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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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Titel –, noch nicht vorgekommen, dass ein kleinwinziges Volk sich ihm, dem Beherrscher der Welt, zu widersetzen wagte. Mit den ionischen
Städten in Kleinasien wurde er auch schnell fertig. Aber das war ihm noch nicht
genug, denn am wütendsten war er ja auf die Athener, die sich in seine Angelegenheiten
eingemischt hatten. Er rüstete eine große Flotte aus, die Athen zerstören und
Griechenland erobern sollte. Aber diese Flotte geriet in einen Sturm, wurde an
die Klippen geschleudert und ging unter. Natürlich stieg seine Wut noch mehr.
Es heißt, dass er einen Sklaven beauftragt habe, ihm während jeder Mahlzeit
dreimal zuzurufen: »Herr, gedenke der Athener.« So groß war sein Zorn.
    Dann schickte er seinen Schwiegersohn mit einer mächtigen neuen Flotte
nach Athen. Die eroberte auch viele Inseln, die ihr am Weg lagen, und zerstörte
viele Städte. Endlich landete sie ganz nahe von Athen, bei einem Ort, der Marathon
heißt. Dort ging das ganze große Heer der Perser an Land, um gegen Athen zu marschieren.
Es sollen 70 000 Mann gewesen sein, mehr als Athen überhaupt Einwohner hatte. Das
athenische Heer war nur ein Siebtel so stark, also ungefähr 10 000 Mann. Sein Schicksal
war eigentlich besiegelt. Aber doch nicht ganz. Die Athener hatten einen Feldherrn
mit Namen Miltiades, einen mutigen, gescheiten Mann, der lange unter den Persern
gelebt hatte und ihre Art zu kämpfen genau kannte. Und alle Athener wussten, worum
es ging: um ihre Freiheit, um ihr Leben, um das ihrer Frauen und Kinder. So stellten
sie sich bei Marathon in Reih und Glied und griffen die Perser an, die so etwas
gar nicht erwartet hatten. Und sie haben gesiegt. Von den Persern sind viele gefallen.
Die übrig gebliebenen stiegen wieder in ihre Schiffe und ruderten fort.
    Andere Leute hätten sich jetzt – nach einem solchen Sieg über eine derartige Übermacht – wahrscheinlich so gefreut, dass sie
an nichts anderes gedacht hätten. Aber Miltiades war nicht nur mutig, er war
auch gescheit. Er hatte gesehen, dass die persischen Schiffe gar nicht wirklich
davongerudert waren, sondern in Richtung Athen, in dem es ja jetzt gar keine
Soldaten mehr gab und das leicht zu überrumpeln gewesen wäre. Glücklicherweise
war der Seeweg weiter als der Landweg von Marathon aus. Man musste um eine
lange Landzunge herumfahren, die man auch zu Fuß durchqueren konnte. Das tat
Miltiades. Er schickte einen Boten, der laufen sollte, so schnell er konnte, um
die Athener zu warnen. Es war der berühmt gewordene Marathonlauf. Denn der Bote
lief so, dass er nur noch seinen Auftrag ausrichten konnte und dann tot umsank.
    Aber auch Miltiades mit dem ganzen Heer ist denselben Weg in
riesiger Eile marschiert. Und richtig, als sie alle am Hafen von Athen standen,
erschien gerade die persische Flotte am Horizont. Die Perser hatten das nicht
erwartet. Mit diesem tapferen Heer wollten sie nicht wieder zu tun bekommen. So
ruderten sie nach Hause, und nicht nur Athen, sondern ganz Griechenland war
gerettet. Das war im Jahre 490 vor Christus.
    Man kann sich vorstellen, dass der Großkönig Dareios nur so
geschnaubt hat vor Wut, als er die Niederlage von Marathon erfuhr. Er konnte
aber in dem Augenblick nicht viel Neues gegen Griechenland unternehmen, da in
Ägypten ein Aufstand ausgebrochen war, gegen den er seine Truppen führen
musste. Kurz darauf ist er gestorben und hat seinem Nachfolger Xerxes die
Aufgabe hinterlassen, an Griechenland gründlich Rache zu nehmen.
    Xerxes, der ein harter, herrschsüchtiger Mann war, ließ sich das
auch nicht zweimal sagen. Er sammelte ein Heer aus allen Völkerschaften, die
den Persern untertan waren, aus Ägyptern und Babyloniern, aus Persern und
Kleinasiaten. Alle waren sie in ihren Landestrachten gekommen und mit ihren
Waffen, mit Pfeil und Bogen, Schild und Schwert, mit Speeren, Streitwagen oder
Schleudern. Es war ein ungeheures, buntes Gewimmel, man sagt, es waren mehr als
eine Million Menschen, und es war nicht abzusehen, was die Griechen anfangen
würden, wenn sie herankämen. Diesmal ist Xerxes persönlich mitgezogen. Als das
Heer an der Meerenge, wo heute Istanbul steht, über die Schiffsbrücke zog,
herrschte hoher Wellengang, sodass die Brücke nicht standhielt. Daraufhin ließ
Xerxes in seiner Wut das Meer mit Ketten peitschen. Das Meer aber wird sich
wohl nicht viel daraus gemacht haben.
    Ein Teil des Riesenheeres fuhr wieder zu Schiff gegen Griechenland,
ein Teil marschierte zu Land. Im Norden Griechenlands versuchte

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