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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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Verbeugungen angekommen ist, sondern auf die großen Geheimnisse
der Welt. Etwa zur selben Zeit wie Konfuzius lebte auch in China solch ein Weiser.
Er hieß Lao Zi. Man kennt ihn bei uns als Laotse. Man erzählt, dass er Beamter gewesen
sei, dass ihm aber das ganze Getriebe unter den Menschen nicht gefallen habe. So
legte er sein Amt nieder und wanderte in die einsamen Berge an den Grenzen
Chinas, um Einsiedler zu werden.
    Ein einfacher Zollwächter auf der Landstraße an der Grenze soll ihn gebeten
haben, ihm doch seine Gedanken aufzuschreiben, ehe er die Menschen verlasse. Und
Laotse tat es. Ob sie aber der Zollwächter verstanden hat, weiß ich nicht, denn
sie sind sehr geheimnisvoll und schwierig. Ihr Sinn ist ungefähr der: In der ganzen
Welt, in Wind und Wetter, in Pflanzen und Tieren, im Wechsel von Tag und Nacht,
im Kreisen der Sterne waltet ein großes Gesetz. Er nennt es: Tao, das heißt so
viel wie Weg. Nur der Mensch mit seiner Unruhe, mit seiner Betriebsamkeit, mit seinen
vielen Plänen und Gedanken, ja auch mit seinen Opfern und Gebeten lässt dieses Gesetz
sozusagen nicht an sich heran, er lässt es nicht zur Wirkung kommen, er stört seinen
Gang.
    Das Einzige, was man also tun muss, so meint Laotse, ist: nichts
tun. Ganz still sein innerlich. Nicht herumschauen und nicht herumhorchen,
nichts wollen und nichts meinen. Wer es so weit bringt, dass er wird wie ein
Baum oder wie eine Blume, so absichtslos und willenlos, in dem wird das große
allgemeine Gesetz, das Tao, auch zu wirken beginnen, das den Himmel kreisen
lässt und den Frühling heraufführt. Diese Lehre, das wirst du einsehen, ist
schwer zu verstehen und noch schwerer zu befolgen. Vielleicht hat es Laotse in
der Einsamkeit des fernen Gebirges so weit gebracht, durch Nichtstun zu wirken,
wie er sagt. Aber im ganzen ist es schon gut, dass nicht Laotse, sondern
Konfuzius der große Lehrer seines Volkes geworden ist. Oder was meinst du?

Das größte Abenteuer
    Die schöne Zeit in Griechenland hat nur ganz kurz gedauert.
Dann war Schluss damit. Die Griechen konnten alles, aber Ruhe halten konnten
sie nicht. Vor allem vertrugen sich Athen und Sparta auf die Dauer nicht. Es
kam schon seit 420 vor Christus zu einem langen, erbitterten Krieg zwischen den
beiden Städten. Er heißt der Peloponnesische Krieg. Die Spartaner zogen vor
Athen und verwüsteten das Land fürchterlich. Sie hackten alle Ölbäume um. Das
war ein entsetzliches Unglück, denn ein neu gepflanzter Ölbaum braucht sehr
lange, bis er Früchte tragen kann. Die Athener wieder zogen gegen die
spartanischen Pflanzstädte oder Kolonien südlich von Italien, in Sizilien und
gegen Syrakus. Es war ein langes Hin und Her, es gab eine schwere Seuche in Athen,
an der Perikles starb, und schließlich hat Athen den Krieg verloren; seine
Mauern wurden eingerissen. Aber wie das so bei Kriegen zugeht, war schließlich
das ganze Land vom Kampf erschöpft. Auch die Sieger. Noch ärger ging es zu, als
ein kleiner Stamm in der Nähe von Delphi, den die dortigen Priester gereizt
hatten, das Orakelheiligtum des Apollo besetzte und plünderte. Es entstand ein
wildes Durcheinander.
    In dieses Durcheinander mischte sich ein fremdes Volk. Kein sehr fremdes.
Es waren die Menschen, die in den Gebirgen nördlich von Griechenland wohnten
und Makedonier hießen. Die Makedonier waren den Griechen verwandt, aber sie
waren wild und kampfgeübt und hatten einen sehr gescheiten König: Philipp.
Dieser Philipp von Makedonien sprach ausgezeichnet Griechisch und kannte die
griechischen Sitten und die griechische Kultur sehr gut. Sein Ehrgeiz war,
König über ganz Griechenland zu werden. Beim Kampf um das griechische Heiligtum
Delphi, der doch alle Völker mit griechischer Religion anging, hatte er eine
gute Gelegenheit einzugreifen. Zwar gab es in Athen einen Politiker und berühmten
Redner in der Volksversammlung, der immer wieder gegen diese Pläne König
Philipps von Makedonien wetterte; es war der Redner Demosthenes, und seine
Reden gegen Philipp heißen Philippiken. Aber Griechenland war zu uneinig, um
sich richtig zu wehren.
    Bei dem Ort Chäronea siegten König Philipp und das kleine Makedonien
über dieselben Griechen, die sich kaum mehr als hundert Jahre früher gegen das riesige
Perserheer hatten verteidigen können. Mit der griechischen Freiheit war es vorbei.
Dieses Ende der Freiheit, von der die Griechen am Schluss so schlecht Gebrauch gemacht
hatten, fiel in das Jahr 338 vor Christus. König Philipp wollte

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