Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
Vom Netzwerk:
Feldern
arbeiten ließen. Aber diese Knechte waren zahlreicher als ihre Herren, die
Spartaner. Darum mussten die Spartaner ständig achtgeben, dass sie nicht wieder
hinausgeworfen wurden. Sie durften an nichts denken als daran, stark zu sein
und kampfestüchtig, um die Knechte und die umliegenden Völker, die noch frei
waren, im Zaum zu halten.
    Sie dachten auch wirklich an nichts anderes. Dafür hatte schon ihr
Gesetzgeber Lykurg gesorgt. Wenn ein Spartanerkind zur Welt kam, das
anscheinend schwach und für den Kriegsdienst nicht zu brauchen war, brachte man
es schleunigst um. War es aber stark, so musste es noch stärker werden, musste
von früh bis abends turnen, es mußte lernen, Schmerzen, Hunger und Kälte zu
ertragen, bekam schlecht zu essen und durfte sich kein Vergnügen gönnen.
Manchmal schlug man die Burschen ohne Grund, nur damit sie sich daran
gewöhnten, den Schmerz zu verbeißen. Eine solch harte Erziehung nennt man noch
heute »spartanisch«. Du weißt, dass sie Erfolg hatte. Bei den Thermopylen im
Jahre 480 vor Christus haben sich wirklich alle Spartaner von den Persern
niedermetzeln lassen, wie ihr Gesetz es befahl. So sterben können ist keine
Kleinigkeit. Aber leben können ist vielleicht noch schwerer. Und darum haben
sich die Athener bemüht. Nicht um ein gutes und angenehmes Leben, sondern um
eines, das einen Sinn hat. Um eines, von dem etwas übrig bleibt, wenn man
stirbt. Von dem auch Spätere etwas haben. Du wirst sehen, wie ihnen das
gelungen ist.
    Die Spartaner waren eigentlich so kriegerisch und tapfer geworden
aus Furcht. Aus Furcht vor ihren eigenen Knechten. In Athen gab es viel weniger
Grund zur Furcht. Dort war alles anders. Es gab keinen solchen Zwang. Auch in
Athen hatte einmal der Adel geherrscht wie in Sparta. Auch dort hatte es
strenge Gesetze gegeben, die ein Athener mit Namen Drakon verfasst hatte. Sie
waren so streng und hart, dass man heute noch von drakonischer Strenge spricht.
Aber die athenische Bevölkerung, die ja auf ihren Schiffen weit herumkam und
allerhand gesehen und gehört hatte, ließ sich das nicht lange gefallen.
    Ein Adeliger war selbst so weise gewesen, eine neue Ordnung des
ganzen kleinen Staates zu versuchen. Dieser Adelige hieß Solon, und die
Verfassung, die er Athen im Jahre 594 vor Christus, also zur Zeit
Nebukadnezars, gab, hieß die solonische. Danach sollte das Volk, die Bürger der
Stadt, immer selbst entscheiden, was zu geschehen habe. Sie sollten sich auf
dem Marktplatz von Athen versammeln und dort abstimmen. Die Mehrheit sollte
entscheiden und auch einen Rat von erfahrenen Männern wählen, der die Entscheidungen
durchführen konnte. Eine solche Art der Verfassung heißt Volksherrschaft, auf
Griechisch: Demokratie. Freilich gehörte nicht jeder, der in Athen wohnte, zu
den Bürgern, die in der Versammlung abstimmen durften. Es gab da Unterschiede,
je nach dem Vermögen des Einzelnen. Viele Einwohner Athens nahmen also nicht an
der Herrschaft teil. Aber jeder konnte es doch dazu bringen. Und so hat sich
auch jeder für die Angelegenheiten der Stadt interessiert. Stadt heißt
griechisch Polis, und die Sache der Stadt war die Politik.
    Eine Zeit lang haben allerdings einzelne Adelige, die sich beim Volk
beliebt gemacht hatten, die Herrschaft an sich gerissen. Solche Einzelherrscher
nannte man Tyrannen. Aber bald wurden sie vom Volk wieder vertrieben, und nun
hat man noch mehr darauf geachtet, dass wirklich das Volk selbst herrsche. Ich
habe dir schon erzählt, was für unruhige Geister die Athener waren. Darum haben
sie aus lauter Angst, sie könnten ein zweites Mal ihre Freiheit verlieren, alle
Politiker hinausgeworfen und aus der Stadt verbannt, von denen sie fürchteten,
sie könnten einen zu großen Anhang bekommen und sich so zu Alleinherrschern
machen. Es war das freie athenische Volk, das die Perser besiegt hat, dasselbe,
das dann Miltiades und Themistokles so undankbar behandelte.
    Einen aber hat es nicht so behandelt. Das war ein Politiker mit
Namen Perikles. Er verstand es, in den Volksversammlungen so zu sprechen, dass
die Athener immer weiter glaubten, sie bestimmten und beschlössen, was
geschehen solle, während es in Wirklichkeit Perikles schon längst beschlossen
hatte. Nicht weil er irgendein neuartiges Amt oder eine besondere Macht gehabt
hätte, sondern einzig, weil er der Gescheiteste war. So arbeitete er sich in
die Höhe und hat seit dem Jahre 444 vor Christi Geburt – diese Zahl ist so
schön wie die Zeit, die sie

Weitere Kostenlose Bücher