Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
ein
spartanisches Heer mit seinen Verbündeten sie in einem Engpass, den
Thermopylen, aufzuhalten. Die Perser forderten die Spartaner auf, ihre Waffen
abzuliefern. »Holt sie euch«, war die Antwort. »Unsere Pfeile sind so viele«,
drohten die Perser, »dass sie die Sonne verdunkeln werden.« – »Umso besser«,
sagten die Spartaner, »so werden wir im Schatten kämpfen.« Aber ein verräterischer
Grieche zeigte den Persern einen Pfad über das Gebirge, sodass das Heer der
Spartaner umgangen und eingeschlossen wurde. Alle 300 Spartaner und 700
Bundesgenossen fielen in der Schlacht, aber keiner lief davon; so war ihr
Gesetz. Später hat man ihnen dort die berühmte Grabschrift gesetzt, die auf
Deutsch heißt:
Wand’rer, erstatte du den Spartanern die Meldung: Wir alle
Liegen hier, denn ihr Gesetz haben wir treulich befolgt.
In Athen war man in der Zwischenzeit seit dem großen Sieg
von Marathon nicht müßig geblieben. Besonders ein neuer Führer namens
Themistokles, ein besonders schlauer und weit blickender Mensch, hatte seinen
Mitbürgern immer und immer wieder gesagt, dass ein Wunder wie Marathon nur
einmal geschehe und dass Athen eine Flotte haben müsse, wenn es den Persern auf
Dauer Widerstand leisten wolle. Diese Flotte war gebaut worden.
Themistokles ließ ganz Athen von der Bevölkerung räumen – es können also
damals nicht sehr viele Menschen gewesen sein – und schickte sie auf die kleine
Insel Salamis in der Nähe von Athen. Bei dieser Insel nahm die athenische
Flotte Aufstellung. Als nun das persische Landheer herangerückt ist, hat es
Athen verlassen gefunden und die Stadt niedergebrannt und zerstört. Aber den
Athenern auf der Insel, die von ferne ihre Stadt in Flammen aufgehen sahen,
konnten sie nichts tun. Dafür kam aber jetzt die persische Flotte heran und
drohte, Salamis einzuschließen.
Die Bundesgenossen der Athener fingen an sich zu fürchten. Sie
wollten mit ihren Schiffen davon und die Athener ihrem Schicksal überlassen. Da
bewies Themistokles seine überlegene Schlauheit und Kühnheit. Als alles Zureden
nichts half und die Bundesgenossen entschlossen waren, am nächsten Morgen
davonzurudern, schickte er nämlich heimlich nachts einen Boten zu Xerxes, der
ihm das melden sollte. »Greif schnell an«, meldete der Bote, »sonst entkommen
dir die Bundesgenossen der Athener.« Xerxes fiel darauf wirklich herein. Am
nächsten Morgen gleich griff er mit seinen gewaltigen, vielrudrigen
Schlachtschiffen an. Und verlor. Die Schiffe der Griechen waren zwar kleiner,
aber darum beweglicher. In dem inselreichen Gewässer war das günstiger. Auch
fochten sie ja wieder verzweifelt für ihre Freiheit und mit der ganzen
Zuversicht, die ihnen der vor zehn Jahren erfochtene Sieg von Marathon geben
konnte. Von einer Anhöhe aus musste Xerxes zusehen, wie seine schwerfälligen
Galeeren von den schnellen kleinen Ruderschiffen der Griechen gerammt und in
den Grund gebohrt wurden. Niedergeschmettert gab er den Befehl zur Rückfahrt.
So hatten die Athener ein zweites Mal gesiegt und über ein noch größeres Heer
des persischen Weltreiches. Das war im Jahre 480 vor Christus.
Auch das Landheer wurde bald darauf von den vereinigten griechischen
Truppen bei Platää geschlagen. Seitdem haben sich die Perser nicht mehr nach Griechenland
gewagt. Und das bedeutete viel. Nicht dass die Perser schlechtere oder dümmere Menschen
gewesen wären als die Griechen. Das waren sie bestimmt nicht. Aber ich habe schon
erzählt, dass es mit den Griechen eine eigene Sache war. Wenn die orientalischen
Riesenreiche immer an hergebrachten Sitten und Lehren festhielten, bis sie oft darin
erstarrten, so war es in Griechenland und besonders in Athen gerade umgekehrt. Beinahe
jedes Jahr ist ihnen etwas Neues eingefallen. Keine Einrichtung hat sich lange gehalten.
Auch kein Führer. Das mussten die großen Helden der Perserkriege, Miltiades und
Themistokles, erfahren. Zuerst hat man sie gepriesen und geehrt und ihnen Denkmäler
gesetzt – dann hat man sie angeklagt, verleumdet und verbannt. Das war nun sicher
keine gute Eigenschaft der Athener, aber sie hat zu ihrem Charakter gehört. Immer
was Neues, immer versuchen, nie zufrieden, nie satt und beruhigt! So ist in den
hundert Jahren nach den Perserkriegen in den Geistern der Menschen der kleinen Stadt
Athen mehr vorgegangen als in tausend Jahren in den großen Königreichen des Ostens.
Was damals erdacht, gemalt, gedichtet, erprobt wurde, worüber damals die
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