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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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alles weggegeben und sich fast
nackt in eine Tonne auf den Marktplatz von Korinth gesetzt. Dort hauste er, so
frei und unabhängig wie ein herrenloser Hund. Auch Alexander wollte diesen
merkwürdigen Kauz kennenlernen, und so besuchte er ihn. Er trat in prachtvoller
Rüstung und mit wehendem Helmbusch vor die Tonne und sagte: »Du gefällst mir,
du kannst dir irgendetwas von mir wünschen, ich will es dir gewähren.«
Diogenes, der gerade behaglich in der Sonne lag, sagte: »Ja, König, ich hätte
schon einen Wunsch.« – »Nun?« – »Du machst mir da Schatten, bitte, geh mir aus
der Sonne.« Auf Alexander machte dies so einen Eindruck, dass er gesagt haben
soll: »Wenn ich nicht Alexander wäre, so wollte ich Diogenes sein.«
    Von einem solchen König waren die Griechen im Heer bald ebenso
begeistert wie die Makedonier. Sie wollten gern für ihn kämpfen. Darum war
Alexander voll Zuversicht, als er nach Persien zog. Er verschenkte alles, was
er besaß, an seine Freunde. Die fragten ihn ganz erschrocken: »Was bleibt denn
dann dir?« – »Die Hoffnung«, soll er geantwortet haben. Diese Hoffnung hat ihn
nicht getäuscht. Er kam mit seinem Heer zuerst nach Kleinasien. Dort stellte
sich ihm das erste persische Heer entgegen. Es war zwar größer als sein
eigenes, aber eigentlich nur ein ungeordneter Soldatenhaufen ohne einen
richtigen Feldherrn. Die Perser wurden sofort in die Flucht geschlagen, denn
das Heer Alexanders kämpfte sehr mutig, und Alexander selbst kämpfte am
mutigsten und war dort, wo es am wildesten zuging.
    In dem eroberten Kleinasien spielt die berühmte Geschichte vom
gordischen Knoten. Die war so: In der Stadt Gordium gab es in einem Tempel
einen alten Wagen, an dem die Deichsel mit einem Riemen befestigt und riesig
fest verschlungen und verknotet war. Nun war geweissagt worden, dass der, der
diesen verflochtenen Knoten lösen könne, die Weltherrschaft erlangen werde.
Alexander versuchte es nicht lange, an dem Knoten herumzunesteln, der anscheinend
noch ärger war als ein Knoten im Schnürsenkel, wenn man gerade Eile hat. Er
tat, was mir meine Mutter nie erlaubt hat: Er nahm sein Schwert und hieb ihn
einfach mitten durch. Das bedeutete gleichzeitig: »Mit dem Schwert in der Hand
erobere ich die Welt und erfülle so die alte Weissagung.« Und so tat er es ja
auch.
    Die weitere Geschichte dieser Eroberung siehst du eigentlich besser
auf der Landkarte. Denn Alexander zog nicht gleich nach Persien hinein. Er
wollte nicht die persischen Provinzen Phönizien und Ägypten im Rücken haben,
ehe er sie unterworfen hatte. Auf seinem Weg dorthin versuchten ihn die Perser
bei einer Stadt namens Issus aufzuhalten. Er schlug sie nieder und erbeutete
die prachtvollen Zelte und Schätze des persischen Königs. Auch die Frau und die
Schwester des Königs nahm er gefangen und behandelte sie sehr höflich und
anständig. Das war im Jahre 333, das merkst du dir leicht mit dem alten
Schulvers: »Drei, drei, drei: bei Issus Keilerei«.
    Phönizien war nicht so leicht zu erobern. Sieben Monate lang musste
er die Stadt Tyrus belagern. Dafür hat er sie dann auch besonders grausam
zerstört. In Ägypten erging es ihm besser. Die Ägypter waren ja froh, die
Perser loszuwerden, und unterwarfen sich ihm freiwillig, weil er der Feind der
Perser war. Er wollte aber auch ein richtiger Herrscher über die Ägypter sein,
so wie sie es gewohnt waren. So zog er durch die Wüste nach einem Tempel des
Sonnengottes und ließ die Priester sagen, dass er der Sohn der Sonne sei, also
der rechte Pharao. Ehe er aus Ägypten wieder fortzog, gründete er noch eine
Stadt am Meer. Er nannte sie nach sich selbst: Alexandria. Sie steht heute noch
und war lange eine der mächtigsten und reichsten Städte der Welt.

    Jetzt erst zog er gegen Persien. Der Perserkönig hatte inzwischen
einen riesigen Heerhaufen gesammelt und erwartete Alexander in der Nähe des
alten Ninive, bei dem Ort Gaugamela. Vorher schickte er Boten an Alexander, um
ihm sein halbes Königreich als Geschenk und seine Tochter zur Frau anzubieten,
wenn er sich zufriedengäbe. Alexanders Freund, Parmenios, sagte damals: »Wenn
ich Alexander wäre, würde ich das annehmen.« Alexander antwortete: »Ich auch,
wenn ich Parmenios wäre.« Er wollte lieber über die ganze Welt herrschen als
über die halbe. Und hat auch das letzte und größte persische Heer geschlagen.
Der Perserkönig floh in die Berge und wurde dort ermordet.
    Alexander bestrafte die Mörder. Er war jetzt König

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