folglich wird auf die Innenseiten der Platten eine geringfügig kleinere Zahl von Photonen treffen als auf die Außenseiten. Somit ist zu erwarten, daß eine Kraft auf die Platten einwirkt, die bestrebt ist, sie einander anzunähern. Tatsächlich ist eine solche Kraft mit der vorausgesagten Stärke gemessen worden. Damit haben wir den experimentellen Beweis, daß es virtuelle Teilchen gibt und daß sie reale Auswirkungen haben.
Wenn sich weniger virtuelle Photonen zwischen den Platten befinden, so ist deren Energiedichte geringer als anderswo. Doch die Gesamtenergiedichte im «leeren» Raum fern von den Platten muß Null sein, weil die Energiedichte sonst den Raum verwürfe und er nicht fast flach wäre. Wenn also die Energiedichte zwischen den Platten geringer ist als die Energiedichte weiter fort, dann muß sie negativ sein.
Damit verfügen wir über experimentelle Hinweise darauf, daß die Raumzeit gekrümmt sein kann (erkennbar an der Beugung des Lichts bei Sonnenfinsternissen) und daß sie die Art Krümmung aufweisen kann, die für Zeitreisen erforderlich ist (dies zeigt der Casimir-Effekt). So können wir hoffen, daß es uns eines Tages bei entsprechenden Fortschritten in Wissenschaft und Technik möglich sein wird, eine Zeitmaschine zu bauen. Aber falls das stimmt, warum ist dann noch niemand aus der Zukunft zurückgekommen, um uns zu sagen, wie es geht? Es könnte gute Gründe geben, warum es unklug wäre, uns in unserem heutigen primitiven Entwicklungsstadium das Geheimnis der Zeitreise anzuvertrauen. Doch falls sich die Natur der Menschen in der Zwischenzeit nicht grundlegend gewandelt hätte, ist es andererseits kaum vorstellbar, daß nicht irgendein Besucher aus der Zukunft sich verplappern würde. Natürlich wird mancher einwenden, die Ufos seien ein Beweis dafür, daß uns Außerirdische oder Menschen aus der Zukunft regelmäßig besuchen. (Außerirdische könnten die Reise zur Erde nur dann in einer vernünftigen Zeit zurücklegen, wenn sie sich mit Überlichtgeschwindigkeit fortbewegten. Insofern wären beide Möglichkeiten gleichbedeutend.)
Allerdings bin ich der Meinung, daß jeder Besuch von Außerirdischen oder Menschen aus der Zukunft erheblich auffälliger und wahrscheinlich auch erheblich unerfreulicher wäre. Wenn sie sich zu erkennen geben, warum dann nur gegenüber Leuten, die nicht als glaubwürdige Zeugen gelten? Sollten sie versuchen, uns vor einer großen Gefahr zu warnen, dann haben sie keine sehr effektive Methode gewählt.
Um zu erklären, warum wir keinen Besuch aus der Zukunft erhalten, könnte man unter anderem darauf verweisen, daß die Vergangenheit festgelegt ist, denn wir haben sie beobachtet und in ihr keine Spur von jenen Verwerfungen erkennen können, die erforderlich wären, um eine Reise zurück aus der Zukunft zu ermöglichen. Andererseits ist die Zukunft unbekannt und offen, so daß sie durchaus die erforderliche Krümmung enthalten könnte. Dann wäre jede Zeitreise auf die Zukunft beschränkt. Captain Kirk und die Enterprise hätten keine Chance, in der Gegenwart aufzutauchen.
Das würde eine Erklärung dafür bieten, warum wir noch nicht von Touristen aus der Zukunft überlaufen werden, es würde allerdings nicht die Probleme beseitigen, die die Vorstellung aufwirft, Menschen könnten in der Lage sein, in die Vergangenheit zu reisen und die Geschichte zu verändern. Nehmen Sie beispielsweise an, Sie gingen zurück und brächten Ihren Ururgroßvater zur Strecke, als er noch ein Kind war. Es gibt viele Spielarten dieses Paradoxons, im wesentlichen aber gleichen sie sich alle: Man würde auf Widersprüche stoßen, wenn man die Möglichkeit hätte, die Vergangenheit zu verändern.
Für die Paradoxa der
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