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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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von ganz Persien.
Zu seinem Reich gehörten nun Griechenland, Ägypten, Phönizien mit Palästina,
Babylonien, Assyrien, Kleinasien und Persien. Er suchte das Ganze neu zu
ordnen. Seine Befehle reichten jetzt wirklich vom Nil bis weit ins heutige
Sibirien hinein.
    Dir und mir wäre das wahrscheinlich genug gewesen. Alexander aber
noch lange nicht. Er wollte über neue, unentdeckte Länder herrschen. Er wollte
die rätselhaften, fernen Völker sehen, von denen manchmal Kaufleute erzählten,
die mit seltenen Waren vom Osten nach Persien kamen. Er wollte, wie der Gott
Bacchus in einer griechischen Sage, im Triumphzug bis zu den sonnenverbrannten
Indern vordringen und sich von ihnen huldigen lassen. So blieb er wirklich
nicht lange in der persischen Hauptstadt, sondern zog im Jahre 327 mit seinem
Heer unter den abenteuerlichsten Gefahren über die Pässe des fremden,
unerforschten Hochgebirges hinunter in das Tal des Indus, nach Indien. Die
Inder aber haben sich ihm nicht freiwillig unterworfen. Besonders die Büßer und
Einsiedler in den Wäldern predigten gegen den Eroberer aus dem fernen Westen.
So musste Alexander jede Stadt, die von den indischen Kriegern der Kriegerkaste
tapfer verteidigt wurde, gesondert belagern und erobern.
    Er selbst zeigte dabei seine ganze Kühnheit. An einem Nebenfluss des
Indus erwartete ihn der indische König Porus mit einem gewaltigen Heer von
Kriegselefanten und Fußvolk. Er stand jenseits des Flusses, und Alexander
musste angesichts des feindlichen Heeres mit seinen Soldaten über den Fluss
setzen. Dass ihm dies gelang, gehört zu seinen größten Taten. Noch merkwürdiger
aber ist, dass er dieses Heer in der brütenden, feuchten Hitze von Indien wirklich
geschlagen hat. Man führte Porus gefesselt vor ihn. »Was willst du von mir?«,
hat Alexander gefragt. »Dass du mich königlich behandeln sollst.« – »Sonst
nichts?« – »Nein«, war die Antwort, »damit ist schon alles gesagt.« Das machte
auf Alexander einen solchen Eindruck, dass er Porus sein Königreich zurückgab.
    Er selbst aber wollte noch weiter nach Osten, zu fremderen,
geheimnisvolleren Völkern im Tal des Flusses Ganges. Da aber wollten seine
Soldaten nicht mehr. Sie wollten nicht immer weiter und weiter bis ans Ende der
Welt, sie wollten auch einmal nach Hause. Alexander bat sie, er drohte ihnen,
er würde allein gehen, er trotzte drei Tage lang und verließ sein Zelt nicht.
Schließlich waren die Soldaten doch stärker, er musste umkehren.
    Aber eines hat er doch bei ihnen durchgesetzt: Dass sie nicht auf
demselben Weg zurückkehrten, auf dem sie gekommen waren. Zwar wäre das weitaus
das Einfachste gewesen, da doch diese Gegenden schon erobert waren. Aber
Alexander wollte Neues sehen, Neues erobern. So zog er am Indusfluss bis zum
Meer hinunter. Einen Teil des Heeres schickte er auf Schiffen den Seeweg nach
Hause. Er selbst aber zog unter neuen, entsetzlichen Beschwerden durch die
trostlose, steinige Wüste. Er litt alle Entbehrungen mit, die sein Heer zu
leiden hatte, und gönnte sich nicht mehr Wasser oder Ruhe als den anderen. Er
kämpfte in der vordersten Reihe und entging damals wirklich nur durch ein
Wunder dem Tod.
    Einmal wurde eine Festung belagert. Man legte Leitern an und stieg
die Mauern hinauf. Alexander als Allererster. Als er oben stand, brach die
Leiter unter seinen nachstürmenden Soldaten, und er stand allein auf dem Wall.
Man schrie ihm zu, er solle schleunigst zurückspringen, aber er sprang von der
Mauer direkt in die Stadt, stellte sich gegen die Wand und deckte sich mit dem
Schild gegen die Übermacht der Feinde. Schon war er durch einen Pfeilschuss
verwundet, als endlich die anderen über die Mauer nachkamen, um ihn zu retten.
Es muss sehr aufregend gewesen sein.
    Endlich kamen sie doch wieder zur persischen Hauptstadt. Die aber
hatte Alexander verbrannt, als er sie erobert hatte. So hielt er dann in
Babylon Hof. Er konnte es sich ja aussuchen. Er, der jetzt für die Ägypter der
Sohn der Sonne war und für die Perser der König der Könige, der in Indien seine
Truppen hatte und in Athen, wollte nun auch so auftreten, wie man es von einem
richtigen Herrscher der Welt erwartet.
    Vielleicht tat er das nicht aus Stolz, sondern weil er als Schüler
des Aristoteles die Menschen sehr gut kannte und wusste, dass Macht nur in
Verbindung mit Pracht und Würde den richtigen Eindruck macht. So führte er die
ganzen feierlichen Zeremonien ein, die seit Jahrtausenden an den Höfen der
Herrscher von

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